Neues Schwimmbad in Dottendorf Bonn leiht sich 60 Millionen für Schwimmbad-Neubau

Bonn · Die Stadtverwaltung hat dem Rat eine Beschlussvorlage für den geplanten Neubau in Dottendorf vorgelegt. Darin wird klar: Die Stadt nimmt den nötigen Kredit selbst auf - und steht für das jährliche Defizit gerade.

Große Glasfronten, lange Rutsche, innen viel Licht: So sieht der Sieger-Entwurf von 4a Architekten aus.

Große Glasfronten, lange Rutsche, innen viel Licht: So sieht der Sieger-Entwurf von 4a Architekten aus.

Foto: 4a Architekten

Die Ratskoalition will, der Oberbürgermeister will, die Stadtwerke-Geschäftsführung und ihr Aufsichtsrat wollen – und jetzt hat die Stadtverwaltung auch die formale Entscheidungsgrundlage für den Rat geschaffen. Rechtzeitig für die entscheidende Sitzung am 14. Dezember hat sie eine Beschlussvorlage zum geplanten neuen Schwimmbad veröffentlicht, das die Stadtwerke in Dottendorf bauen und betreiben sollen. Damit werden finanzielle Details klarer.

Die Baufinanzierung: Was der GA bereits nach einer vertraulichen SWB-Aufsichtsratssitzung berichtete, ist jetzt offiziell: Die Stadtverwaltung schlägt vor, den nötigen Kredit über 60 Millionen Euro durch die Kommune aufnehmen zu lassen und an die SWB GmbH weiterzureichen, die dafür marktübliche Zinsen zahlen soll. Hintergrund: Die 60 Millionen sollen im Grundbuch als nachrangiges Darlehen auf das Schwimmbadgrundstück eingetragen werden – im Fall einer Insolvenz bekäme die Stadt also erst nach anderen Gläubigern ihr Geld zurück.

Dank dieser Nachrangigkeit, so die Stadtverwaltung, bleibe für die SWB GmbH die für Banken wichtige Kenngröße des dynamischen Verschuldungsgrads unberührt. Im Klartext: Die Stadtwerke können leichter andere Kredite aufnehmen, um Projekte wie den Ersatz alter Niederflurbahnen zu finanzieren. Damit steigt aber die Verschuldung der Stadt, ohne dass sie Eigentümerin des neuen Gebäude würde.

Bonn muss an anderer Stelle sparen oder die Einnahmen erhöhen

Das Defizit: Die Kommune steht als Auftraggeberin für die künftigen Verluste des neuen Schwimmbades gerade. Das ist in der Beschlussvorlage erstmals in aller Deutlichkeit zu lesen. Die Stadtwerke wollen Verluste des Badbetriebs mit Energiegewinnen verrechnen und Steuervorteile von rund zwei Millionen Euro heben. Das Finanzamt muss diesem Modell aber noch zustimmen. Unter dieser Prämisse prognostiziert der städtische Konzern in seiner Wirtschaftlichkeitsberechnung ein Defizit von 2,82 Millionen Euro im Jahr.

Diese Summe soll von der SWB-Ausschüttung an die Stadt abgezogen werden. Die hat laut Ratsbeschluss ab 2020, dem geplanten Eröffnungsjahr, vier Millionen Euro zu betragen (ab 2022 sogar fünf Millionen). Problem aus Sicht der Stadtkämmerin Margarete Heidler: Die Ausschüttung ist fest im Haushaltssicherungskonzept (HSK) eingepreist. Mit dem HSK soll die Kommune spätestens ab 2021 eine schwarze Null schreiben. Daran sei auch im Zusammenhang mit dem Wasserland nicht zu rütteln, stellte die Bezirksregierung Köln jetzt in einem Schreiben an die Stadt klar. Das heißt: Reduzieren die Stadtwerke die Ausschüttung um das Bad-Defizit, muss die Stadt in gleicher Höhe an anderer Stelle sparen – oder Steuern und Gebühren erhöhen.

SWB-Geschäftsführer Peter Weckenbrock hat mehrfach erklärt, die Stadtwerke würden die Ausschüttungsziele erreichen. Sollten die SWB-Gewinne aber nicht hoch genug ausfallen, landet das Bad-Defizit bei der Stadt selbst. Trotzdem sei das Wasserland-Projekt wirtschaftlicher als der Weiterbetrieb des bereits geschlossenen Kurfürsten- und des Frankenbades, sagt Vize-Stadtsprecher Marc Hoffmann. „Durch das steuerliche Modell der SWB ist der jährliche Zuschussbedarf für das neue Bad niedriger als für das sanierte Frankenbad und das sanierte Kurfürstenbad zusammen.“

Der reale Zuschuss beider Bäder lag 2015 bei zusammen 1,7 Millionen Euro. Künftig kämen noch Zins und Tilgung für Sanierungskredite hinzu – sowie die Abschreibung, die sich auch in der SWB-Defizitprognose für den Neubau niederschlägt. Mit all diesen Faktoren errechneten die Stadtwerke im September einen jährlichen Zuschussbedarf von 3,7 Millionen Euro, falls die beiden alten Bäder saniert würden. Sie legten dabei einen Investitionsbedarf von 25 Millionen Euro zugrunde. Laut einem frischen Gutachten im Stadtauftrag liegt dieser aber bei 28,5 Millionen Euro. Andererseits lässt die SWB-Rechnung außer Acht, dass das denkmalgeschützte Gebäude des Frankenbades ohnehin saniert werden muss – ob als Bad oder für eine andere Nutzung.

Das neue Bad wird schöner und größer als die beiden alten Hallen

Das Wasserland soll jedoch nicht nur deutlich attraktiver, sondern mit 2065 Quadratmetern Wasserfläche und 18 Bahnen auch viel größer werden als die beiden alten Bäder zusammen. Da es ganzjährig öffnen solle, seien für Schulen, Vereine und Freizeitschwimmer mehr Bahnstunden verfügbar als bisher, so die Stadtverwaltung.

Die Preise. Die Stadtwerke gehen von rund 420 000 Besuchern im Jahr aus. Die Preise werden etwas höher liegen als in anderen städtischen Bädern. Es soll einen „Sprinttarif“ für vier Euro (75 Minuten) geben. Die Familienkarte (zwei Kinder) kostet 22 Euro am Tag, am Wochenende zwei Euro mehr. Inhaber des Bonn-Ausweises bekommen einen 50-prozentigen Nachlass. Die Stadt zahlt dafür 63 000 Euro im Jahr an die SWB. Für Sauna und Wellness werden gesonderte Tarife und eigene Öffnungszeiten gelten.

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