VW Phaeton: Der Komfort kommt in keiner Weise zu kurz

Stärkste Diesel-Limousine der Welt gleitet sanft über die Fahrbahn. Motor undGetriebe bilden eine harmonische Einheit. Audio-System klingt wie im Konzertsaal

VW Phaeton: Der Komfort kommt in keiner Weise zu kurz
Foto: Werksfoto

Vor wenigen Jahren noch galt es als wenig fein, Luxus-Limousinen mit Dieselantrieb zu fahren. Großvolumige Acht- oder gar Zwölfzylinder, Benzinmotoren wohlgemerkt, mussten es schon sein, um in erlauchten Kreisen mitreden zu können und nicht negativ aufzufallen. Doch längst hat eine Umbesinnung eingesetzt und es gibt kaum noch eine Nobelmarke, die nicht einen Selbstzünder im Programm hat.

Im VW-Konzern ist es das neue Flaggschiff Phaeton, das jetzt auch mit Dieselmotorisierung geordert werden kann. Aber nicht irgendein großer TDI-Selbstzünder wird eingebaut, sondern ein hochmoderner Zehnzylinder, der aus fünf Litern Hubraum 230 kW/313 PS und schier unglaubliche 750 Newtonmeter Drehmoment holt. Der V 10 macht den Phaeton zur stärksten Diesel-Limousine der Welt. Die dritte Motorvariante nach dem Acht- und dem Zwölfzylinder hatte im vergangenen Jahr ihr Debüt im ebenfalls neuen VW-Geländewagen Touareg.

Der nach dem Pumpe-Düse-Prinzip arbeitende Direkteinspritzer mit Turboaufladung passt ausgezeichnet zum 2,5 Tonnen schweren Phaeton. Überraschend sanft in der Laufkultur setzt der V 10 TDI seine geballte Kraft auf Gaspedaldruck in machtvolle Beschleunigung um. Den satten Schub entwickelt er im Gegensatz zu den Vorserien-Exemplaren ohne auch nur einen Moment zu zögern.

Der serienmäßige permanente Allradantrieb sorgt für kultivierten Gripp auf der Straße. Motor und Getriebe, die Sechsgangautomatik wird beim Phaeton von ZF (Zahnradfabrik Friedrichshafen) zugeliefert, bilden eine harmonische Einheit. Das gilt nicht nur für die gewaltige Durchzugskraft, sondern in ähnlicher Weise für die Akustik des V 10, der sich in seiner Umgebung durch einen besonders guten Ton auszeichnet. Innen verhält sich der große Dieselmotor so dezent, dass er bei gleichmäßig schneller Fahrt praktisch nicht mehr zu vernehmen ist; nur beim starken Beschleunigen faucht oder knurrt er schon mal leise vor sich hin. Sein im Vergleich zum Zwölfzylinder-Benziner um rund 100 Kilogramm höheres Gewicht spürt man ihm auf keinen Fall an.

Auf ersten Probefahrten erfreut der Phaeton seinen Fahrer mit einer gewissen Leichtigkeit, keine Spur jedenfalls von trägem Handling oder starkem Untersteuern, wie man es bei einem Auto mit so hoher Vorderachslast vermuten könnte. Offensichtlich hilft die Servolenkung, das Gewicht geschickt zu verbergen, höchstens beim Bremsen ist die Masse zu spüren.

Fahrer und Passagiere fühlen sich wie beim Schwestermodell W 12 6.0 auf einer Länge von 5,06 Metern vorzüglich untergebracht. Im Innenraum dominiert absolut Hochwertigkeit, es herrscht eine gediegende Atmosphäre. Zum Beispiel bieten die Sitze in jeder Hinsicht Langstrecken-Format, hier wird an nichts gespart. Das Audio-System klingt wie im Konzertsaal. Edles Holz und Leder und vieles mehr, was das Herz begehrt, gibt es teilweise gegen Aufpreis.

Der Komfort kommt in keiner Weise zu kurz, sanft gleitet der Luxusliner über die Fahrbahn. Zusätzliche Lasten beziehungsweise großes Gepäck verkraftet der Phaeton dank seiner Luftfederung, ohne mit der Wimper zu zucken. Die Fahrleistungen spiegeln den subjektiven Eindruck ganz klar wider: In fast unglaublichen 6,9 Sekunden schnellt die Tachonadel von Null auf 100, und zügig geht es weiter bis bei 250 km/h die Elektronik abregelt. Wer schnell unterwegs ist, sieht verblüfft auf dem Drehzahlmesser die extrem niedrigen 3 000 Touren, die bei 200 km/h anstehen.

Auf den ersten Blick schneidet der Phaeton V 10 TDI im Verbrauch nicht ganz so günstig ab: 11,9 Liter Dieselkraftstoff sind es im Euro-Mix. In der Praxis, zumal bei zügiger Fahrweise, können leicht 13 bis 14 Liter auf 100 Kilometer erreicht werden. Außerdem gewährt die Abgasnorm EU 3 nicht gerade Spareffekte. Aber was schert das den Eigner, der beim Kauf 82 600 Euro auf den Tisch geblättert hat.

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