Uni-Druckerei bereitet Großauftrag vor Bonner Stimmzettel für die Bundestagswahl stammen aus Dransdorf

Dransdorf · Die Universitäts-Buchdruckerei hat den Umbruch nach dem Regierungsumzug gut überstanden. Nun gibt es sogar einen Großauftrag zur Belohnung.

Aktuell bereiten Petra Clemens und ihre Mitarbeiter die Stimmzettel für die Bundestagswahl im September vor.

Aktuell bereiten Petra Clemens und ihre Mitarbeiter die Stimmzettel für die Bundestagswahl im September vor.

Foto: Martin Wein

Am 24. September haben ihn alle Wähler vor Augen – den Stimmzettel zur Bundestagswahl 2017. Damit alle Bonnerinnen und Bonner ihre Kreuzchen an den gewünschten Stellen machen können, ist das amtliche Dokument für den Wahlreis 96 bereits fertig angelegt. „An der Reihenfolge der Kandidaten ändert sich hier und da noch etwas“, sagt Petra Clemens, die Prokuristin der Bonner Universitäts-Buchdruckerei (BUB) mit Blick auf die Vorlage aus dem Plotter.

Erst in einigen Tagen wird deshalb der Kreiswahlleiter die Freigabe für den wichtigen Druckauftrag erteilen. Dann beginnt auf dem Werksgelände in der Justus-Liebig-Straße 6 in Dransdorf die Arbeit.

Erfahrungen mit sensiblen Aufträgen und wichtigen Kunden haben die Mitarbeiter der BUB schon seit Generationen. Anders als der Name vermuten lässt, ist das Unternehmen zwar bewusst kein Teil der Bonner Universität, aber fast genauso alt. Schon aus dem Jahr 1819 stammt der älteste Beleg für eine Druckerei, die ein Buchdruckermeister Kupferberg aus Mainz in drei Räumen des Kurfürstlichen Schlosses einrichtete. „Die waren fensterlos und so desolat, dass die ein Jahr zuvor gegründete Universität keine Verwendung dafür hatte“, berichtet Clemens, die in ihrer Freizeit regelmäßig historische Führungen für den Verein Stattreisen anbietet.

Blütezeit zur Zeit der Bonner Republik

Der erste Versuch hat nur drei Jahre gedauert. Dann hatte Buchdrucker Kupferberg genug und ging zurück nach Mainz. Mehrfach wechselten die Besitzer, bis Vater und Sohn Carl-Heinrich und Wilhelm Georgi das Unternehmen festigten. 1875 wurde der Firma das Prädikat „Universitäts-Buchdruckerei“ verliehen.

Nach dem Ersten Weltkrieg wechselte die BUB in die Hände der Familie Scheuer. 1944 wurde dann alles Inventar bei einem Luftangriff zerstört. Der Eigentümer und fast seine gesamte Familie kamen kurz darauf bei einem Bombardement in Dresden ums Leben. Auf dem Trümmergrundstück entstand nach Kriegsende die Auffahrt zur Kennedybrücke. Doch ab 1949 wurde auch bei der BUB wieder gearbeitet – in ausgedienten Pferdeställen in der Arminiusstraße. 1954 übernahm der Bonner Verleger Erich Stollfuß die Druckerei.

In den Zeiten der Bonner Republik erlebte die BUB dann ihre größten Zeiten. Alle Drucksachen der Bundesministerien und des Bundestages kamen aus der Baumscheidtstraße 6, wo das Unternehmen gleich neben der FDP-Zentrale seinen Sitz hatte. „Ich konnte immer sehen, wenn Otto Graf Lambsdorff oder Hans-Dietrich Genscher sich vorfahren ließen“, erzählt Petra Clemens. 1978 fing sie als Studentin stundenweise bei der BUB an und diente sich hoch. „Damals arbeiteten wir noch mit Bleisatz. Das war eine Heidenarbeit, damit die Sitzungsprotokolle des Bundestages pünktlich fertig wurden.“ Auch viele Verbände und Organisationen wurden Kunden der BUB – und natürlich die Universität, die unter anderem zweimal im Jahr ihr Vorlesungsverzeichnis hier drucken ließ.

Analog hat noch immer seinen Wert

Vieles hat sich seither geändert. Das Finanzministerium ist Kunde der BUB geblieben, ebenso der Bund der Steuerzahler mit seiner Zeitschrift und seinem jährlichen Schwarzbuch. Das passt auch zum Verlagsprogramm von Stollfuß, das viel Steuerliteratur umfasst. Viele andere Kunden wanderten mit dem Regierungsumzug ab. Und das Vorlesungsverzeichnis der Uni gibt es seit mehr als zehn Jahren nur noch digital. Mit dem Umzug auf ehemalige Lagerflächen in Dransdorf 2006 reagierte das Unternehmen und verkleinerte sich.

Andererseits schuf die fortschreitende Drucktechnik neue Möglichkeiten für den mittelständischen Betrieb. „Mit dem Digitaldruck sind heute ja sogar kleinste Auflagen möglich“, erklärt Druckmeister Ralf Ockenfels. Die BUB sorgte immer für den neuesten Maschinenpark. Der moderne Digitaldrucker druckt, beschneidet und sortiert die Druckwerke mit kleiner Auflage und spuckt sie komplett fertig aus.

Nur bei einem Papierstau muss der Druckmanager noch nachhelfen. „Diese rasante technische Entwicklung hat die Anzahl der Druckwerke vervielfältigt“, beobachtet Clemens. Selbst vollfarbige Bücher mit festem Einband kosten heute in Kleinstauflagen kein Vermögen mehr. Zwar könnte man deren Inhalt auch einfach ins Netz stellen. Aber Clemens ist sicher: „Für viele Menschen hat ein gedrucktes Buch noch immer einen viel höheren Stellenwert. Und auch gewählt wird bis auf Weiteres in Deutschland noch ausschließlich analog.“

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