Kommentar zum Bonner Hauptbahnhof Berechtigte Sorge

Meinung | Bonn · Die Verkehrsführung vor dem Hauptbahnhof hat weitreichenden Einfluss und sollte gut überlegt sein. Dass die Verwaltung einen Schnellschuss mit alten Plänen versucht, ist nicht verständlich.

Wie lange diskutiert man in Bonn schon über eine zweifellos notwendige Umgestaltung des Zentralen Busbahnhofs und damit über eine neue Verkehrsführung vor dem Hauptbahnhof? Seit Jahrzehnten! Stets war vor allem die Südüberbauung im Weg, um die unbefriedigende Verkehrssituation rund um den Hauptbahnhof neu sortieren zu können. Das ist jetzt anders: Mit dem Neubau des Maximiliancenters und infolge der Neubauten auf dem ehemaligen Nordfeld ergibt sich eine reelle Chance für eine attraktive und sinnvolle Neugestaltung. Und was macht die Verwaltung? Sie zieht quasi kurz vor Toresschluss einen alten Plan aus der Schublade, von dem eigentlich klar sein musste, dass er auf massiven Widerstand stoßen wird.

Zwar geht es den städtischen Planern in ihrer umstrittenen Vorlage zunächst lediglich um den Straßenabschnitt vor dem Hauptbahnhof. Trotzdem war es richtig, dass die Ratspolitiker sich nicht unter Druck setzen ließen und die Vorlage vertagt haben. Zumal es nicht nachvollziehbar ist, warum die Verwaltung plötzlich so auf die Tube drücken wollte. Die Pläne für die Neubauten liegen schließlich nicht erst seit einigen Tagen auf dem Tisch.

Aber: Mit einem Beschluss für die von der Verwaltung vorgeschlagenen Verkehrsführung vor dem Hauptbahnhof werden die Weichen für alle weiteren Planungen in dem Areal gestellt – inklusive der damit verbundenen Kappung des Cityrings. Dass darüber sorgfältig beraten werden muss, liegt auf der Hand. Zumal offensichtlich noch viele Fragen offen sind, wie etwa die Frage nach der Erreichbarkeit des Hauptbahnhofs mit dem Auto. Und: Vor dem Hintergrund der geplanten Grundsanierung der Nord- und Südbrücke und des Neubaus des Tausendfüßlers in den nächsten Jahren ist der Widerstand der Wirtschaft gegen die Sperrungen von Straßen in der City für den Individualverkehr nur allzu verständlich. Denn ihre Sorge, dass Bonn dann komplett im Stau steht, ist durchaus berechtigt.

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