Rückblick 1987 Besuch Erich Honeckers in Bonn jährt sich

Bonn · Vor 30 Jahren kam Erich Honecker, der Staatsratsvorsitzende der DDR, nach Bonn – zu einem Arbeitsbesuch. Der Tag seines Besuches war ein wichtiger für Bonn. Die Stadt nahm Gespräche zu einer Städtepartnerschaft mit Potsdam auf, die bis heute besteht.

 Handschlag zwischen Helmut Kohl und Erich Honecker vor der hungrigen Fotografenschar.

Handschlag zwischen Helmut Kohl und Erich Honecker vor der hungrigen Fotografenschar.

Foto: Max Malsch

Bundeskanzler Helmut Kohl empfing seinen Gast aus dem „real existierenden Sozialismus“ am Flughafen. Nur dort auf dem Flughafen erlebt Honecker „DDR-Herzlichkeit“, schreibt der GA-Korrespondent Ekkehard Kohrs: „Junge Pioniere, Kinder von Mitarbeitern der Ständigen Vertretung, überreichen Blumen, legen die rechte Hand an die Mütze und rufen im Chor: ,Seid bereit, immer bereit.’ Wangentätscheln. Wagenkolonne.“ Mit der Bonner Bevölkerung kommt Honecker bei seinem Arbeitsbesuch so gut wie gar nicht in Berührung. Die Bewachung und Sicherung des Gastes aus dem Osten ist in Bonn ebenso perfekt wie lautlos. Nur die beiden Grenzschutzhunde Kanto und Rex im Kanzleramt knurren vernehmlich.

Von den Protesten am Rande bekommt der damals 75 Jahre alte SED-Chef nichts mit. Am Abend des 8. September demonstrieren Mitglieder des Bonner Friedensforums vor dem Hotel Bristol, wohin Honecker 113 Gäste zum Abendessen eingeladen hat. Die Demonstranten fordern den Abriss der Mauer, der zwei Jahre später Wirklichkeit wird.

Ein Autogramm

Einige Passanten trifft Honecker nur, als er am Weißdornweg seinen alten Weggefährten Herbert Wehner besucht. Honecker winkt einigen Passanten zu und gibt der kleinen Veronica aus Bad Godesberg sogar ein Autogramm – das einzige an dieser Station.

Für Bonn ist der Besuch des SED-Chefs weniger von Bedeutung. Wichtiger ist die Nachricht, die Oberbürgermeister Hans Daniels am 7. September verkündet: Die DDR-Stadt Potsdam ist bereit, mit Bonn Gespräche über die Herstellung einer Städtepartnerschaft aufzunehmen. Dieses positive Signal hat der OB kurz zuvor in einem Telefongespräch mit dem Leiter der ständigen Vertretung der DDR, Ewald Moldt, erhalten.

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