Larissa Bender Autorin referierte über aktuelle Lage in Syrien

BONN · Viele verstehen nicht mehr, was in Syrien passiert. Sie sind ratlos und fragen sich, wie den Menschen dort und auch den Millionen Kriegsflüchtlingen überhaupt noch zu helfen ist. Die Übersetzerin und Journalistin Larissa Bender, die unter anderem als Syrien-Tutorin bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) tätig ist, versucht seit langem, Antworten auf diese Fragen zu finden.

Die Autorin Larissa Bender bereiste Syrien bereits in den 80er Jahren und kennt das Land sehr gut.

Die Autorin Larissa Bender bereiste Syrien bereits in den 80er Jahren und kennt das Land sehr gut.

Foto: Frommann

Am Mittwochabend informierte sie in ihrem Vortrag "Syrien: das Land, aus dem die Menschen fliehen - Ursachen der Katastrophe und Einschätzung der Lage" in der Trinitatiskirche in Endenich über Hintergründe des Bürgerkriegs und die aktuelle Lage in Syrien.

Offensichtlich hatte nicht zuletzt die aktuelle Flüchtlingsdebatte in Bonn und die Pläne der Stadt, im ehemaligen Paulusheim in Endenich etwa 100 Flüchtlinge unterzubringen, so viele Zuhörer in das Gemeindezentrum gelockt, dass kein Platz mehr frei blieb. Bender referierte fast zwei Stunden lang über die Hintergründe des Bürgerkriegs und zeigte viele Bilder über die Zerstörung und das furchtbare Elend in dem alten Kulturland zwischen der Türkei und dem Irak.

Die Wissenschaftlerin, die Syrien schon als junge Studentin in den frühen 1980er Jahren kennengelernt hat, berichtete davon, wie willkommen einst Ausländer in Syrien waren und wie freundlich das Volk ist. "Umso verstörter sind die Menschen jetzt über die fürchterliche Gewalt, die sich dort Bahn gebrochen hat", sagte sie.

Als Ursache des Übels sieht die Autorin die mehr als vierzig Jahre währende Diktatur in Syrien, "die die ganze Gesellschaft streng überwacht hat", das Regime Assads mit seinen "mafiösen Familienstrukturen." Als der Sohn Assads, der in Europa ausgebildete Arzt Baschar al-Assad, die Herrschaft übernahm, keimte im Volk und auch im westlichen Ausland die Hoffnung auf, dass sich das Land politisch und wirtschaftlich wieder öffnen und den Forderungen nach demokratischen Reformen Rechnung getragen werde (Damaszener Frühling).

Doch es kam anders: Anfängliche Freiheiten wurden wieder drastisch eingeschränkt, wer sich auflehnte, wurde inhaftiert. Zudem nahm die Armut im Land rapide zu, erzählte Bender. Das Massaker von Deraa ist für die Expertin der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.

Im Anschluss entspann sich eine kontroverse Diskussion unter anderem mit Fragen nach der Schuld und welche Rolle Europa, die USA und Russland in dem Krieg spielen. Welche die Oppositionsgruppen und was ist mit der Gefahr der radikalen Islamisten? Ein syrischer Teilnehmer glaubt, deren Rolle werde überbetont, "weil man sie dazu nutzen kann, um nichts gegen Assad zu tun, der aber doch sein eigenes Volk bombardiert."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Bereit zu Härte
Kommentar zu Wladimir Putins Rede an die Nation Bereit zu Härte
Mehr Waffen für die Welt
Kommentar zu den globalen Rüstungausgaben Mehr Waffen für die Welt
Aus dem Ressort