Restmüll wird hinzugestellt Bonner Sperrmüll-System steht in der Kritik

Bonn · Seit etwa einem Jahr testet der Entsorger Bonnorange das Angebot Sperrmüll auf Abruf. Nun aber gibt es Kritik an der Vorgabe, den Müll erst am Abholtag auf die Straße zu stellen.

Als er kürzlich seinen Sperrmüll von Bonnorange abholen ließ, war es für Florian Kastl nur ärgerlich. Soll doch das neue System „Sperrmüll auf Abruf“ dafür sorgen, dass alles etwas gesitteter zugeht und auf der Straße keine Müllberge mehr entstehen, ging der Plan in diesem Fall nicht auf. „Es entwickelte sich nach und nach und über Nacht das 'Fledderchaos' alter Sperrmülltage“, erklärt er. Restmüll, der dazu gestellt, aber von Bonnorange nicht abgeholt wurde, habe am Ende der Hausmeister entsorgen müssen. „Man bekommt ein schlechtes Gewissen und ärgert sich nur über das neue System“, so Kastl.

Ein schlechtes Gewissen auf der einen Seite, weil Bonnorange vorschreibt, den Müll eigentlich erst am gleichen Tag, ganz früh morgens, vor die Haustür zu stellen. Kastl habe es bereits einen Abend vorher getan, erklärt er zwar. Aber eben deshalb, weil er morgens zwischen fünf und sechs Uhr seine Nachbarn mit lautem Gerumpel nicht aus dem Bett werfen wollte. „Eine solche Vorschrift ist weder kunden- noch serviceorientiert.“ Kastl ärgert sich, dass vieles liegen blieb an diesem Morgen. „Denn wenn keiner abholt, landet der Müll zudem im Gebüsch oder neben den Müllcontainern, wie man zunehmend beobachten kann.“ Eine für sich gute Idee treffe hier eben auf die Realität.

Seit etwa einem Jahr testet der kommunale Entsorger Bonnorange das Angebot „Sperrmüll auf Abruf“. Bisher gab es immer vier feste Termine im Jahr. Jetzt können Bürger in einigen Stadtteilen bei Bedarf einen Termin zur Abholung vereinbaren.

Problem mit "Fledderchaos"

Zum Fall von Kastl erklärt Bonnorange auf Anfrage des General-Anzeigers, dass genau deshalb gebeten werde, den Sperrmüll erst am Abholtag auf die Straße zu stellen: Was abends schon herausgestellt werde, „wirkt oft wie ein Magnet für weiteren Sperrmüll, der dann volumenmäßig aber in der genau berechneten Tour nicht eingeplant war. Dazu kommt dann eben oft das 'Fledderchaos' alter Sperrmülltage“, erklärt ein Sprecher. Bonnorange habe mit dem neues System auf Abruf festgestellt, dass das „Fledderchaos“ abgenommen habe. Auszuschließen sei es jedoch nicht.

Kritisch sieht GA-Leser Rolf Engel auch, dass man alles anmelden muss und nichts mehr dazu stellen kann. Der Entsorger müsse so doch öfter fahren. Engel stellt die Wirtschaftlichkeit dessen infrage. Bonnorange erklärt auf Anfrage, dass die Anmeldung wichtig sei für eine effiziente Tourenplanung – wenn die Planung es zulasse, könnte auch mal mehr mitgenommen werden. „Die Erfahrungen in anderen Kommunen zeigen, dass die zu entsorgende beziehungsweise zu verwertende Menge zurückgeht und das Stadtbild sauberer wird“, erklärt der Entsorger.

Ob das neue System nach der Testphase flächendeckend eingeführt wird, entscheidet sich Ende 2019. Vor einem Beschluss werde es eine Befragung der Bürger geben.

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