Festival in Beuel Beim Tango gibt es kein Nein

BEUEL · Wer aufgefordert wird, der tanzt auch. Das Festival im Pfarrsaal hat Besucher aus ganz NRW angelockt und geht am Montagabend zu Ende.

 Tangostfestival Beuel im Pfarrsaal St. Adelheid

Tangostfestival Beuel im Pfarrsaal St. Adelheid

Foto: Nicolas Ottersbach

Das Licht ist rot und schummrig. So rot und schummrig, dass das Gucken schwer fällt. Der Pfarrsaal von St. Adelheid ist fast leer geräumt, rundherum stehen mit rotem Samt eingedeckte Tische und Stühle. Gabi Brötsch setzt sich, zieht ihre normalen Schuhe aus und schnallt sich die Tangoschuhe um. „Die sind bequemer“, erzählt sie. Jetzt will sie Tango tanzen, bis tief in die Nacht.

Rund 200 Tänzerinnen und Tänzer sind an diesem Sonntagabend zum 11. Bonner Tangofestival gekommen. Das ganze Pfingstwochenende über gab es Kurse für Anfänger und Einsteiger, an den Abenden Bälle mit verschiedenen Stilrichtungen. Entstanden ist die Veranstaltung schon 1997, damals war es noch ein einzelner Tangoabend. „Zum Zehnjährigen haben wir dann ein Festival daraus gemacht, das sich bis heute hält“, erzählt Mitorganisator Harald Rotter. Am heutigen Montagabend gibt es noch einmal die Chance, dabei zu sein (20 Uhr, Adelheidisplatz 13. Es spielen die Musiker der Band Los Milonguitas.

Tangofestival Bonn
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Der Tänzer, der besser ist, musssich auf den anderen einlassen

Die Gäste fahren dafür lange Strecken. Diesmal spielt das „Beltango Quinteto“ live, das in der Szene ein Publikumsmagnet ist. Gabi Brötsch ist dafür aus Essen gekommen, ihre Freunde und Tischnachbarn aus Düsseldorf und Neuss. Was man nun denken mag: Tango ist perfekt für ein Paar. „Das mag auch sein, wir sind aber alle nur Tanzpartner, mehr nicht“, sagt Brötsch. Sie hat vor knapp zwei Jahren mit dem Tangotanzen angefangen, die anderen sind schon vier bis 14 Jahre dabei. Ob das ein Problem ist? „Nö, solange sich derjenige, der besser ist, auf den anderen einlässt und nicht sein Ding durchzieht.“

Aufeinander einlassen. Schaut man sich auf dem Parkett um, ist das besonders wichtig. Der Düsseldorfer Christian Schwarz macht das sehr elegant. Er packt die Dame nicht direkt, sondern tritt langsam näher, bis sie ihn umarmt. Und so die Oberhand behält, obwohl sie später geführt wird und auf ihn hören muss. „Das ist sehr komplex, wie eine Sprache“, erzählt er. Ja, der Mann führt. Aber er muss auch der Frau folgen, die ihm immer ein paar Millisekunden voraus ist. Denn mit dem Körper gibt er ihr zu verstehen, welcher Fuß wohin gesetzt, wann die Beine wie ein Klappmesser umherschnellen, in welche Richtung sich die Hüfte drehen muss. Für Gabi Brötsch ist das der Reiz, der Tango ausmacht. „Ich bin sonst eher bestimmend, hier lasse ich mich fallen.“ Taktangebend bleibt aber die Musik.

Übrigens: Auch Frauen können mit Frauen, Männer mit Männern tanzen – solange die Rollenverteilung des Führenden und des Geführten klar ist. Meist verläuft die Partnersuche aber ganz klassisch und ist dennoch eine Sache für sich. Die Männer schleichen um die Tische, schauen sich um. Wer viel tanzen will, setzt sich deshalb weiter nach vorne. Ein Blickkontakt reicht, um die Frauen aufzufordern. Nein zu sagen, gilt als unhöflich. „Ein Ehrenkodex“, sagt Christan Schwarz. Zu dem gehört auch, dass keine Frau am Abend sitzen bleiben darf. Was ihn ganz schön ins Schwitzen bringt. „Denn es sind immer mehr Frauen als Männer da.“

Wenn wie an diesem Abend 50 Paare auf der Tanzfläche sind, tanzen 50 Paare einen anderen Tango. „Er ist sehr flexibel und immer ein Improvisation, das macht ihn so spannend“, sagt Brötsch. Es gebe zwar spezielle Figuren, die Schritte seien aber immer anders. Die vielen Drehungen hätte sie mit ihren Straßenschuhen wahrscheinlich nicht ohne Blasen an den Füßen geschafft.

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