Polit-Talk mit Bürgern Mit Bonns Bundestagskandidaten im GA-Cabriobus

Bonn · Der GA-Cabriobus der Stadtwerke Bonn wurde am Sonntagmittag zum politischen Podium. Sechs Bonner Direktkandidaten für den Bundestag stellten sich in dem Bus während der Fahrt durch Bonn den Fragen von 25 GA-Lesern.

 Die Kandidaten für den Bundestag diskutieren im Cabriobus mit GA-Lesern.

Die Kandidaten für den Bundestag diskutieren im Cabriobus mit GA-Lesern.

Foto: Nicolas Ottersbach

Ob Beethovenjubiläum, das WCCB, in dem im November bis zu 25 000 Teilnehmer beim Weltklimagipfel COP 23 erwartet werden, mehr Videoüberwachung oder die Staus in Bonn: Die Leser hatten viele Fragen zu Themen formuliert, die ihnen besonders auf den Nägeln brennen und mit denen sie den Direktkandidaten der Parteien, die gute Aussichten haben, im nächsten Bundestag vertreten zu sein, auf den Zahn fühlen durften.

Mit an Bord: Die Bundestagsabgeordneten Claudia Lücking-Michel (CDU), Ulrich Kelber (SPD) und Katja Dörner (Grüne) sowie Vize-Präsident des Europäischen Parlaments Alexander Graf Lambsdorff, der für die FDP in den Bundestag will, und Sascha Ulbrich (AfD). Ratsherr Holger Schmidt vertrat den Direktkandidaten der Linkspartei, Jürgen Repschläger, der aus beruflichen Gründen verhindert war. Den rollenden Polit-Talk moderierte GA-Redakteurin Lisa Inhoffen.

Da staunten die Passanten nicht schlecht, als der auffällige GA-Cabriobus langsam an ihnen vorbeifuhr und sie dabei Wortfetzen der Diskutanten auffingen. Dank der umsichtigen Fahrweise von SWB-Fahrer Dieter Kuhnt kam auch keiner der Kandidaten zu Fall. Denn die standen für die Antwort meistens auf, damit auch die „Hinterbänkler“ im Bus nur ja alles mitbekamen. Bei strahlendem Sonnenschein – glücklich, wer einen Sonnenhut wie Graf Lambsdorff dabei hatte – steuerte Kuhnt verschiedene Ziele in Bonn an, wo dann an Ort und Stelle diskutiert wurde. Etwa an der Beethovenhalle, dem ersten Stopp, wo natürlich das Beethovenjubiläum 2020 und die laufende Sanierung der Halle im Mittelpunkt der Fragen standen.

Bonn als Beethovenstadt

Auf die Frage der GA-Leser Helmut und Ursula Krüll, warum nicht auch die Künstler einen finanziellen Obolus zum Jubiläum leisteten, waren sich alle Kandidaten einig: Das kann nicht Sache der Künstler sein. Die leisteten ja schließlich ihren musikalischen Beitrag. Vielmehr sollte nachhaltig in Bonn als Beethovenstadt investiert werden.

Ein Stück am Rhein entlang, dann durch das Koblenzer Tor ging es weiter in Richtung Südstadt zur Ermekeilkaserne. Dort, wo seit zwei Jahren Flüchtlinge untergebracht sind, stand die Frage zur Diskussion, ob es eine Obergrenze für Flüchtlinge geben müsse. „Wir brauchen eine gesteuerte Einwanderung und ein Einwanderungsgesetz“, so Lambsdorff. „Migration ist eine Realität im 21. Jahrhundert geworden“, sagte der FDP-Politiker. „Es ist schwierig, eine Obergrenze festzulegen“, meinte Ulbrich. Die Diskussion über eine Obergrenze finde er unpassend, solange man es nicht schaffe, Menschen ohne Aufenthaltsrecht in Deutschland auch abzuschieben.

„Eine Obergrenze lehnen wir ab“, erklärte Holger Schmidt von den Linken. Ähnlich wie ihr Kollege von der FDP spricht sich Lücking-Michel für ein Einwanderungsgesetz aus, um den Menschen „legale Wege der Migration“ zu ermöglichen. Kelber wies bei der Diskussion um Abschiebungen und Kosten für die Unterbringung darauf hin, dass viele Flüchtlinge freiwillig wieder ausreisten. Katja Dörner ist es vor allem wichtig, Flüchtlinge mit Bleibeperspektive besser zu integrieren: „Menschlichkeit kennt keine Obergrenze“, sagte sie.

Sicherheit bei Großveranstaltungen

Gleich mehrere Leser sorgen sich um die Sicherheit bei Großveranstaltungen in Bonn, wie etwa bei der bevorstehenden COP 23: Könnten sich die Bilder vom G 20-Gipfel in Hamburg in Bonn bei der Klimakonferenz COP 23 wiederholen? Die Kandidaten sehen die Konferenz zwar als Herausforderung, aber auch als große Chance für die Bundesstadt Bonn.

In Dottendorf ging es beim Stopp am Hindenburgplatz unter anderem um die Seilbahn zur Uniklinik. Eine Idee, die alle Kandidaten und die meisten GA-Leser im Bus gut finden – wenn sie denn finanzierbar sei. Kontrovers verlief die Debatte um ein mögliches Diesel-fahrverbot. Stark machen wollen sich aber alle Kandidaten dafür, dass nicht die Dieselfahrzeugbesitzer am Ende die Rechnung für den Abgasskandal zahlen müssen.

Leser Sascha Müller lobte die Tour am Ende als „coole GA-Aktion“: „Man hat etwas von Bonn gesehen und gleichzeitig die Kandidaten kennengelernt. Meine Entscheidung für die Bundestagswahl steht auf jeden Fall fest“, sagte er.

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