Bönnsche Köpp Bis der Funke überspringt

DRANSDORF · Emil Lohmers Gedächtnis ist phänomenal: Bei "Bönnsche Köpp - janz privat" im Vereinshaus der Großen Dransdorfer Karnevalsgesellschaft sang der 87-Jährige ein Lied über den Besuch von Charles de Gaulle bei Konrad Adenauer, das er vor mehr als 60 Jahren mit seinem damaligen Quartett "Vier Sternenburger" aufgeführt hatte. Dafür erhielt der Bönnsche Jung tosenden Applaus vom Publikum.

Die Zuschauer mussten auf den geplanten Auftritt von Oberbürgermeister Ashok Sridharan verzichten, dem die Sonder-Ratssitzung zum Viktoriakarree dazwischengekommen war. Stattdessen brachte der angekündigte Frank Fander, einer der beiden "Huusmeister vum Bundesdach", seinen Kollegen Axel Foppen mit.

Lohmer wurde 1928 in der Rheingasse geboren, half als Jugendlicher im Krieg aus und geriet in US-Kriegsgefangenschaft, die er in einem Lager in Arles, Südfrankreich, verbrachte. Dort sollte er, der kein Englisch verstand, in der "kitchen" arbeiten, aber statt Küche verstand er Kittchen - ein Schreckmoment, über den er heute lachen kann.

Später schuf der Malermeister unter anderem die Melodie zu "Träumendes Bonn, wie schön wors du", und sang es mit dem Quartett und auch mit Peter Brust, mit dem er bis 2006 das Duo "Die Zwei mit dem Dreh" bildete. Mit seinen politischen Parodien durfte er auch im Kanzleramt auftreten - und beim "alten Herrn" Adenauer zu Hause.

Lohmer sprach auch über Auftritte vor Kanzler Helmut Schmidt, über das Geigespielen und über seine Neigung, Auftrittsgagen für gute Zwecke zu spenden. Außerdem ging es um eine Passage aus "Träumendes Bonn", die auch aktuell mitunter kritisiert wird: "Me fällt jo bald üwer de fremde Lück". Die Formulierung stamme aus den 60er Jahren und habe einen anderen Kontext: Es war die Zeit, in der viele Diplomaten nach Bonn kamen und Wohnraum in Anspruch nahmen.

"Bonn war ja wirklich kaputt, und viele hatten keine Wohnung", erklärte Lohmer. Ein Statement gegen Flüchtlinge sei das nicht. "Wir stammen alle aus einem Ei, und wir sind alle gleich." Natürlich sangen er und Moderator Willi Baukhage mit dem Publikum auch das Heimatlied. Überhaupt war es ein musikalischer Abend, denn auch Fander und Foppe - die damals zunächst als "Die Zwei mit dem F" aufgetreten waren - präsentierten einen langen Auszug aus ihrem aktuellen Programm. Sie kennen sich schon lange, da sie beide im gleichen Ort aufgewachsen sind. "Aber man hat sich nicht wirklich miteinander beschäftigt", sagte Foppen. Der Grund: Er ist zwei Jahre älter als Fander, was bei Kindern viel ausmacht.

Sie taten sich dann aber als Hausmeister zusammen und präsentieren seit 25 Jahren politische Reden und Lieder. "Von Anfang an war klar, dass wir nicht als Witzemacher auf die Bühne kommen." Sie sind im Karneval aber wohl die letzten ihrer Art. "Das Zuhören im Saal ist deutlich schlechter geworden", meinte Fander. Entscheidend sei, "dass man den Funken spürt, der überspringt". Deswegen würden sie auch lieber dort spielen, "wo man die Leute auf dem Schoß sitzen hat", als auf Bühnen, die weit vom Publikum entfernt sind.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort