Eigenbauten und Luxuskarossen Bonner Haus der Geschichte zeigt Oldtimer

Bonn · Das Haus der Geschichte bietet unter dem Titel „Geliebt. Gebraucht. Gehasst“ aktuell eine besondere Ausstellung seltener Fahrzeuge.

Die Deutschen und ihre Autos haben schon eine ganz besondere Beziehung. Die Fahrzeuge sind Symbole für Freiheit, Träume, Lebensstil und mitunter auch Macht, als Transportmittel lange Zeit unabdingbar und doch oft auch ein Luxusgut. Nicht umsonst hat das Haus der Geschichte diesem Thema unter dem Titel „Geliebt. Gebraucht. Gehasst“ eine ganze Ausstellung gewidmet, die bislang mehr als 130.000 Besucher gesehen haben. Am vergangenen Sonntag hatte das Museum noch einmal aufgestockt und zusammen mit dem Verkehrsmuseum Dresden einige Oldtimer präsentiert, die man sonst kaum zu Gesicht bekommt.

Schon vor dem Eingang erwies sich ein Hillman Minx als Blickfang – das einzige Auto der Ausstellung, das nicht aus deutscher Produktion stammt. „Diesen konnte man in der DDR bekommen, allerdings nur mit Bezugsschein“, erklärte der Direktor des Verkehrsmuseums, Joachim Brenninger, der zusammen mit dem Präsidenten der Stiftung Haus der Geschichte, Professor Hans Walter Hütter, lebhafte Kurzvorträge anbot und zu jedem Fahrzeug etwas zu erzählen hatte. „Man hat damit versucht, bestimmte Leute im Osten zu halten, was nicht so ganz geklappt hat. Wir haben dadurch aber dieses Exemplar finden können, mit dem wir auch jedes Jahr an der Sachsenrallye teilnehmen.“

Fahrzeuge mit Charakter

Für die deutsche Vergangenheit weitaus interessanter sind allerdings andere Exponate. Der Zündapp-Janus etwa, mit Türen im Front- und Heck-Bereich und Rücksitzen, die entgegen der Fahrtrichtung liegen. Oder der prächtige Opel „Kapitän“, ein echtes Luxusgefährt mit barocken Formen. „Damals hatte Opel noch einen ganz anderen Ruf als später zu Zeiten des Manta“, sagte Brenninger.

Oldtimertag im Haus der Geschichte
3 Bilder

Oldtimertag im Haus der Geschichte

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Andere Autos waren lediglich zweckmäßig, etwa der schlichte Lloyd 400, den Hütter einst im Westerwald in einer Scheune fand. „Der sah damals genau so aus wie heute in der Ausstellung“, erklärte dieser. „Der Besitzer ist mit ihm eigentlich nur jeden Sonntag in die Kirche gefahren, und das auch nur, wenn die Sonne schien. Bei Regen hat er lieber das Fahrrad genommen.“

Solche Anekdoten verleihen den Fahrzeugen Charakter. „Wir suchen ja immer nach Exponaten, die auch eine Geschichte erzählen können“, so Hütter. So wie der Motorroller „Kempe“ von 1949, den ein gelernter Schmied nach dem Krieg kurzerhand selbst entworfen und aus Schrottteilen gebaut hatte – oder wie der Mercedes Benz 300, der der erste Dienstwagen von Konrad Adenauer war und eine abenteuerliche Reise hinter sich hat. „Entdeckt haben wir ihn in Memphis, Tennessee“, sagte Hütter.

„Der Besitzer hatte ihn irgendwann im Austausch gegen Diamanten erhalten. Wir haben mehr als zwei Jahre mit ihm verhandelt, bis ihm Mercedes schließlich im Austausch einen brandneuen 300 E überließ und wir ihm und seiner Frau noch eine Europareise spendierten.“ Derartige Geschichten machen Geschichte erst lebendig und überbrücken zugleich die Zeit bis Mitte Dezember, während der das Dach des Hauses saniert wird und deshalb die Dauerausstellung geschlossen ist.

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