Über 1000 Verkehrsunfälle in NRW Wie der Schnee in Bonn und der Region für Chaos sorgte

BONN/REGION · Das Wetter sorgte am Donnerstagmorgen für Chaos auf den Straßen: Der Verkehr staute sich, Lkw kamen nicht weiter und die Polizei verzeichnete unzählige Verkehrsunfälle.

Die andauernden Schneefälle sorgten am Donnerstag für Chaos auf den Straßen in Bonn und der Region. Die Polizei verzeichnete innerhalb weniger Stunden rund 30 Unfälle, die auf glatte Straßen zurückzuführen sind – laut Polizeisprecher Robert Scholten unter anderem in Poppelsdorf, Tannenbusch, auf dem Heiderhof sowie im gesamten Wachtberger Raum.

Die Unfälle im Bonner Stadtgebiet gingen bis auf zwei glücklicherweise glimpflich aus und endeten mit Sachschaden. „In Kessenich gab es einen Auffahrunfall, bei dem ein Beifahrer verletzt wurde“, so Scholten. In Siegburg-Stallberg ist eine junge Frau am Donnerstagmorgen mit ihrem Auto von der Straße abgekommen, in ein Straßenschild gefahren und leicht verletzt worden. Dabei brach an der Fahrerseite ihres Wagens der Seitenspiegel ab.

In der Zeit von Mittwoch, 14 Uhr, bis Donnerstag 10 Uhr, seien der Polizei in Siegburg 35 Verkehrsunfälle gemeldet worden. "Bei einem Auffahrunfall auf der Altenrather Straße in Troisdorf wurde der 66-jährige Beifahrer eines Renaults leicht verletzt. Bei allen anderen Verkehrsunfällen blieb es glücklicherweise bei Sachschäden", so die Polizei in einer Mitteilung. Auf dem Höhenweg in Bornheim-Merten kam am Donnerstagmorgen ein Krankenwagen von der Straße ab. Die Feuerwehr zog das Fahrzeug mit Hilfe eines Traktors wieder auf die Straße, der Wagen konnte seine Fahrt fortsetzen.

Die Lage auf den Autobahnen

Auf der A3 steht nach Angaben des Landesdienstes Straßen.NRW im Autobahnkreuz Bonn/Siegburg seit etwa 12 Uhr nur ein Fahrstreifen in Richtung Köln zur Verfügung. Zwei Fahrstreifen mussten gesperrt werden, weil sich die Fahrbahndecke wegen der Witterung gelöst hatte.

Wie der Landesbetrieb Straßen NRW am frühen Nachmittag mitteilte, soll die Schadstelle am Freitag repariert werden. Beginn der Arbeiten, die vermutlich bis zum Abend dauern werden, ist 8 Uhr.

An einigen Auffahrten der Autobahnen sind vor allem Lastwagen nach Angaben der Polizei nicht vom Fleck gekommen. Laut Polizeiangaben gab es von Mittwochfrüh bis Donnerstagfrüh mehr als 1000 Verkehrsunfälle in NRW. Dabei wurden 14 Menschen schwer und 63 leicht verletzt. Den entstandenen Schaden schätzt die Polizei auf mehr als drei Millionen Euro.

Bonnorange im Großeinsatz

Bonnorange ist im Großeinsatz, um auf noch nicht geräumten Straßen zu streuen, vor allem in Seitenstraßen liegt zum Teil aber noch eine dichte Schneedecke. Wie Scholten berichtet, kommen die Streufahrzeuge aufgrund des Verkehrs zum Teil allerdings kaum durch die Straßen.

Im Bad Godesberger Bereich war Bonnorange die ganze Nacht durch mit einem Streuwagen im Einsatz, seit 4 Uhr am Donnerstagmorgen wird zusätzlich auf den Gehwegen gestreut, zwei Fahrzeuge waren am Morgen auf den Straßen unterwegs, so Bonnorange auf GA-Anfrage. Ein Streufahrzeug räumte und streute zudem seit 6 Uhr die Bergstrecken in Schweinheim in Richtung Waldkrankenhaus sowie auf dem Heiderhof, wo auch der Busverkehr erheblich beeinträchtigt war.

(Dieses Video gehört zu einer Kooperation von GA und WDR.)

„Außerdem ist ein kleiner Streuwagen für die Innenstadt und neben Bergstrecken unterwegs. Zusätzlich werden seit 6 Uhr die Gehwege und Überwege im Godesberger Gebiet von Schnee befreit und gestreut. Da sind aktuell vier Kabiner mit 16 Mitarbeitern im Einsatz", so Bonnorange weiter. Um sicherzustellen, dass der Verkehr nicht bei starkem Schneefall komplett zusammenbreche, müsse sich der Winterdienst zunächst auf jene Streckenabschnitte konzentrieren, die „verkehrswichtig“ seien.

