Bundeskunsthalle Blühende Dachlandschaften

Bonn · Die Bundeskunsthalle eröffnet die Freiluftsaison mit Fürst Pücklers Gartenpracht als Vorgeschmack auf die Ausstellung "Parkomanie - Die Gartenlandschaften des Fürsten Pückler".

Umringt von Blutbuchen, Birken und Silberpappeln, im Blickfeld Zitronenbäumchen, üppige Blumenbete, im schattigen Gartenrestaurant ein Fürst-Pückler-Eis schlürfen: Das ist keine ferne Vision, sondern bis auf das Eis – die Gastronomie eröffnet erst Mitte Mai –, schöne Realität auf dem Dach der Bundeskunsthalle, einer Oase zwischen Venusberg und Siebengebirge. Beflügelt vom immensen Erfolg des Liebermann-Gartens geht die Bundeskunsthalle wieder unter die Botaniker, diesmal eine Nummer größer. 2011 hatte eine Nachbildung des Gartens von Max Liebermann am Wannsee 135 000 Besucher aufs Dach der Bundeskunsthalle und 230 000 in die exzellente Ausstellung gelockt.

Es spricht vieles dafür, dass sich der Boom in diesem Jahr wiederholt. Denn im Angebot sind die wunderbaren Landschaftsgärten des Fürsten Heinrich von Pückler-Muskau (1785-1871) in Bad Muskau, Branitz und Babelsberg. Ab 14. Mai wird die Ausstellung „Parkomanie. Die Gartenlandschaften des Fürsten Pückler“ in der Bundeskunsthalle diesen außergewöhnlichen, exzentrischen und höchst kreativen Mann würdigen, seine innovativen, vom englischen Landschaftsgarten abgeleiteten Gartenkonzepte, seine literarischen Ergüsse und Reiseberichte.

"Wohnung unter freiem Himmel"

Tulpen, Stiefmütterchen, Rosen, Goldlack und Gedenkemein prägen die sogenannten Pleasure-grounds, jene Pückler'schen Beete, die unmittelbar ans Schloss anschließend als „Wohnung unter freiem Himmel“ das fürstliche Interieur in die Natur verlegten. Auf dem Dach der Bundeskunsthalle muss man sich das Schloss dazu denken, die Pleasuregrounds jedoch wirken auch ohne Pücklers Domizil.

Mit viel Liebe zum Detail wurden hier Pflanzenklone aus den fürstlichen Gärten mit ähnlichen Stauden und Gehölzen aus ausgewählten Gärtnereien kombiniert. Seltene Gemüsesorten haben auf dem Dach der Bundeskunsthalle ebenso ihren Auftritt wie kleine Zitronenbäumchen, die der Fürst besonders schätzte.

Pücklers „Baumuniversität“ aus dem Branitzer Park wurde in Bonn en miniature nachempfunden. Originalgroß ist die frisch restaurierte Rosenlaube inmitten eines Pleasuregrounds zu sehen. Seit 1848 steht sie im Branitzer Park, wohin sie nach dem Bonner Gastspiel wieder zurückkehrt. Im Moment muss man sich die Kletterrosen dazu denken – sie wachsen nach Kräften –, und auch die vergoldete Büste inmitten der Laube fehlt noch. Bald wird das Antlitz der von Pückler heiß verehrten Opernsängerin Henriette Sontag die Bonner Rosenlaube schmücken.

42.000 Frühlingsblüher

Für den prächtigen Garten wurden keine Mühen gescheut. Die lange Pflanzliste des Garteningenieurs Friedrich Meiberth umfasst unter anderem 42.000 Frühlingsblüher. Im Einzelnen dürfte die Liste jedes Hobbygärtnerherz höher schlagen lassen: Für den Frühlingsflor wurden allein 19.460 Hornveilchen, 2095 Stiefmütterchen, 983 Goldlack, 980 Vergissmeinnicht, 550 Narzissen, 4250 Tulpen, 2825 Lilienblütige Tulpen und 1420 Papageien-Tulpen gepflanzt. Für den Sommerflor sieht Meiberth 40 Spinnenpflanzen, 210 Doppelhörnchen, 45 Prachtkerzen, 160 Wandelröschen, 130 Lavendel, 325 Geranien, 95 Petersilien, 505 Petunien, 110 Haarschöpfchen, 1150 Gartenzinnien, 226 Dahlien und 30 Artischocken vor.

Auch der Baumbestand auf dem Dach der Bundeskunsthalle ist imposant: Die markanten türkisfarbenen Kegel werden von acht Robinien, je zwei Linden, Süßkirschen, Sumpfeichen, Blutbuchen, Sommerlinden, Rotbuchen, Zwetschgen, Birken, Roteichen, drei Erlen und 13 Silberpappeln flankiert. Die meisten Bäume – „für uns unbezahlbar“, wie Bundeskunsthallen-Geschäftsführer Bernhard Spies anmerkt –, seien übrigens geleast.

Üppige Pflanzenpracht trifft hier auf eine Landschaftsarchitektur, die mit Staffelungen und Sichtachsen arbeitet, „eine Park-Grammatik, die großen Einfluss auf Gartenarchitekten ausübte“, erzählt die Kuratorin Angieszka Lulinska. Besucher werden sich auch daran erfreuen und bis Mitte September zumindest zwei Jahreszeiten auf dem Dach erleben.

Bundeskunsthalle; bis 18. September. Di, Mi 10-21, Do-So 10-19 Uhr. Für den Gartenbesuch können ab 14. Mai Audioguides ausgeliehen werden. Pückler-Ausstellung vom 14. Mai bis 18. September

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