Bauprojekt mit Hürden Bauverzögerung beim Familienhaus an der Uniklinik

Bonn · In den vergangenen Wochen gab es einige Rückschläge beim Bau des Familienhauses an der Uniklinik. Der Förderverein ärgert sich zudem über die hohe Erbpacht für das Grundstück.

Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg, langanhaltender Frost und schlechte Nachrichten aus Düsseldorf: Dort, wo der „Förderkreis für krebskranke Kinder und Jugendliche Bonn“ auf dem Gelände des Uniklinikums ein Familienhaus errichten will, herrscht Stillstand. „Eigentlich hätten wir schon viel weiter sein wollen“, blickt Jan Hennemann vom Förderkreis in die Baugrube. Geplant war, das Haus zeitgleich mit dem neuen Eltern-Kind-Zentrum (Elki) auf dem Venusberg Ende 2018 zu eröffnen.

Doch dieses ehrgeizige Ziel ist nicht mehr zu halten. „Dafür gab es in den vergangenen Wochen zu viele Rückschläge“, sagt Hennemann. Obwohl der Verein vor Baubeginn Bodenuntersuchungen in Auftrag gegeben und Luftbilder analysiert hat, traf man bei den ersten Erdarbeiten nicht nur auf belasteten Bauschutt, der gesondert und damit teurer entsorgt werden muss. Schlimmer noch. „Karneval stießen wir in rund 1,80 Metern Tiefe auf eine Brandbombe aus dem Zweiten Weltkrieg“, erklärt er. Damit standen die Arbeiten erst einmal komplett still und der Kampfmittelräumdienst übernahm das Kommando auf der Baustelle.

Insgesamt wurden in den darauffolgenden Tagen drei Brandbomben entdeckt, aufwendig geborgen und entsorgt. Dennoch ist der Förderkreis längst nicht auf der sicheren Seite. „Wir müssen jetzt erst einmal sechs Meter tiefe Bohrrungen vornehmen, um Stahlträger zur Sicherung der Baugrube zu setzen“, stellt er die weiteren Pläne vor. Bei diesen Arbeiten wird der Kampfmittelräumdienst ebenfalls anwesend sein. „Hoffentlich erleben wir in dieser Tiefe nicht weitere unangenehme Überraschungen“, fügt Hennemann hinzu.

Für den Einsatz des Kampfmittelräumdienstes werden natürlich Kosten fällig, mit denen der Förderverein bei der Kalkulation des Projekts nicht gerechnet hat. „Zudem haben wir bei den Erdarbeiten eine große Wasserleitung getroffen, die laut Plan eigentlich an anderer Stelle verlaufen sollte.“ Auch das beschere wieder unvorhergesehene Mehrkosten. Über die Hiobsbotschaft des Bau- und Liegenschaftsbetriebs NRW (BLB) ärgert sich Hennemann jedoch besonders: Ursprünglich sollte dem gemeinnützigen Förderkreis das Grundstück für den Bau des Familienhauses für einen symbolischen Preis von einem Euro Erbpacht im Jahr zur Verfügung gestellt werden. „Doch jetzt müssen wir 12 600 Euro jährlich bezahlen“, erklärt er.

BLB muss wirtschaftlich agieren

„Dabei schaffen wir hier doch etwas, das von der Allgemeinheit genutzt wird. Das Schicksal, ein schwer krankes Kind begleiten zu müssen, kann jeden von uns ganz unvorhergesehen treffen“, argumentiert er und: „An uns wird jetzt ein Exempel statuiert. Wie viel Geld dem Land entgeht, weil Landesbehördenhaus oder Unitiefgarage nicht genutzt werden können, interessiert in diesem Zusammenhang nicht. Aber bei uns wird ganz genau hingeschaut.“

„Wir hätten das Grundstück nicht einfach so zur Verfügung stellen können“, nimmt Tim Irion vom BLB Stellung. Denn schließlich müsse man „wirtschaftlich agieren. In diesem Fall haben wir sogar auf ein Bieterverfahren auf Basis eines Wertgutachtens verzichtet und dem Verein direkt eine Erbpachtregelung angeboten“, so der Sprecher.

Schmerzlich ist die Entscheidung des Landes auch deshalb, weil der Förderverein das Familienhaus ausschließlich aus Spenden finanziert. Rund 5,3 Millionen Euro kostet das Projekt nach aktuellem Stand. „Wir haben viel Unterstützung im Vorfeld erhalten. Doch als es ums Geld ging, war davon nichts mehr zu spüren. Das ist für mich skandalös“, erklärt Hennemann.

Vonseiten der Uniklinik werde man hingegen gut unterstützt. „Da können wir uns wirklich nicht beklagen. Nur vom Land bekommen wir keine Hilfe. Im Gegenteil.“ Er hofft jetzt, dass der weitere Bau ohne Verzögerungen fortschreitet: Sobald der Kampfmittelräumdienst seine endgültige Freigabe erteilt hat, werden im Mai die Rohbauarbeiten beginnen. „Mitte 2019 werden wir fertig sein – falls nicht wieder unerwartete Probleme auftauchen“, sagt Hennemann vom Förderkreis.

Weitere Informationen über das Projekt unter www.familienhaus-bonn.de und www.foerderkreis-bonn.de.

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