Bonner Kulturdebatte Bolwin: Es geht um die Existenz der Menschen

Bonn · Das städtische Theater brauche Planungssicherheit, um seinen kulturellen Auftrag zu erfüllen, meint die Vorsitzende der Bonner Theatergemeinde, Elisabeth Einecke-Klövekorn. Darin ist sie sich mit den Vertretern anderer Kulturvereine und -verbände einig.

 Kultur für die Stadt: Szene aus Giacomo Puccinis Oper „Madame Butterfly“ am Theater Bonn.

Kultur für die Stadt: Szene aus Giacomo Puccinis Oper „Madame Butterfly“ am Theater Bonn.

Foto: Thilo Beu

Stephan Eisel, Vorsitzender der Bürger für Beethoven, findet: „Die Oper hat den gleichen Anspruch auf Planungssicherheit staatlicher Unterstützung wie zum Beispiel der Olympiastützpunkt Rheinland im Sportpark Nord.“

Der Geschäftsführende Direktor des Deutschen Bühnenvereins, Rolf Bolwin, argumentiert ähnlich. „Es geht ja nicht um Geld für Herrn Helmich, es geht um die Finanzierung des Theaters“, sagte er gestern. „Wir haben einen guten Intendanten“, weiß der in Bonn lebende Bolwin, „und wir stehen kurz davor, einen sehr guten Generalmusikdirektor zu engagieren.“

Bolwin sorgt sich darum, dass der Kulturstandort Bonn durch die Debatte um die Finanzierung des Theaters leiden könnte und für gute Kräfte zunehmend unattraktiv wird: „Wer setzt sich dem schon aus?“ Bolwin weist auch darauf hin, dass 85 Prozent der Ausgaben Personalkosten seien.

Damit würden unter anderem Schauspieler, Chor, Orchester, Techniker und Handwerker bezahlt. „Das sind alles Mitbürger dieser Stadt“, sagte Bolwin. „Es geht um die Existenz der Menschen und um eine künstlerische Arbeit, die wichtig für die Stadt ist.“

Auch Einecke-Klövekorn bringt die Beschäftigten ins Spiel: „Beim festen Personal, dem weitaus größten Etatposten, gab es in den letzten Jahren massive Einschnitte.“ Die Mitarbeiter des Theaters (356 Stellen) würden trotz allem „eine hoch qualifizierte professionelle Arbeit leisten“.

Ein Bonner Spezifikum

„Es ist völlig abwegig, die kommunalen Ausgaben für ihre Leistungen beispielsweise mit denen für Freizeitsportler zu vergleichen, zumal der Spitzensport aus anderen Steuerquellen finanziert wird“, meint Einecke-Klövekorn.

„Substanzielle Kürzungen stellen diese Arbeitsplätze unserer Mitbürger infrage“, findet auch Eisel. „Es ist widersinnig, Sport und Kultur gegeneinander auszuspielen: Beide leben vom Ehrenamt, fördern Jugendliche und stehen für die enge Verknüpfung von Spitzenförderung und Breitenarbeit.“

Die von der Stadt für das Theater bereitgestellten Mittel seien vergleichbar mit den „Beträgen in Millionenhöhe, die die Stadt Bonn für die Gehälter der in den städtischen Sportanlagen tätigen Platzwarte, Hallenwarte, Hausmeister, Bademeister usw. zahlt“, meint Ferdinand Kösters, der als Vorsitzender für den Verein der Opernfreunde spricht. Das werde in der Auseinandersetzung verschwiegen.

Die aktuelle Diskussion ist für Bolwin ein Bonner Spezifikum: „Ich kenne das aus anderen Städten nicht. Sport und Kultur sind der wesentliche Teil der Lebensqualität einer Stadt und sollten sich nicht gegeneinander ausspielen lassen, sondern gemeinsam die Zukunft der Stadt gestalten. Als Sportler fordere ich den Sport auf, diese Diskussion zu beenden.“

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