Prozess in Bonn Bande werden 37 Blitzeinbrüche zur Last gelegt

Bonn/Region · Das Sicherheitsaufgebot ist enorm im Prozess gegen die sieben Männer, die sich seit Mittwoch wegen einer Serie von Blitzeinbrüchen in Bonn und der Region vor der 8. Bonner Jugendstrafkammer verantworten müssen: Zehn Justizwachtmeister sind zur Sicherheit im Gerichtssaal, denn fünf der Angeklagten sitzen in Untersuchungshaft.

Prozess in Bonn: Bande werden 37 Blitzeinbrüche zur Last gelegt
Foto: dpa

Überhaupt ist der Gerichtssaal so voll wie selten, denn den sieben Angeklagten im Alter zwischen 21 und 34 Jahren stehen insgesamt elf Verteidiger zur Seite. Und die Zuschauerreihen sind besetzt mit Angehörigen und Freunden der Männer auf der Anklagebank, die Tankstellen und Geschäfte in und rund um Köln und in der Region Bonn serienweise heimgesucht haben sollen. Staatsanwalt Andreas Riedel wirft ihnen banden- und gewerbsmäßigen Einbruchdiebstahl in 37 Fällen vor und braucht 45 Minuten, um alle aufzulisten.

Die Masche war immer dieselbe: Die Täter schlugen die Scheiben an Tankstellen oder Geschäften ein, rafften alle Zigaretten zusammen und verschwanden so schnell, wie sie gekommen waren. Insgesamt sollen sie mit diesen Blitzeinbrüchen, die maximal drei Minuten dauern durften, Tabakwaren und einmal Elektronikartikel im Gesamtwert von 367 449 Euro gestohlen haben.

Von November 2014 bis September 2015 sollen sechs der Männer in wechselnden Besetzungen auf Beutezug gegangen sein, nachdem sie die Tatorte zuvor ausgekundschaftet hatten. Denn es war laut Anklage wichtig, dass sich die Zigarettenpackungen möglichst schnell von den Regalen in Riesentaschen schieben ließen. Dann kamen die Täter mit gestohlenen oder gemieteten Autos zurück, schlugen die Scheiben ein und waren bereits nach Minuten mit ihrer Beute wieder verschwunden.

„Die Türen schlugen sie vorzugsweise mit Kanaldeckeln ein“, so der Staatsanwalt. Auf diese Weise schlugen sie laut Anklage auch am 11. Juni 2015 an einer Tankstelle in Bonn-Röttgen, am 16. Juni in Euskirchen, am 6. August in einem Supermarkt in Bad Honnef-Aegidienberg, am 12. September an einer Tankstelle in Rheinbach, am 18. September an der Tankstelle in Aegidienberg und am 22. September in einem Supermarkt in Bornheim zu. Allerdings waren sie nicht überall erfolgreich: So hielt in Aegi᠆dienberg die Glastür des Supermarktes stand, und an der Tankstelle lösten sie eine Nebelanlage aus, sodass sie blindlings die Flucht ergriffen.

Nach der Tat brachten sie die Beute stets umgehend zu einem Kölner Kioskbetreiber, der ihnen ein Drittel des Verkaufspreises zahlte. Dieser Hehler sitzt nun als siebter Mann auf der Anklagebank. Durch ihn flog die Bande auch auf – die zum Schutz des Kiosks installierte Überwachungskamera nahm auch die Täter auf.

Der 28-Jährige Kioskbetreiber hat bereits ein umfassendes Geständnis abgelegt. Und dazu rät den Übrigen nun auch Kammervorsitzender Volker Kunkel: „Ein Geständnis würde sich massiv auf die Strafhöhe auswirken.“ Gegen weitere Täter wird noch ermittelt.

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