Diskussion im Haus der Bildung Bauexperten fordern Mut zum Bau von Hochhäusern in Bonn

Bonn · Experten forderten bei einer Diskussion im Haus der Bildung mehr Aufgeschlossenheit gegenüber Hochhäusern in Bonn.

 Der Post Tower in Bonn ist mit 162,5 Metern das höchste deutsche Hochhaus außerhalb von Frankfurt am Main und das elfthöchste in Deutschland überhaupt.

Der Post Tower in Bonn ist mit 162,5 Metern das höchste deutsche Hochhaus außerhalb von Frankfurt am Main und das elfthöchste in Deutschland überhaupt.

Foto: picture alliance / R. Goldmann

Wäre es denkbar für Bonn, künftig Wohnhäuser in die Höhe statt Breite wachsen zu lassen? Eine Frage, zu der Bonns früherer Stadtbaurat Sigurd Trommer und Nikolaus Decker vom Bund Deutscher Architekten im Haus der Bildung Antworten gaben.

Viele Hochhäuser gibt es in Bonn nicht und das soll auch möglichst so bleiben. Diese Meinung vertrat zumindest ein Zuhörer an dem Abend. Architekt Decker und der frühere Stadtbaurat Trommer hatten dazu eine differenziertere Meinung. Man dürfe nicht auf die schon bestehenden Hochhaussiedlungen in Tannenbusch oder Medinghoven schauen. Wohnen in Hochhäusern sei verpönt, nicht nur in Bonn.

Dies liege vor allem an der Sozialstruktur, stellt Trommer fest. Damit es kommunikativer werde, müsste ein Teil der gemeinschaftlichen Grünflächen den Parterrewohnungen als Privatgarten zugeordnet werden. Das restliche Grün bliebe allgemein. So kämen die Menschen über ihren Zaun ins Gespräch, lernten sich kennen.

Post Tower schlug zunächst auch hohe Wellen

Auch sieht Trommer einen großen Fehler von damals darin, eine zu strikte Trennung von Arbeiten und Wohnen vollzogen zu haben. So hätten sich einsame Schlafstätten gebildet statt lebhafte Viertel. Doch wie hoch darf ein Haus sein, damit sozialverträgliches Wohnen möglich ist? „Bis zu sieben Geschosse sind vertretbar“, sagt Decker und verweist auf aktuelle Baubeispiele etwa an der Reuterbrücke.

„Wir müssen dazu übergehen, die Angst vor einer verdichteten Bauweise zu verlieren“, so Decker, der in Bonn noch viel Potenzial sieht, um Bauland zu erschließen. So sieht es auch Trommer, der fragt, warum nicht auf den „Aldis und Lidls“ der Stadt gebaut werde. „Da könnten Hunderte von Wohnungen entstehen.“

Aber es gebe Befindlichkeiten in dieser Stadt vor Höhe, sagt Trommer. Er muss es wissen. Zwischen 1990 und 2006 war er selbst Teil der Bonner Verwaltung. Oft sei er anfangs von seinen Kollegen aus dem Planungsamt zurückgepfiffen worden, wenn er mehr als viergeschossige Wohnbauten angehen wollte.

Bauvorhaben nimmt viel Zeit in Anspruch

Dann kam der Post Tower. Mit 162,5 Metern das höchste Gebäude in Bonn. Anfangs hat es hohe Wellen geschlagen, warum gerade am Rand des Rheinparks dermaßen in die Höhe gebaut wurde, habe man ihm vielerorts vorgeworfen, auch über die Stadtgrenzen hinaus. Heute gehört der Post Tower zum Wahrzeichen der Stadt. Die Wogen scheinen geglättet.

Decker und Trommer kennen trotz Befürwortung für mehrgeschossige Wohnbauten durchaus die Grenzen des Bauens in die Höhe. Nicht an jeder Stelle der Stadt, vor allem in den mit Fachwerkhäusern geprägten Vierteln, könne man nicht mit mehrgeschossigen Bauten beginnen. Zentrumsnah sei dies aber durchaus möglich. „Mut für Veränderungen“ nennen es die beiden Redner.

Einfach wird das nicht werden. Nach Paragraf 34 des Baugesetzbuches, der sich an der bereits vorhandenen Bebauung orientiert, könnten Hochhäuser nicht gebaut werden. Dazu bedarf es eines Bebauungsplans. Nachbarn können dann mitsprechen, ihre Einwände vortragen und gegebenenfalls klagen. Ein Bauvorhaben nehme dadurch wesentlich mehr Zeit in Anspruch. Gebaut werden könne dann oft erst nach sechs Jahren oder mehr nach Planfeststellung.

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