Alanus-Ringvorlesung Bürger äußern Unmut über Bonner Rheinufer

Bonn · Bei einer Alanus-Ringvorlesung gehen Stadtplaner und Publikum hart mit dem Bonner Rheinufer ins Gericht. Sie finden es lieblos behandelt und vernachlässigt. Fazit: Die Qualitäten werden nicht genutzt.

Ein laues Lüftchen, tuckernde Schiffsdiesel und ein Blick wie ein Kapitän mitten im Strom: Wer an einem Sommerabend im Glashaus des Rheinpavillons sitzt, kann eigentlich kein Haar in der Suppe finden, was Bonn und den Rhein angeht. „Futter für die Seele!“, seufzte es folgerichtig bei den „Rheinufergeschichten“ aus den Zuhörerreihen.

Zum letzten Teil der Ringvorlesung „Bonner Orte. Anders. Sehen“ der Alanus Hochschule in Kooperation mit dem General-Anzeiger waren am Mittwoch trotz des warmen Wetters zahlreiche Bürger und Studenten gekommen. Ungeachtet der mildernden Umstände entlud sich ihr Unmut in einem Donnerwetter über den Stillstand am Bonner Rheinufer: Lieblos, vernachlässigt, abgewandt von der Stadt und mit viel zu wenig Gastronomie ausgestattet, wetterten sie.

Autofreie Promenade

Und obwohl Architekturprofessor Benedikt Stahl seinen Gast, den erfahrenen und weit gereisten Architekten, Stadtplaner und Hochschullehrer Thomas Sieverts, mit selbst geschriebenen Ufergeschichten gelungener Beispiele aus Düsseldorf, Köln und sogar Wesseling in Stimmung brachte, wo die richtige Planung Menschen, Rhein und Freude zusammenbringt, sparte auch der frühere Bonner Sieverts nicht mit klaren Worten: „Seit der Bundesgartenschau hat sich Bonn ziemlich ausgeruht“, sagte der 83-Jährige, der seit 60 Jahren „im Geschäft“ ist und 1979 die Geburtsstunde der Rheinaue begleitet hat.

Dabei verfüge Bonn über eine „große Qualität“, nämlich autofreie Promenaden auf beiden Seiten des Rheins. Doch diese werde „stiefmütterlich“ behandelt, bleibe Joggern und Spaziergängern vorbehalten, statt sich mit Restauration und Verweilmöglichkeiten ohne Konsumzwang für jedermann herauszuputzen.

„Es ist an der Zeit für Bonn, verrückte Ideen zu entwickeln“, findet Sieverts, der bis vor fünf Jahren in Bonn gewohnt hat. Und attestiert der Stadt ein „unterkühltes Verhältnis zum Rhein“. Dabei zähle die Sehnsucht, am Wasser zu sein, nahezu zu den Ur-Gefühlen, verspreche Weite und Ruhe, entgegnete Stahl.

Wie schwer es jedoch in Bonn fällt, vom Marktplatz den Weg an den Rhein zu finden, schilderte Alanus-Kanzler Dirk Vianden Stahl in einem Gespräch: „Durch die Brüdergasse, die dunkle Unterführung, ums Opernhaus herum.“ Einfach ist anders. In der Diskussion schlugen die Wogen hoch, waren schnell Stadt und Politik als Schuldige im Fokus. Doch das wollte Sieverts nicht gelten lassen, weil er auch die Bürger in der Pflicht sieht. Oder, wie es eine Zuhörerin formulierte: „Die Stadt sind wir alle.“

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