Rockerbanden in Bonn Bandidos trafen sich an der Stiftsgarage

BONN · Es ist ein beängstigender Anblick für die Augenzeugen. Montagabend gegen 20.30 Uhr: Dutzende Autos, darunter Maseratis und andere teure Sportwagen mit Ruhrpott-Kennzeichen, werden in der Stiftsgarage geparkt. Immer mehr kräftige Männer mit finsteren Mienen steigen aus, versammeln sich vor dem Parkhaus an der Kölnstraße.

Viele von ihnen tragen Jacken mit dem Emblem der Rockergruppe Bandidos, andere gehören offenbar zu den Chicanos, einer Unterstützergruppe der als kriminell geltenden Gruppierung. Der ganze Pulk bricht in Richtung Markt auf, stellt sich dort auf die Rathaustreppe, schießt Fotos, läuft dann zurück und versammelt sich noch einmal vor der Stiftsgarage.

Die Männer lachen, klatschen sich ab, fahren mit Autos aus dem Parkhaus heraus und wieder hinein. Ihre Botschaft offenkundig: Uns kann keiner was. In der Nähe stehen einige Streifenwagen der Polizei. Gegen 21.30 Uhr ist der Spuk vorbei, und die Rocker verlassen die Stadt.

Zwischenfälle hat es nach Polizeiangaben bis Redaktionsschluss nicht gegeben. Aber seit Montagabend ist klar: Die rivalisierenden Rockerbanden Bandidos und Hells Angels haben Bonn im Visier. Beiden Gruppen werfen die Ermittler vor, deutschlandweit in Schutzgelderpressung, Drogenhandel und Zuhälterei verwickelt zu sein.

"Wir sehen Anhaltspunkte dafür, dass versucht wird, jetzt auch in Bonn Fuß zu fassen", sagt Helmut Pfau, Leitender Polizeidirektor im Bonner Präsidium, dem General-Anzeiger. Deshalb die "auffälligen Bewegungen in der Stadt". Die Polizei werde aber nicht tatenlos zuschauen. Pfau: "Wir versuchen bereits einzugreifen, bevor Straftaten begangen werden."

Vor dem Bandido-Aufmarsch am Montag gab es deshalb schon zwei Polizeieinsätze. Am Donnerstagabend hatten sich am Stiftsplatz etwa 40 Männer aus dem Raum Aachen versammelt. Nach GA-Informationen handelte es sich um die Hooligan-Truppe "Westfront", die mit den Bandidos kooperieren soll. Die Polizei erteilte den Männern Platzverweise. Daraufhin rückten sie ab.

Am Samstag reagierten die Hells Angels offenbar, indem sie auf dem City-Ring fuhren – in einer Kolonne mit 45 Motorrädern und sieben Autos. Nach GA-Informationen mit dabei: die "Bruderschaft Fist Fighter", die einen Boxclub im Bonner Umland betreibt. Die Rocker überfuhren mehrere rote Ampeln.

"Das sollte eine Machtdemonstration sein", sagt Polizeiführer Helmut Pfau, wohl als Reaktion auf den Vorfall vom Donnerstagabend. Die Polizei zog deshalb alle verfügbaren Kräfte zusammen, stoppte die Kolonne am Samstagnachmittag an der Friedrich-Ebert-Allee und nahm von allen Männern die Personalien auf.

Zwei Szene-Kenner, die am Montagabend den Aufmarsch an der Stiftsgarage beobachten, bestätigen dem GA die Einschätzung der Polizeiführung: "Dass die Bandidos hier waren, ist ein klares Signal an die Hells Angels", meint ein 32-jähriger Bonner. "Da wird jetzt noch was passieren." Sein 31-jähriger Begleiter drückt es noch drastischer aus: "Das gibt Krieg."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort