Sperrung der Robert-Koch-Straße Autofahrer beleidigen Straßenarbeiter in Bonn

Venusberg · Die Vollsperrung der Robert-Koch-Straße hat am Freitag viele Autofahrer überrascht. Trotz Ankündigung und ausgewiesener Umleitung stauten sich die Autos ab 9 Uhr vor der Absperrung auf Höhe der Einmündung des Nachtigallenwegs.

Die Unfreundlichkeit vieler Autofahrer dem jungen Mann in der orangen Warnweste gegenüber gab am Freitag Anlass zum Fremdschämen. Ab Punkt neun Uhr war die Robert-Koch-Straße – wie angekündigt – wegen Straßensanierung vollgesperrt.

Über Daniel Schneller, Mitarbeiter der Hennefer Baufirma Schlechtriem, ergoss sich ein verbaler Shitstorm. Seine Aufgabe war, die Sperrbaken, die auf Höhe der Einmündung Nachtigallenweg aufgestellt waren, nur für Firmenlastwagen zu öffnen. Selbst den Papst dürfe er nicht durchlassen, so die Order, erklärte er augenzwinkernd.

Aus der Erfahrung vom vergangene Wochenende – da wurde der erste Straßenabschnitt erneuert – wusste Schneller bereits, dass viele Autofahrer vor der Bake vor Wut schäumen und alles an ihm auslassen würden. Also wappnete er sich hinter der Bake mit Gelassenheit. Die Frühaufsteher – „es war die Hölle los“ – hatten es noch über die Robert-Koch-Straße geschafft, bevor das Tor – der vielbefahrene Zubringer zur Uniklinik – geschlossen wurde.

Prompt brandet der Fahrzeugpulk vor der Bake an. Das Chaos kann man kommen sehen. Manche wenden hektisch, andere stehen quer und brüllen durch die heruntergelassene Scheibe, wieder andere lassen das Fahrzeug einfach stehen, um sich bei Schneller zu erkundigen, was denn los sei. Der atmet durch, murmelt: „Das ist mir unbegreiflich. Können die keine Schilder lesen?“ und tritt vor die Bake. An den Autokennzeichen ist ablesbar, dass die Mehrheit wohl ortsunkundig ist.

Die meistgestellte Frage

Die meistgestellte Frage: „Wie kommen wir jetzt zur Klinik?“ Wie viele tausend Mal Schneller sie am Freitag beantwortet, sofern ein Gespräch möglich ist, zählt er nach den ersten nicht mehr mit. „Sie fahren zurück, an der Aral-Tankstelle vorbei bis zum Kreisel und folgen dort der ausgeschilderten Umleitung.“ Die Autoinsassen reagieren von hilflos bis aufgebracht. „Ich habe in zehn Minuten einen OP-Termin in der Uniklinik, lassen sie mich sofort durch“, fordert ein älterer Mann. „Nein“, sagt Scheller. Darauf folgt eine unwürdige Schimpftirade. Andere behaupten, an der entscheidenden Stelle stünde kein Umleitungshinweis. Schneller lächelt und erklärt. Zwischendurch muss er immer wieder die Sperrbake für die Lastwagen öffnen, die den abgefrästen Straßenbelag abtransportieren. Angriffslustig schieben sich die Autos dann Richtung Bake. „Nein“, sagt Schneller.

Anders bei Rettungswagen mit Notfällen: Sie dürfen selbstverständlich passieren. Im dem Moment, wo die Absperrung sich öffnet, versucht ein Transporter sich vorzudrängeln. Der folgende Disput mit angedrohter Handgreiflichkeit bringt sogar Schneller aus der Fassung. Vergangene Woche hätte ein Autofahrer versucht, de Absperrung zu durchbrechen. Doch bislang habe er die Polizei nicht rufen müssen. „Noch kann ich das selbst regeln.“

Radler und auch Spaziergänger, die trotz Sperrung den Bürgersteig nutzen dürfen, sind stille Beobachten der Szenen und Verzweiflungstaten. Die Polizei hätte manches Protokoll schreiben können. Denn mancher Autofahrer suchte den Ausweg über den Nachtigallenweg – und das ist nicht erlaubt.

Auch der städtische Tiefbauamtsleiter Peter Esch kann von Beschimpfungen und Unflätigkeiten ein Lied singen. Vergangenes Wochenende sei es mal wieder ziemlich dicke gekommen. Zumindest einen Minuspunkt muss man der Verwaltung ankreiden. Auf der Informationstafel zur Sanierungsmaßnahme ist eine städtische Telefonnummer für Fragen und Kritik angegeben. Am Freitagvormittag meldet sich allerdings niemand am anderen Ende der Leitung zum Stadthaus.

Ein zweiter Hinweis

Und noch ein zweiter Hinweis: Da viel Verkehr zur Uniklinik unterwegs ist, wäre ein Hinweis, vor allem für Ortsfremde, am Beginn der Umleitung, dass sie auch für die Zufahrt zum Krankenhaus gilt, hilfreich.

Vor allem über die Vollsperrung am Freitag würden sich viele aufregen, berichtet der Tiefbauamtsleiter. „Wir wollen sicherstellen, dass die Sperrung sonntags aufgehoben werden kann, damit der Berufsverkehr montags ungehindert über den Venusberg fließen kann. Daher müssen wir mit den Arbeiten freitags beginnen.“ Diese Variante sei das kleinere Übel.

Dem Tiefbauamt ist ein Baustellenmanagement angegliedert, das alle zu berücksichtigenden Faktoren einer geplanten Maßnahme unter die Lupe nimmt und optimiert. „Ein Aspekt ist auch, welche Variante am wenigsten zur Verärgerung etwa bei Verkehrsteilnehmern führt“, erläutert Esch. Es sei eine Abwägungsfrage zwischen der „Wirtschaftlichkeit der Baumaßnahme und dem möglichen volkswirtschaftlichen Schaden, weil alle im Stau stehen“.

Ob eine Baustelle und die Umleitung auch funktionieren, werde kontrolliert. „Dazu ist die Stadt im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht angehalten, auch wenn für die Maßnahme eine Fremdfirma beauftragt ist“, so Esch. Allerdings könne man angesichts der jährlich rund 2000 Baustellen in Bonn nur Stichproben machen.

Die Umleitung für die gesperrte Robert-Koch-Straße sei getestet worden. „Eine andere Möglichkeit der Verkehrsführung gibt es nicht.“ Die Ippendorfer und Anwohner auf dem Venusberg müssen das potenzierte Verkehrsaufkommen am Wochenende über sich ergehen lassen. Zeitweise stauen sich die Autos bis nach Poppelsdorf zurück.

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