Daher befreie bonnorange zunächst die Straßen von Eis und Schnee, auf denen die Unfallgefahr besonders hoch ist. Dazu gehören Ortsdurchfahrten, Steigungsstrecken und Krankenhauszufahrten, selbständige innerstädtische Radwege sowie die Linien des öffentlichen Personennahverkehrs.

Auch im restlichen Bonner Stadtgebiet war Bonnorange seit 4 Uhr zunächst mit sechs Streufahrzeugen, seit 6 Uhr mit allen Mitarbeitern und Fahrzeugen im Einsatz. Man weist allerdings darauf hin, dass gemäß der Bonner Straßenreinigungssatzung die Haltestellen öffentlicher Verkehrseinrichtungen sowie die Hauseingänge und Gehsteige grundsätzlich der Verkehrssicherungspflicht der privaten Anlieger unterliegen.

Umgestürzte Bäume blockieren Straßen

Für Behinderungen sorgten am Morgen allerdings nicht nur glatte Straßen, sondern auch umgestürzte Bäume. Scholten: „Auf den Sauren Wiesen in Höhe des Schrebergartens konnte ein Baum die Schneelast nicht mehr halten und ist umgefallen. Er blockiert die Straße, die Feuerwehr ist im Einsatz.“ Auch auf der B56 in Alfter drohen nach Angaben der Feuerwehr mehrere Bäume auf die Straße zu fallen, einer wurde bereits gefällt.

Um die Sicherheit der Kinder zu gewährleisten war die Bonner Polizei am Morgen auch vermehrt auf Schulwegen präsent. Wie Polizeisprecher Scholten mitteilte, waren neun Beamte im Einsatz. Da vor allem die Bürgersteige an vielen Stellen in Bonn noch nicht gestreut waren, fuhren Schulkinder auf den Straßen – so am Morgen auch in der Bonner Weststadt zu beobachten.

Auch in den kommenden Tagen ist in Bonn und der Region mit erneutem Schnefall zu rechnen. Weitere Wetteraussichten für Bonn und die Region gibt es auf ga.de/wetter.

Schneechaos in der Region

Weiße Pracht und Rodelspaß für die einen, viel Arbeit und lange Staus für die anderen: Der Winter hatte die Region am Donnerstagmorgen fest im Griff. Auf glatten Straßen gab es zahlreiche Zusammenstöße, besonders betroffen waren die Höhenlagen des Siebengebirges. Zwei Leichtverletzte, unter ihnen ein Kind, forderten dort zwei Verkehrsunfälle infolge des massiven Schneefalls. Die Straßen hatten sich in Rutschbahnen verwandelt, sodass die Fahrt zur Arbeit zum Geduldsspiel wurde.

Auf der L 330, der Sander Straße bei Königswinter-Willmeroth, geriet ein Autofahrer gegen 6.50 Uhr nach Angaben der Bonner Polizei wahrscheinlich wegen nicht angepasster Geschwindigkeit ins Rutschen und landete auf der anderen Straßenseite im Graben. Dabei wurde er leicht verletzt. Gegen 8.40 Uhr kam es auf der L 83 zwischen Thomasberg und Ittenbach in Höhe des Stöckerhofs zu einem Unfall, an dem zwei Autos beteiligt waren. Dabei wurde ein Kind leicht verletzt. Alle Unfallbeteiligten wurden sicherheitshalber ins Siegburger Krankenhaus gebracht. Nach einem Unfall auf der L 331 bei Ittenbach lief am Morgen auch auf der Margarethenhöhe vorübergehend so gut wie nichts mehr.

Aufgrund von Schneeglätte und Unfällen bildeten sich auf der auf der A 3 und der B 42 lange Rückstaus bis nach Rheinland-Pfalz. Gegen 7.30 Uhr kam es nach Angaben der Autobahnpolizei Köln an der Anschlussstelle Siebengebirge in Fahrtrichtung Frankfurt zu einem Unfall mit zwei Autos. Es entstand Sachschaden. Auf der B 42 gab es laut der Polizeiinspektion Linz mehrere kleine Unfälle, durch die sich der Verkehr zeitweise von Königswinter bis Unkel staute. Insgesamt stellte die Autobahnpolizei den Verkehrsteilnehmern in der Region ein gutes Zeugnis aus. Auf der A 4 und der A 57 seien viel mehr Unfälle passiert.

