Bonner Hilfsaktion mit Bonner Ärzten Baby Small-Small wog nur 770 Gramm

Bonn · Für Dorian Jungmann (32) und Teresa de la Torre (29) gab es glückliche Momente in Sierra Leone. „Zum Beispiel, als wir Small-Small in den Armen hielten. Dieses mit 770 Gramm Geburtsgewicht kleinste jemals in Serabu geboren Baby“, erzählen die beiden jungen Ärzte, die ein Jahr lang in dem westafrikanischen Land Patienten behandelt haben.

 Deutsche Ärzte in Sierra Leone: Dorian Jungmann und Teresa de la Torre mit Small-Small, den Eltern und dem Bischof, der den Säugling gesegnet hat.

Deutsche Ärzte in Sierra Leone: Dorian Jungmann und Teresa de la Torre mit Small-Small, den Eltern und dem Bischof, der den Säugling gesegnet hat.

Foto: German Doctors

Vor ihrem Hilfseinsatz für die Bonner Hilfsorganisation German Doctors hatten die deutsch-spanischen Assistenzärzte dem GA noch ein Interview gegeben. Sie hatten angekündigt, sich als Langzeitärzte der German Doctors um Menschen zu kümmern, die keinen Zugang zu medizinischer Versorgung haben. Auch das, wie sie sagten, kalkulierbare Risiko, in Sierra Leone in ein Verbreitungsgebiet des Ebola-Virus zu geraten, wollten sie eingehen.

Zurück aus Sierra Leone können Jungmann und de la Torre zahllose Erlebnisse schildern. Eben das mit dem wirklich klitzekleinen Neugeborenen, das nach zwei Monaten mit 1950 Gramm auf den Rippen putzmunter nach Hause entlassen werden konnte. Sogar der Bischof kam und gab Small-Small und dessen glücklichen Eltern seinen Segen.

Nun sind die Jungärzte wohlbehalten und gesund nach Deutschland zurückgekehrt. Sie haben auch die Herausforderung, „das Krankenhaus, das Personal und die Patienten vor Ebola zu schützen“ gemeistert. Diese Aufgabe und das Erlebte seien kräftezehrend und anstrengend gewesen.

Jungmann und de la Torre haben bei Weitem nicht nur so glückliche Erfahrungen gemacht, wie ein kräftig herangewachsenes Frühchen in den Armen zu wiegen. Sie lernten in Serabu an tragischen Fällen, welcher Luxus die in Europa so selbstverständlichen Impfungen sind.

Ihnen sei beschämend bewusst geworden, dass in diesem armen afrikanischen Land viele Menschen keine Möglichkeit haben, sich tödlicher Erkrankung zu erwehren, sagt Jungmann. „Wir hatten fast täglich neue Patienten mit unheilbaren Leberversagen aufgrund chronischer, meist in der Kindheit erworbenen Hepatitis B.“

Meist seien es junge Kranke gewesen, denen nicht mehr zu helfen war. „Der jüngste Patient mit Leberzirrhose im Endstadium war zwölf.“ Die Familien seien in der Hoffnung in die Ambulanz gekommen, dass ihre Kinder geheilt werden könnten, und hätten erfahren müssen, dass außer oft unzureichender Symptomlinderung nichts mehr angeboten werden konnte.

„Auch Tetanus haben wir mehrmals erlebt, Erwachsene und Neugeborene, deren Mütter nicht geimpft waren, und an Masern schwersterkrankte Kinder. Schicksale, welche doch mit Impfung so einfach zu verhindern wären.“

Auch die Geschichte von einem anderen Kleinkind, dem Baby Bobo, geht de la Torre nicht aus dem Kopf. „Es kam im Alter von drei Tagen zu uns, mit Fieber und Blutvergiftung aufgrund eines infizierten, eiternden Nabelschnurrestes.“ Vielerorts Normalfall, wo Ärzte fehlen und Neugeborene erst spät fachgerecht versorgt werden.

Bobo habe schon bald für Tetanus typische Muskelkrämpfe gezeigt. „Bei kleinsten Reizen, einem zu lauten Ton, Licht oder Berührung verkrampfte sich die Muskulatur, der kleine Körper verbog sich in schmerzhaften Krämpfen“, schildert Jungmann.

Gut, dass Bobo Antibiotika über die Vene bekommen konnte. „Wir betäubten ihn mit Narkosemitteln, er wurde über eine Magensonde ernährt“, ergänzt de la Torre. Und dann sagt sie noch, dass auch Bobo Glück gehabt habe und die Erkrankung schließlich nicht seine Atemmuskeln befiel. Der Kleine hatte den Kampf gegen den Tod gewonnen.

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