Prozess vor dem Landgericht Bonner Rapper droht mehrjährige Haftstrafe

Bonn · Sein Metier ist der sogenannte „Gangsta Rap“. Im vergangenen Jahr soll sich der 27 Jahre alte Bonner allerdings nicht so sehr der Musik, sondern vielmehr dem echten Verbrechen gewidmet haben.

Jetzt steht dem in Untersuchungshaft sitzenden Rapper ein Prozess vor dem Landgericht bevor. Wie Gerichtssprecher Bastian Sczech bestätigte, werden dem vorbestraften Mann der Handel mit Drogen, eine versuchte Erpressung, Betrug und ein Verstoß gegen das Waffengesetz zur Last gelegt. Ihm droht nun ein mehrjähriger Gefängnisaufenthalt.

Ins Visier der Polizei rückte der 27-Jährige, als er bei verdeckten Ermittlungen gegen eine Drogenbande, die in Bornheim im großen Stil Marihuana gebunkert hatte, in die Telefonüberwachung geriet. Ab März 2015 kaufte der gelernte Einzelhandelskaufmann laut Anklage mehrfach 100 Gramm bei seinen Dealern.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass er mindestens ein Kilogramm Marihuana weiterverkauft hat. Zudem soll er einen 16 Jahre alten Jugendlichen beauftragt haben, für ihn insgesamt 140 Gramm Marihuana und Haschisch zu verkaufen. Als die Mutter des Teenagers Wind davon bekam und der Polizei die Drogen übergab, soll der Angeklagte die Zeugin angerufen haben. Laut Gerichtssprecher bedrohte und beleidigte er die Frau in dem Telefonat.

Das Geld will er für die Produktion eines Albums gebraucht haben

Ende des Jahres spitzte sich die Situation zu: Durch die verdeckten Ermittlungen erfuhren die Fahnder davon, dass der 27-Jährige anscheinend während eines Streits mit einer scharfen Pistole der Marke Beretta auf seine hochschwangere Freundin geschossen, sie aber nicht getroffen hatte.

Daraufhin schritt die Polizei ein und nahm den Angeklagten Anfang Dezember fest. Bei der Durchsuchung fanden sie unter anderem die Pistole. Im Fall der Schussabgabe hat die Staatsanwaltschaft allerdings keine Anklage erhoben. Sie geht davon aus, dass ein sogenannter strafbefreiender Rücktritt vorlag. Dies bedeutet, dass der 27-Jährige die Möglichkeit gehabt hätte, weitere Schüsse abzugeben. Dies habe er aus freien Stücken heraus jedoch nicht gemacht.

Bei der Auswertung des Mobiltelefons des Angeklagten stießen die Ermittler allerdings auf eine weitere mutmaßliche Straftat des Musikers. Er soll einen 15-Jährigen über mehrere Monate hinweg betrogen und so letztlich 22.300 Euro ergaunert haben. Der anscheinend aus einem vermögenden Elternhaus stammende Jugendliche hatte dem 27-Jährigen sechs Mal Bargeld in jeweils vierstelliger Höhe übergeben – Geld, das der Junge wohl zu Hause heimlich entwendet hatte.

Vorgegaukelt hatte der Musiker seinem Opfer laut Anklage, dass er das Geld für die Produktion eines Rap-Albums brauche und er die Darlehen zurückzahlen werde. Dies soll er in Wahrheit jedoch nie vorgehabt haben. Einige Male seien zwar kleinere Beträge an den 15-Jährigen zurückgeflossen. Das geschah nach Meinung der Staatsanwaltschaft allerdings nur, um neue Darlehen von dem Jungen zu bekommen.

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