Beethoven liebte Makkaroni-Pastete Bönnsches Kochbuch „Döppcheskieke“

Bonn · In ihrem Buch „Döppcheskieke“ stellt Hildegund Schloßmacher 80 Rezepte und Anekdoten aus Bonn vor. Diplomatenfrikadellchen sind aus feinem Kalbsfleisch.

 Hildegund Schloßmacher brät die Frikadellchen Diplomatenart in der Pfanne. Sie müssen goldbraun werden.

Hildegund Schloßmacher brät die Frikadellchen Diplomatenart in der Pfanne. Sie müssen goldbraun werden.

Foto: Benjamin Westhoff

Als Reminiszenz an einstige Hauptstadtzeiten dürfen klassische rheinische Gerichte durchaus veredelt werden. Daher brutzeln bei Hildegund Schloßmacher etwa Diplomatenfrikadellen in der Pfanne. „Die sind ein bisschen schicker gemacht“, sagt die Köchin. „Aus Kalbshack, mit Kapern, dann mit Sahne verfeinert.“ Insgesamt 80 rheinische Rezepte mit einer Prise Lokalkolorit hat die Bad Godesbergerin in ihrem Kochbuch „Döppcheskieke“ gesammelt. Der General-Anzeiger wird in den nächsten Wochen weitere Rezepte vorstellen.

Der Titel Döppcheskieke – also Topfgucken – mutet eigentlich gar nicht bönnsch an. „Aber Josef Schwalb sagt, so redet man in Friesdorf“, kontert die Autorin. Der ehemalige Rektor der Burgschule muss es wissen. Ab und an kommt er bei den Schloßmachers in Marienforst vorbei und bringt Selbstgezogenes aus seinem Schrebergarten mit. Er wie auch manch anderer Bonner spielt im Buch eine Rolle.

Allen voran Beethoven, der neben der Musik das Essen liebte. Das hat die Ehefrau des Stadtarchivars Norbert Schloßmacher in alten Hauswirtschaftsbüchern gelesen. „Einen vorderen Platz nimmt dabei die Makkaroni-Pastete ein. Ein ungewöhnliches Rezept, das die Italienliebe des Meisters aufzeigt“, schreibt die 61-Jährige in einer der vielen Anekdoten im Buch. Erstaunlich, dass die Pasta Ende des 18. Jahrhunderts bereits Lieblingsspeise am Rhein waren.

Alte Rezepte sammeln als Hobby

Hildegund Schloßmachers persönlicher Favorit ist der Lauchkuchen, eine Tarte aus Mürbeteig mit Speck, Weißwein und einem Guss aus Hartkäse und Sahne. Breitlauch sei in der rheinischen Küche unverzichtbar, so die Köchin, der dieses Handwerk schon in die Wiege in der Düsseldorfer Altstadt gelegt wurde. Dort führten ihre Eltern das Restaurant Maximilian, später das Haus Weinpark. Vor 28 Jahren zog Schloßmacher dann nach Bonn.

Ursprünglich gab es die Idee, das erste Buch mit Gerichten aus Bonn wieder aufzulegen. „Aber ich wollte lieber etwas Neues machen“, sagt die Autorin, die sich schon immer mit alten Rezepten beschäftigt hat. So hat sie in den vergangenen Jahren gesammelt, „was die Leute so zu erzählen haben“. Schloßmacher besuchte Gasthöfe, aber auch Altenheime. Überall hat sie Rezepte aufgeschnappt. Ihr Mann hat fotografiert. Das Fazit: „Alles ist leicht nachzumachen – bis auf die Torten“, sagt die Godesbergerin.

Kaffeecreme zum Dessert

Beruflich kümmert sie sich als Sozialarbeiterin um eine Wohngruppe für inhaftierte Väter in der Justizvollzugsanstalt Siegburg. „Dabei geht es um Fragen von Väterverantwortung, die Beziehung zu Kindern und Familie sowie Vorbereitungen für einen guten Start nach der Entlassung.“ Das sei anstrengend, mache aber Spaß. „Gekocht wird natürlich auch“, sagt Schloßmacher.

Bevor die erste Diplomatenfrikadelle mit decke Bunne (dicken Bohnen) probiert wird, erzählt die Köchin noch vom Wildschwein „Forsthaus Venne“, wo der Förster tatsächlich den passenden Namen Willi Wild trägt. Obelix hätte Freude an dem Fleisch, meint sie. Es wird kräftig angebraten, der Ansatz dann mit Rotwein, Apfelsaft und Brühe gelöst. Die Würze bringen Chili, Salz, Pfeffer, Knoblauch und Suppengrün. Das alles kommt zwei Stunden in den Ofen.

Zum Dessert gibt es „Fantasie mit Schneegestöber“, wie es Schloßmacher nennt. Das ist ihre Kaffeecreme-Kreation im Andenken an die 1837 in Bonn gegründete Kaffeerösterei Zuntz sel. Witwe. Ein Teelöffel Kardamom gibt den geschmacklichen Pfiff. Ausprobieren!

„Döppcheskieke – Traditionelle Gerichte aus Bonn und dem Rheinland“ von Hildegund Schloßmacher, Edition Lempertz, 181 Seiten. Erhältlich für 14,99 Euro in den Zweigstellen des General-Anzeigers.

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