Kirschblüte und Posttower Bildband zeigt Bonn aus neuen Perspektiven

Bonn · Der Fotograf Dieter Hüsken ist für seinen Bildband mit der Kamera ein Jahr lang durch die Bonner Stadtviertel gestreift. Herausgekommen ist ein 192 Seiten starkes Buch mit mehr als 300 Fotografien.

 Dieter Hüsken zeigt in seinem neuen Bildband Bonner Motive wie die Kirschblüten in der Altstadt.

Dieter Hüsken zeigt in seinem neuen Bildband Bonner Motive wie die Kirschblüten in der Altstadt.

Foto: Dieter Husken

Unter der mächtigen Südbrücke mit der darüber ratternden Stadtbahnlinie 66 baut sich knapp über den Rheinwogen die Skyline der Bundesstadt auf – wie komponiert für dieses extra breite Foto, vom Kreuzkirchenturm bis zum aus diesem Winkel plötzlich gar nicht mal so hässlichen Stadthaus.

Auf einem anderen großformatigen Bild dieses neuen Fotobands von Dieter Hüsken schwingen sich gläsern die WCCB-Gänge fast kunstvoll um den steilen Marriot-Bau. Und auf einem weiteren Foto mutet das auf Säulen gestützte Parterre des Forschungszentrums Caesar im Spiegel des prasselnden Regens fast venezianisch an.

„Bonner Perspektiven - Vom Reiz der Stadtviertel“ lautet der Titel des Bildband, der frappierend neue Einblicke in an sich vertraute Stadtteile gewährt. „Ich wollte dazu auffordern, nicht leichtfertig an den Schönheiten dieser Stadt vorbeizuhasten, sondern sich einmal Zeit und Muße zu nehmen, genauer hinzuschauen“, sagt Hüsken im GA-Gespräch.

Dieter Hüsken ist Journalist, das merkt man dem 152-Seiten-Band an. Er hat mehr als 30 Jahre als verantwortlicher Referent für Öffentlichkeitsarbeit der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gearbeitet. Er hat wissenschaftliche Ausstellungen konzipiert, und er hat auch Fotografie studiert. Nun im Ruhestand hat er sein entsprechendes Know-how in einen Prachtstück an Bildband seiner Heimatstadt eingebracht.

"Bonn ist so attraktiv"

„Schauen Sie mal, wie malerisch sich die Ranken über den Gässchen von Muffendorf winden, das hätte doch kaum jemand in Bonn vermutet“, begeistert sich Hüsken für herrliche Motive. Wie ein Baldachin gruppieren sich auf seinem Foto Rebstöcke in Muffendorf von einer bunten Fachwerkfront zur gegenüberliegenden. „Und hier, die Kirschblüten der Nordstadt, in der ich aufwuchs: ein Fest“, schwärmt Hüsken. In seinem Foto scheinen Pflanzen und Architektur innig vereint.

Ein paar Seiten weiter thront der herrschaftliche Gründerzeitgiebel eines bahnhofsnahen Hauses über dem blitzenden Schienengeflecht und wird auf der gegenüberliegenden Seite vom melancholisch anmutenden Schumann-Grab flankiert. „Bonn ist so attraktiv, wir müssen es nur sehen wollen“, meint Hüsken. Er sei am Anfang des Projekts eher planlos durch die Straßen spaziert, seine Nikon immer im Anschlag. „Und dann habe ich einen älteren Herrn gesehen, der sich vor jedem Nordstadthaus die Zeit nahm, ganz genau bis hoch zum Dach zu blicken.“

Bei näherem Hinsehen habe er in dem Herrn den ehemaligen Hauptstadtkorrespondenten Friedrich Nowottny erkannt. So wie der sei er dann selbst gut ein Jahr lang bei möglichst gutem Wetter immer wieder einmal durch die Stadtviertel gestreift – und habe sein Bonn als erstaunlich offen, tolerant und fröhlich kennengelernt. Der Köllen Verlag habe aus seinem Projekt ein Buch machen wollen. „Und so kam Mosaikstein auf Mosaikstein zusammen.“

Insgesamt zeigt das Buch gut 300 Fotos, bei denen etwa ein Minarett zwischen den Neubaubalkons hervorlugt und die Gartenzwergidylle neben dem Anti-Atomkraft-Plakat auf Betrachter wartet. Den meisten Bildern eigen ist die eigenwillige Perspektivwahl. Hüsken blickt nicht selten durch filigrane Zäune, Tore und Feuerleitern, die die eigentlich so wohl vertrauten Ansichten plötzlich völlig neu strukturieren und verfremden.

„Bonner Perspektiven: vom Reiz der Stadtviertel“, Verlag Köllen, 152 Seiten, 29,90 Euro

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