Mehrsprachiger Vorlesewettbewerb Bonner Kinder lesen auf Türkisch, Albanisch oder Kroatisch

Bonn · Die Stadt führte in der Nikolausschule ihren mehrsprachigen Vorlesewettbewerb für Bonner Schüler durch. Für viele der Kleinen eine wertvolle Erfahrung.

 Hochkonzentriert: Melih vom Friedrich-Ebert-Gymnasium liest vor der Jury eine Passage aus Michael Endes "Die unendliche Geschichte", die er nicht kennt.

Hochkonzentriert: Melih vom Friedrich-Ebert-Gymnasium liest vor der Jury eine Passage aus Michael Endes "Die unendliche Geschichte", die er nicht kennt.

Foto: Stefan Knopp

Melih war vollkommen in seinen Text versunken. Beim mehrsprachigen Vorlesewettbewerb für Bonner Schüler der dritten bis achten Klasse, den die Stadt Bonn in der Kessenicher Nikolausschule durchführte, las der zwölfjährige Schüler am Friedrich-Ebert-Gymnasium aus dem Buch „Kücük Prens“, der türkischen Übersetzung von „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry. Auch Zuhörer ohne Türkischkenntnisse konnten hören, dass sich Melih ein paarmal verhaspelte. Insgesamt machte er seine Sache aber gut: Am Ende kam er in seiner Alterskategorie und Muttersprache auf den ersten Platz.

Der Wettbewerb wird alle zwei Jahre mit Unterstützung durch das Kommunale Integrationszentrum und das Inklusionsbüro der Stadt Bonn ausgerichtet, Schüler aller Bonner Grund- und weiterführenden Schulen können mitmachen. Sie lesen einen selbst ausgewählten Text in ihrer Muttersprache und müssen dann einen ihnen unbekannten auf Deutsch vorlesen und Fragen dazu beantworten – bei Melih war es eine Passage aus „Die unendliche Geschichte“ von Michael Ende. 30 Kinder nahmen dieses Mal teil. Die insgesamt 15 Sieger fahren am 20. Juni zum Regionalentscheid der Bezirksregierung nach Köln.

„Ich wollte einfach mal gucken, wie es läuft“, sagte Melih, als er fertig und nicht mehr so aufgeregt war. Er hatte sich eine anspruchsvolle Lektüre ausgewählt. „Ich habe den kleinen Prinzen in der vierten Klasse auf Deutsch gelesen und fand ihn ganz interessant.“

Das türkische Teilnehmerfeld war das größte, die Jury brauchte lange, um die Gewinner zu ermitteln und die Urkunden zu schreiben. Daneben wurden Texte auf Albanisch, Bosnisch, Kroatisch und Serbisch gelesen. Malin (9) von der Nordschule las aus „Peter Pan“ auf Kroatisch. Er war weitgehend zufrieden. „Ich habe mich ein paarmal verlesen.“ Auch er gewann, war aber auch der einzige Kandidat in dieser Sprache in seiner Altersgruppe. Seine Mutter Sanja Ivanda war nicht überrascht, dass er zum Wettbewerb wollte. „Er hat den Charakter, so etwas mitzumachen.“ Er lese gerne und viel.

Auch Milica vom Clara-Schumann-Gymnasium, die aus „Eine Reise durch Serbien“ auf Serbisch in kyrillischer Schrift las, und Emma vom Beethoven-Gymnasium, die das Grimm-Märchen „Der Wolf und die sieben Geislein“ auf Bosnisch las, holten jeweils den ersten Platz. Beide sind zehn Jahre alt und kennen sich aus der Grundschule.

„Ich wollte die Chance nutzen, in meiner Herkunftssprache vorzulesen“, sagte Emma. Sie lese oft ihrer kleinen Schwester Hannah vor, das mache sie sehr gerne. Milica wollte ihr Selbstbewusstsein stärken. „Ich will Sängerin werden, aber ich habe viel Angst vor Publikum.“ Deshalb nutze sie jede Chance, um vor Leuten aufzutreten und ich wollte zeigen, was ich kann.“

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