Anlaufstellen für Wohnungslose Bonner Obdachlose leiden unter eisigen Temperaturen

Bonn · Nächtliche Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt machen zurzeit Obdachlosen Bonn das Leben schwer. Ihnen stehen in Bonn mehrere Anlaufstellen offen. Doch manche bleiben trotzdem in der Kälte.

Eisige Temperaturen von minus 8,6 Grad zeigte das Thermometer der Uni Bonn in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch an. Auch tagsüber stiegen die Temperaturen kaum an. Für Obdachlose birgt die derzeitige Kältewelle Gefahren. Peter sieht man die Strapazen der vergangenen Tage deutlich an. Die Kälte hat seine Hände und sein Gesicht stark mitgenommen. Die Hände sehen feuerrot aus. Wann immer es geht, vergräbt er sie tief in den Taschen seiner Jacke. „In dieser Jahreszeit ist es besonders hart. Irgendwie kommen die wirklich kalten Tage seit einigen Jahren immer erst im Februar“, sagt der Mitte 50 Jahre alte Bonner. Tatsächlich fallen die extrem kalten Tage hierzulande erst auf das Ende des Januars oder in den Februar. Passend dazu die Bauernregel: „Werden die Tage länger, wird der Winter strenger.“

In Bonn stehen wohnungs- und obdachlosen Menschen mehrere Anlaufstellen offen. Männer können sich in der Unterkunft des Prälat-Schleich-Hauses des Caritasverbands Bonn an der Thomastraße, hinter dem Alten Friedhof, melden. Das Haus Sebastian, das der Verein für Gefährdetenhilfe (VfG) an der Sebastianstraße im Auftrag der Stadt betreibt, bietet 70 Schlafplätze. Um aufgenommen zu werden, wird allerdings eine Zuweisung benötigt, die das Amt für Soziales und Wohnen ausstellt. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt öffnen zusätzlich die City-Station an der Thomastraße und auch das Kontaktcafé des VfG an der Quantiusstraße über Nacht.

In der Regel nutzen zwischen acht und zehn Männer die Schlafmöglichkeit in der Notunterkunft im Prälat-Schleich-Haus. „Diesmal waren es zwischen zehn und 13“, sagt Mechthild Greten, Sprecherin des Bonner Caritasverbands. Derzeit ist die City-Station aufgrund der Kältewelle 24 Stunden geöffnet. In den vergangenen Nächten haben sich hier meistens 15 Menschen aufgewärmt.

Am Mittwoch wurden in allen Einrichtungen der Caritas insgesamt 482 Menschen betreut. Pro Tag geben die Mitarbeiter zwischen 100 und 130 warme Mahlzeiten aus, Besucher zahlen hierfür einen Euro. „Das ist in dieser Jahreszeit sehr, sehr wichtig, dass sie eine warme Mahlzeit bekommen“, so Greten. Auch im Kontaktcafé des VfG haben in den vergangenen Tagen Obdachlose Schutz vor der Kälte gesucht. Über Tag betreuen drei Mitarbeiter die Einrichtung, bieten warme Getränke an, kochen und schauen nach den Cafébesuchern. Abends räumen die Mitarbeiter die Stühle zur Seite, der Raum wird dann zum Schlafquartier, in dem Besucher ihre Isomatten und Schlafsäcke auslegen. „Dann gibt es auch Tee oder Kaffee oder einen Snack“, erzählt Maik Schütte, Leiter des Kontaktcafés. Zwischen 20 und 25 Obdachlose haben das Angebot genutzt. Bei der Kälte kämen nicht nur mehr Gäste, sondern sie hielten sich auch länger im Café auf, beobachtet Schütte.

Vereinzelt bleiben manche trotzdem in der Kälte. „Es gibt Menschen, die nicht in eine Unterkunft möchten“, so Greten. Streetworker suchen diese Personen auf, geben wärme Schlafsäcke aus, informieren über Unterkünfte und die Gefahren in kalten Nächten. Da in die Notunterkünfte keine Tiere mitgebracht werden können, bietet das Tierheim Bonn an, Hunde die Nacht über zu betreuen. Obdachlose können bis 21 Uhr ihren Hund beim Tierheim am Lambareneweg 2 a, abgeben und am nächsten Morgen bis 10 Uhr abholen.

Hinweise zu Obdachlosen, die Hilfe benötigen, nimmt der Stadtordnungsdienst der Bonner Verwaltung unter Tel. 0228/77 33 33 entgegen.

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