Kessenicher Hans Mertens feiert 105. Geburtstag Bäcker und Jäger im Ruhestand

KESSENICH · "Nein, Pläne für die Zukunft mache ich keine mehr!" Hans Mertens lacht aus vollem Herzen, und in seinen Augen ahnt man, dass er wohl schon immer den Schalk im Nacken gehabt haben muss.

 Blumen für den 105-jährigen Johann Mertens von Bürgermeisterin Gabriele Klingmüller.

Blumen für den 105-jährigen Johann Mertens von Bürgermeisterin Gabriele Klingmüller.

Foto: Horst Müller

Der Bäckermeister im Ruhestand feierte gestern im Familien- und Freundeskreis seinen 105. Geburtstag, und der Jubilar wirkt dabei so fit, dass man ihm solche Zukunftspläne durchaus noch zutrauen würde. Mertens wurde am 19. Oktober 1915 in der zu Rheinbach gehörenden Ortschaft Irlenbusch geboren: "Eigentlich wollte ich ja Elektriker werden", erzählt das Geburtstagskind.

"Nach der Volksschule wurde bei uns im Dorf nämlich gerade Strom gelegt." Dass aus dem ersten Berufswunsch nichts wurde, lag an einem Jagdfreund des Vaters, der Bäcker war und auf dessen Vermittlung der 16-Jährige mitten in der Wirtschaftskrise eine Bäckerlehre in Bonn beginnen konnte. 1936 legte er seine Meisterprüfung ab, nur ein Jahr später pachtete er bereits eine Bäckerei in dem Haus in Kessenich, in dem er noch heute zu Hause ist.

"120 Mark Miete musste ich damals bezahlen", erinnert er sich. "Und ich hatte Konkurrenz. Es gab noch drei weitere Bäckereien in direkter Nachbarschaft, elf in ganz Kessenich." Obwohl das Geschäft folglich nicht von alleine lief, fand Mertens schnell seine Nische: Er legte den Schwerpunkt auf Feinbackwaren und hielt die Bäckerei an sieben Tagen in der Woche geöffnet.

Noch im selben Jahr heiratet Mertens seine Frau, eine gelernte Verkäuferin. Das Paar freut sich im Laufe der Jahre über einen Sohn und eine Tochter sowie drei Enkelkinder. Während des zweiten Weltkriegs, den Mertens mit nur leichten Verwundungen überlebt, war nicht gebacken worden - seine Frau hatte durch Zukäufe das Geschäft am Leben erhalten, und so konnte man nach Kriegsende den zwar beschädigten, aber nicht zerstörten Betrieb wieder aufbauen. Der "Bäcker mit Leib und Seele", wie er sich selber sieht, ging 1975 in den Ruhestand.

Neben seinem Engagement im Bäcker-Gesangsverein war Mertens' große Leidenschaft die Jagd: "Bis ich 98 Jahre alt war, bin ich noch regelmäßig auf die Pirsch nach Sauen gegangen", erinnert er sich. "Dann habe ich plötzlich auf der Rückfahrt von meinem Revier gemerkt, dass ich Probleme beim Fahren bekam. Von einem zum nächsten Tag habe ich mit der Jagd aufgehört und bin seither auch nicht mehr Auto gefahren", erzählt er. "Das wäre ja unverantwortlich gewesen."

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