Sachstandsbericht der Sozialverwaltung Bonn betreut 3000 Flüchtlinge

Bonn · 88 Mitarbeiter der Stadtverwaltung kümmern sich um die Flüchtlinge, die aktuell in Bonn untergebracht sind. Benötigt werden aber 126.

Seit Februar hat die Stadt Bonn keine Flüchtlinge mehr zugewiesen bekommen. Das geht aus dem aktuellen Sachstandsbericht der Sozialverwaltung für die Ratssitzung an diesem Donnerstag hervor.

Die lange Atempause hat die Stadt vor allem dazu genutzt, zusätzliche Notunterkünfte zu schaffen. Musste sie im ersten Quartal dieses Jahres noch rund 3900 Flüchtlinge unterbringen, so sind es derzeit noch gut 3000. Geräumt sind inzwischen alle sechs Turnhallen, die einige Monate lang zum Verdruss vieler Vereine als Notunterkünfte dienten. Seit September sind alle Hallen wieder für den Sport geöffnet.

2015 war die Stadt Bonn wie andere Kommunen auch förmlich vom Flüchtlingsstrom überrollt worden und musste notgedrungen die Turnhallen in Wohnprovisorien umwandeln. „Damit wir nicht mehr in diese Lage kommen, hat der Rat beschlossen, Wohncontaineranlagen zu errichten“, erklärte Stadtsprecherin Monika Hörig dem GA auf Nachfrage.

Bereits kurz vor der Fertigstellung ist die Containeranlage in Buschdorf an der Otto Hahn-Straße, in der ab Mitte Dezember zunächst rund 70 Personen einziehen sollen. Im Reuterpark sind die Wohncontainer für 240 Personen ebenfalls bereits aufgestellt. Laut Hörig laufen zurzeit die Ausbauarbeiten. Die Fertigstellung ist für Februar geplant.

Die Flüchtlingsunterkünfte an der Siegburger Straße und an der Straße Am Herz-Jesu-Kloster in Beuel werden nicht wie geplant fertig. Grund sind Lieferschwierigkeiten bei Wohncontainern. An der Siegburger Straße könnten bis zu 240 Geflüchtete untergebracht werden, Am Herz-Jesu-Kloster wird Wohnraum für bis zu 170 Menschen zur Verfügung stehen.

Voraussichtlich ab Januar werden obendrein bis zu 240 Flüchtlinge in Wohncontainern am Rheinweg-Süd, zwischen Rheinweg, Moselweg und der Bahnlinie, unterkommen. Die Gesamtkosten für sämtliche Containerunterkünfte, die die Stadt nach derzeitigem Stand bis zu drei Jahren nutzen will, belaufen sich auf rund 20 Millionen Euro.

Nach wie vor leben die meisten Flüchtlinge, nämlich 1851, auch jetzt schon in Sammelunterkünften. Zum Beispiel im ehemaligen Paulusheim in Endenich. Das Paulusheim wird allerdings voraussichtlich Ende 2017 oder in 2018 als Notunterkunft aufgegeben, weil auf dem Areal des einstigen Seniorenpflegeheims Neubauten errichtet werden sollen.

In Wohnungen konnte die Stadt 999 Personen unterbringen, 45 in Schulen und 86 Menschen müssen mit einem Quartier in einem Hotel vorlieb nehmen. Vor allem diese Unterbringung verursacht hohe Kosten, weshalb die Stadtverwaltung möglichst bis Ende des Jahres alle Hotelunterkünfte aufgegeben haben will.

Die städtische Integrationsbeauftragte Coletta Manemann sieht einiges in der Arbeit für Flüchtlinge positiv, warnt allerdings davor, die Lage allzu entspannt zu sehen. „Aktuell ist die größte Herausforderung die Integration: Deutschkenntnisse vertiefen, Bildungsabschlüsse und berufliche Qualifizierungen erlangen, Wohnung und Arbeit finden und in unserer Stadtgesellschaft vom Neuankömmling zum Mitbürger werden, das ist eine große Aufgabe für alle, die daran beteiligt sind“, sagte sie.

Und: „Da sind wir in Bonn auf wirklich gutem Weg.“ Wichtig sei, dass die Asylverfahren zügig verlaufen, damit Flüchtlinge Klarheit hätten über ihre Bleibeperspektive. „Wer sicher weiß, dass er bleiben und Familie nachholen kann, hat eine deutlich bessere Ausgangslage für seine Integration als der, der bangen oder warten muss.“

Der Stadt zufolge hat das Jugendamt außerdem 254 unbegleitete Jugendlichen unter seine Fittiche genommen hat. Die meisten davon sind 14- bis 17-jährige männliche Jugendliche, die unter anderem in Heimen und auch bei Gastfamilien leben. Ziel der Stadt ist es, diese jungen Flüchtlinge vor allem in Wohngruppen von Trägern der freien Jugendhilfe unterzubringen, wo sie lernen sollen, eigenständig zu leben.

Unter den Flüchtlingen mit schlechter Bleibeperspektive seien in diesem Jahr 273 freiwillig in ihre Heimatländer zurückgekehrt, in 72 Fällen musste abgeschoben werden. Sollten im nächsten Jahr nach derzeitigen Prognosen rund 300.000 Flüchtlinge nach Deutschland kommen, müsste die Stadt Bonn etwa weitere 1000 Flüchtlinge aufnehmen.

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