Infektionskrankheit an Bonner Schule Betreuerin erkrankt an Tuberkulose und stirbt

Bonn · Eine junge Betreuerin einer Grundschule ist an Tuberkulose erkrankt und gestorben. Ein Kind trägt ebenfalls Tuberkulose-Erreger in sich. Eltern kritisieren nun die Informationspolitik der Bernhardschule in Auerberg.

 42 Menschen erkrankten im Jahr 2016 in Bonn an Tuberkulose.

42 Menschen erkrankten im Jahr 2016 in Bonn an Tuberkulose.

Foto: dpa

Eine 19-Jährige, die als Betreuerin in der Bernhardschule in Auerberg arbeitete, ist am 22. Februar gestorben. Sie hatte sich mit der Infektionskrankheit Tuberkulose angesteckt. Wo und wie ist nicht bekannt. Offenbar war die Bakterienerkrankung nicht der alleinige Grund für ihren Tod, wie aus dem Umfeld der Schule zu erfahren war. Die junge Frau betreute in erster Linie ein Kind mit besonderem Integrationsbedarf im Rahmen der offenen Ganztagsbetreuung. Einige Eltern erheben gegen die Stadt, die Schule und den OGS-Träger, die katholische Jugendagentur, den Vorwurf, sie hätten nicht umfassend informiert. Schulpflegschaftsmitglied Ines Basten sagte: „Viele kritisieren, dass nur ein Teil der Eltern informiert wurde. Wir haben auch Kinder auf der Schule, deren Eltern nicht so gut Deutsch können und die nicht wissen, wo sie sich informieren können“, erklärte sie. Auch hätten einige Eltern Unverständnis geäußert, dass nicht alle Kinder untersucht wurden.

Auf Anfrage teilte Vize-Stadtsprecher Marc Hoffmann mit: „Wir haben unverzüglich informiert.“ Die Stadt habe am 27. Januar von der Erkrankung erfahren. Am 1. Februar habe es einen Informationsabend für die betroffenen Eltern gegeben, die anderen habe man nicht unnötig in Aufregung versetzen wollen. Zwei Tage später untersuchte das Gesundheitsamt mit einem Hauttest 60 Kinder, die in derselben OGS-Gruppe wie die Infizierte waren und längeren Kontakt mit ihr hatten. Da die Ansteckung nicht so schnell erfolge wie bei anderen Erkrankungen, sei eine Ausweitung auf alle Schüler nicht notwendig gewesen.

Ergebnis der Untersuchungen: Ein Kind trägt ebenfalls Tuberkulose-Erreger in sich. Das Gesundheitsamt schließt aus, dass es sich bei der jungen Frau angesteckt hat. Zudem handle es sich um eine „latente Tuberkulose“. „Die latente Tuberkulose darf nicht mit einer aktiven Erkrankung gleichgesetzt oder verwechselt“, hieß es aus dem Gesundheitsamt. Das Kind sei nicht gesundheitsgefährdet, werde präventiv mit Medikamenten behandelt und könne weiter in die Schule gehen. Wie Ernst Molitor vom Zentrum für Infektiologie und Infektionsschutz der Uni Bonn erklärte, „ist Tuberkulose eine gut behandelbare Erkrankung, wenn man sie frühzeitig erkennt“. Dass jemand in Deutschland daran sterbe, sei sehr selten."Genauer: Die Letalität der Tuberkulose in Deutschland lag 2015 bei 1,9% (Angabe des Robert-Koch-Instituts).

„Über kleinste Spucketröpfchen beim Niesen, Husten oder Reden kann der Erreger in die Lunge gelangen“, so Molitor. "In den meisten Fällen kommt es zunächst nur über kurze Zeit zu einer sehr begrenzten Vermehrung von Tuberkulosebakterien im Körper; eine solche latente Tuberkuloseinfektion führe nicht zu Beschwerden und sei gut behandelbar."

Nachdem die Todesnachricht unter den Eltern die Runde gemacht und die Sorge zugenommen hatte, schickte das Gesundheitsamt einen Informationsbrief an alle Eltern. Gesundheitsdezernentin Carolin Krause sagte am Montag, die Stadt werde bei Bedarf eine weitere Informationsveranstaltung für alle Eltern anbieten.

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