Extremtour Bonner Luca Park fährt mit dem Rad bis nach Indien

Bonn · Der Bonner Luca Park radelte mit einem Freund vom Kölner Dom bis nach Indien. Auf dem Weg sammelte er eine Menge nachhaltiger Erfahrungen.

 Luca Park (links) und Ben Sladek im Himalaya.

Luca Park (links) und Ben Sladek im Himalaya.

Foto: privat

Diesen Frühlingstag wird Michiko Park so schnell nicht vergessen. Da kam ihr Sohn Luca plötzlich mit dem Rad die Ausfahrt heraufgefahren. „Tausendmal geträumt und dann tatsächlich wieder da“, stöhnt die Mutter im Rückblick. Von Köln nach Sri Lanka und dann wieder zurück ins Rheinland geradelt. Der 24-Jährige hatte mit seinem Freund Ben Sladek in einem Jahr diese Tour auf zwei Rädern quer durch zwei Kontinente geschafft.

Ihr Internetblog „Kreuzkümmel und Kettenfett“, der wegen atemberaubender Bilder und authentischer Texte für den Grimme-Online-Award vorgeschlagen ist, hielt die Familien zwar auf dem Laufenden, aber Michiko Park hatte in Bonn natürlich auch Nachrichten über Terroranschläge, Entführungen und betrunkene Lkw-Fahrer auf der Strecke im Kopf. „In den Familien konnten wir uns schließlich gut durch die Zeiten ohne Empfang und Nachricht bringen“, sagt die Mutter.

„Unser Kompass schwingt zunächst Richtung Dach der Welt, Nepal“, hatte Luca im Frühjahr 2017 verkündet. Ein Abenteuer sollte es werden, bloß nicht bequemes Reisen. „Ich möchte mich nicht darauf verlassen, was mir über andere Kulturen erzählt wird. Ich möchte direkt Menschen kennenlernen, erfahren, wie sie leben, denken und arbeiten“, schrieb der 24-jährige Erzieher mit zum Teil koreanischen Vorfahren. In den Ferien hatte der Schüler der Beueler Gesamtschule immer schon längere Touren den Rhein entlang gemacht, sich später in Projekten in alte landwirtschaftliche Methoden eingearbeitet, einfach Neugier auf alles entwickelt.

Kapitulation vor dem indischen Verkehr

Jetzt war er also nach sieben harten Monaten im Traumland Nepal eingeradelt: Österreich, Ungarn, Bulgarien, die Türkei, Georgien, Aserbaidschan, Iran, Turkmenistan, Usbekistan und Kirgistan lagen da schon hinter ihm und dem 26-jährigen Ben aus Tübingen. „Nepal gefiel uns so sehr, besonders die gelassenen und zufriedenen Menschen“, schwärmt Luca Park heute.

Ein Schulprojekt in Kathmandu begeisterte ihn so sehr, dass der Blog zum Spenden dafür aufruft. Ihr Weg ging schließlich die höchste Straße der Welt auf 5359 Meter hinauf zum Kardung La Pass. „Wir erinnern uns, wie wir am Anfang unserer großen Reise immer Hunger hatten, im Iran immer Durst“, schrieben die beiden in ihrem Blog. Jetzt froren sie nachts und strampelten vorbei an gigantischen Bergen. „Wenn wir anhalten, bekommen wir kaum noch Luft. Wir müssen lachen, was aber vom heiseren Husten gestoppt wird“, notiert Luca. Dennoch stehen sie nach ewigen Serpentinen oben und schauen auf weiße Riesen. „Und die machen dir klar, dass man so winzig ist wie ein Krümel. Und dass man nicht gegen die Natur arbeiten kann, sondern nur mit ihr.“ Auf den Fotos sieht man, wie sie ausgelassen am Bergpass tanzen und eine weiße Friedensfahne hissen.

Zweieinhalb Monate Trekken, Tanzen, Arbeiten und natürlich auch Radeln hatten sie da noch vor sich. Mitte Januar fuhren sie in Indien ein und buchten gleich einen buddhistischen Meditations- und Schweigekurs. „Davon profitieren wir heute noch: sich seine Emotionen nicht von Reizen beeinflussen zu lassen“, meint Park.

Vor dem chaotischen indischen Verkehr mussten die beiden aber schließlich kapitulieren – die Eltern zu Hause dürften das mit Erleichterung mitgelesen haben. Mit Zug und Schiff erreichten die Jungs Sri Lanka und von dort dann mit dem Flieger München. Alles immer zu zweit im harmonischen Team. Wie es weitergeht? Ben Sladek wird demnächst in Berchtesgaden eine Holzbildhauer-Ausbildung machen, und Luca Park ist auf der Suche nach einem biodynamisch arbeitenden Hof in Deutschland. „Zumindest ein Jahr ein neues Abenteuer“, sagt er lächelnd.

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