Bonner Stadtgeschichte Bonn trauert um beliebten Polizeipräsidenten Tegethoff

Bonn · Vor 55 Jahren starb Polizeipräsident Dr. Wilhelm Tegethoff im Tirol-Urlaub an einem Herzschlag. Der GA blickt auf sein Leben zurück.

Polizeipräsident Tegethoff an seinem Schreibtisch.

Polizeipräsident Tegethoff an seinem Schreibtisch.

Foto: Privat

Schock für die Bonner Polizei Ende März 1962: Der beliebte Polizeipräsident Dr. Wilhelm Tegethoff hat während seines Tirol-Urlaubs einen tödlichen Herzanfall erlitten. „Die Mitarbeiter des Präsidenten konnten es noch nicht fassen, daß ihr freundlicher Chef nicht mehr an seinen Schreibtisch zurückkehren wird“, schreibt der GA über die Bestürzung und Trauer im Präsidium.

„Dem PP, wie der Polizeipräsident bei seinen Untergebenen kurz, aber respektvoll genannt wurde, sah man seine 61 Lebensjahre kaum an“, heißt es am 30. März 1962 im GA-Nachruf. „Er machte sich mit Elan an die schwierigen Aufgaben, die ihn als Polizeichef der Bundeshauptstadt erwarteten, führte mit Zähigkeit und juristischem Scharfblick oft langwierige Verhandlungen mit Behördenvertretern und eigenen Beamten.“

Wilhelm Tegethoff wurde am 6. Februar 1901 im westfälischen Warburg geboren. Nach dem Abitur studierte er Rechts- und Volkswirtschaft in Marburg und Münster und promovierte 1924 zum Doktor der Rechte. Im Dezember 1926 legte er in Berlin die Große Staatsprüfung ab, begann dann als Hilfsrichter in Bielefeld, Breslau und Recklinghausen.

1928 kam Tegethoff als Leiter der Verkehrsabteilung zum Polizeipräsidium Altona-Wandsbeck, zwei Jahre später als Dezernent ans Berliner Polizeipräsidium, wo er 1934 Regierungsrat wurde. In den folgenden Jahren arbeitete er als Vertreter des Polizeipräsidenten im oberschlesischen Waldenburg. Am 1. April 1954 kam Tegethoff als Senatspräsident zum Landessozialgericht Celle. Dort erreichte ihn im Juli des gleichen Jahres die Berufung zum PP in Bonn.

Der GA ist voll des Lobes über den verstorbenen PP: „Nie verlor Dr. Tegethoff seine angeborene Würde. Nicht nur der junge Wachtmeister, auch die höchsten Beamten begegneten ihrem Chef mit einem Respekt, der nicht von Furcht vor einem harten Wort, sondern von der Autorität herrührte, die er ausstrahlte.“

Als Wilhelm Tegethoff am 8. Juli 1954 im Sitzungssaal des Stadthauses vereidigt wurde, war die Umorganisation seiner Behörde von einer Dienststelle der Stadt und des Landkreises zur Landesbehörde gerade offiziell abgeschlossen. Wenige Jahre später ordnete der neue PP seinen Apparat wieder um: Aus den vielen kleinen Polizeiwachen und -revieren wurden vier große Schutzbereiche geschaffen.

Der GA schrieb 1962: „Dr. Tegethoff war sich stets seiner Verantwortung bewusst, spielte doch manche von ihm getroffene Entscheidung stark in das politische Leben ein – man denke nur an die Ausübung des Versammlungs- und Demonstrationsverbotsrechtes.“ Der PP habe sich stets vor Augen gehalten, was ihm der damalige Kölner Regierungspräsident Wilhelm Warsch bei der Vereidigung gesagt hatte: „Auf den, der als Polizeipräsident in Bonn tätig ist, sind die Augen der demokratischen Bevölkerung im In- und Ausland gerichtet.“

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