Stichtag ist der 1. April Bonner Stadtwerke erhöhen Preise für Strom und Gas

BONN · Die Bonner Stadtwerke haben zum 1. April eine Erhöhung der Preise für Gas und Strom angekündigt. Als Grund nannten die Stadtwerke höhere Preise bei der Beschaffung und die Netzentgelte.

Bonner Strom wird auch im Heizkraftwerk Bonn-Nord an der Karlstraße erzeugt.

Bonner Strom wird auch im Heizkraftwerk Bonn-Nord an der Karlstraße erzeugt.

Foto: Volker Lannert

Die Stadtwerke Energie und Wasser erhöhen die Preise für Gas und Strom in den Basistarifen ab dem 1. April - zum Teil drastisch. Im Basistarif Strom werden künftig für den verbrauchsunabhängigen Grundpreis statt bisher 110,64 Euro jährlich 142,80 Euro fällig (plus 29 Prozent). Der Verbrauchspreis pro Kilowattstunde steigt von 25,57 Cent auf 26,80 Cent (plus 4,8 Prozent). Bei einer vierköpfigen Familie rechnen Verbrauchsportale wie Verivox und Check 24 mit einem jährlichen Gesamtverbrauch von 5000 Kilowattstunden. Ein solcher Haushalt müsste im SWB-Basistarif statt bisher 1389,14 künftig 1482,80 Euro bezahlen.

Wie Stadtwerke-Sprecher Werner Schui auf Nachfrage sagte, würden die Kunden der SWB bald Post erhalten, in der die Preiserhöhungen mitgeteilt würden. Grund seien gestiegene Beschaffungspreise, Netzentgelte und Steuern. Die Gewinnerwartungen des Stadtrats an das Kommunalunternehmen hätten mit dem Preisanstieg nichts zu tun: In diesem Jahr sollen die SWB drei Millionen Euro an die Stadt überweisen, ansteigend bis zu fünf Millionen in den kommenden Jahren.

Gestiegene Beschaffungskosten und Netzentgelte seien auch für den Preisanstieg beim Erdgas verantwortlich. Der Grundpreis steigt zum 1. April von 35,76 auf 57,12 Euro (plus 59,7 Prozent), der Verbrauchspreis von 7,45 auf 8,23 Euro (plus 10,5 Prozent). In der Grundversorgung Gas sei es die erste Preisanpassung seit fünf Jahren, erklärte Schui. Den Strompreis hatten die SWB im vergangenen April je nach Tarif um 2,95 und 5,21 Prozent erhöht. Schui weist darauf hin, dass die Erhöhungen nur die Basistarife, nicht die anderen Tarife im Portfolio betreffen.

SWB erhöht Preise nicht allein

Das Bonner Unternehmen Knauber, das sowohl Strom als auch Erdgas anbietet, erhöht nach eigenen Angaben nicht zu einem bestimmten Stichtag die Preise. Die meisten Kunden hätten Laufzeitverträge zwischen ein und drei Jahren mit einer Preisgarantie für den jeweiligen Zeitraum.

Die SWB sind bei Weitem nicht die einzigen Dienstleister, die die Preise erhöhen. Vergleichsportale wie Verivox und Check 24 haben bereits Ende vergangenen Jahres berichtet, dass weit mehr als 200 Dienstleister um durchschnittlich vier bis fünf Prozent erhöht hätten. Zum Geschäftsmodell dieser beiden Portale gehört es, Geld mit Provisionen über Vertragsabschlüsse von Stromwechslern zu verdienen.

Wie Udo Sieverding, Leiter des Bereichs Energie bei der Verbraucherzentrale NRW, sagte, seien seit Jahresbeginn weitere Preiserhöhungen durch Anbieter hinzugekommen. Die Verteuerung kritisiert der Verbraucherschützer. Zwar seien die Beschaffungskosten gestiegen, „aber viele Dienstleister haben jahrelang die Preise nicht gesenkt, obwohl der Einkauf billiger war“. Ihn ärgere, dass die Kostensteigerung nun sofort an die Verbraucher durchgereicht würde.

Markt für Verbraucher nur schwer zu verstehen

Die Verbraucherzentrale bearbeite weiterhin viele strittige Fälle von Billiganbietern: Der Markt sei für Verbraucher schwer zu durchdringen, weil viele Unternehmen mit Boni arbeiteten. Nach kurzer Laufzeit erhöhten sie dann die Preise. Immer wieder kommt es bei diesen Geschäftsmodellen zu finanziellen Schräglagen. Die SWB betreuen seit Anfang des Jahres Kunden mehrerer Energie-Discounter, die Insolvenz angemeldet haben. Darunter befinden sich Kunden der Deutschen Energie GmbH (DEG) sowie der Bayerischen Energieversorgung (BEV).

Die Fraktionen der Linken und des Bürger Bunds Bonn sehen trotz Dementi der SWB einen Zusammenhang mit den Gewinnerwartungen der Stadt. Sowohl Michael Faber (Linke) als auch Marcel Schmitt (BBB) halten die Preiserhöhungen für ein Mittel, die Ausschüttungsziele an die Stadt über die Energiekunden zu finanzieren.

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