Mehrere Unfälle auf der Autobahn

Auf den Straßen im Linksrheinischen mussten die Autofahrer ebenfalls viel Geduld aufbringen. Auf der A 565 zwischen den Meckenheimer Kreuz und Bonn sowie auf der B 56 zwischen Alfter und Miel ging es bis zum Vormittag nur im Schritttempo vorwärts. Zwischen Alfter und Buschhoven war die Feuerwehr auf der B 56 im Einsatz, da mehrere Bäume durch die Schneelast auf die Bundesstraße zu fallen drohten. Die Feuerwehr fällte einen Baum und kappte schwere Äste.

Nach Angaben der Autobahnpolizei in Köln gibt es bislang keine Verletzten durch Unfälle. Bislang habe es jedoch Kollisionen mit Blechschaden gegeben – unter anderem auf der A560 bei Hennef und auf der B42 bei Linz, wo sich ein langer Rückstau bis nach Unkel gebildet hat, auf der A3 in Höhe Bad Honnef in beide Fahrtrichtungen, der A560 bei Hennef in Richtung Sankt Augustin und der A565 Meckenheim in Richtung Bonn in Höhe Bonn-Lengsdorf.

Auf der A565 ist es Richtung Meckenheim außerdem zu einem Auffahrunfall mit fünf Fahrzeugen gekommen. Kurz vor der Abfahrt Tannenbusch kam es zur Kollision. Verletzte gab es nicht. Die linke Spur war allerdings blockiert. Auf der A555 war außerdem ein Auto liegengeblieben.

Auf dem Wachtbergring kamen mehrere Lkw die Anhöhe in Richtung Berkum nicht hoch. Die Fahrer mussten aussteigen und sich den Weg freischaufeln. Der Verkehr staute sich auf der L158 Meckenheim in Richtung Bad Godesberg bis zur Autobahn zurück.

Zwischen Much und Seelscheid blockieren festgefahrene Lkw die Straße, in der Folge kommt es auch dort vereinzelt zu Staus. Nahe der Wahnbaltalstraße in Siegburg ist ein Lkw von der Straße abgekommen und drohte, in einen Graben zu rutschen. Der Bergungsdienst richtete das Fahrzeug wieder auf.

Umgestürzte Bäume in Troisdorf

Die Schneelast war auch in Troisdorf so groß, dass die Stadt neun Friedhöfe sperrte, weil Bäume umgefallen waren. „Trotzdem finden geplante Beerdigungen statt, bei denen Mitarbeiter des Bauhofs anwesend sind, um eventuellen Astbruch zu beseitigen und für Sicherheit auf den Wegen zu sorgen“, so Sprecher Peter Sonnet.

Viel Arbeit hatten die Streudienste mit dem ergiebigen Weiß von oben. Ab 4 Uhr waren etwa 13 Mitarbeiter des Rheinbacher Baubetriebshofes im Einsatz, um die Straßen in der Stadt und in den besonders beschneiten Höhenorten zu räumen. Der Winterdienst des Bauhofs Königswinter war am Mittwochabend mit zwölf Mitarbeitern und am Donnerstagmorgen ab 4 Uhr mit 35 Mitarbeitern im Einsatz. „Es waren wieder viele Spezialisten mit Sommerreifen unterwegs. Da kommen die Räum- und Streufahrzeuge dann auch nicht durch. Es wäre sinnvoll, wenn wie bei Unfällen eine Rettungsgasse gebildet würde“, sagte Michael Groß vom Baubetriebshof. Auch die Kollegen in Bad Honnef waren am Morgen bereits ab fünf Uhr unterwegs, Hauptaugenmerk war es zunächst, die Hauptverkehrsstraßen sowie Gefällstrecken freizumachen. In Siegburg wurde ab 4 Uhr in voller Stärke geräumt. Rund um die Straße „An der Schlade“ ging es der Besatzung des Schneepflugs allerdings wie sonst der Feuerwehr: Das Fahrzeug kam wegen der dicht parkenden Autos nicht durch.

Teils enorme Verspätungen und Ausfälle gab es auf allen Buslinien der Rhein-Sieg-Verkehrsgesellschaft (RSVG). Insbesondere in den Höhenlagen von Königswinter und Bad Honnef, aber auch in den anderen Kommunen. „Die Sicherheit hat in jedem Fall Priorität“, sagte Michail Sidiropoulos von der RSVG. Alle Fahrer seien über Fahrsicherheitstrainings auf Wetterlagen wie am Donnerstag vorbereitet. Die Busse seien entsprechend ausgerüstet. Letztlich entscheide der Fahrer in Rücksprache mit der Leitstelle, ob er gewisse Haltestellen aus Sicherheitsgründen nicht anfahre.

Das Verkehrschaos hatte auch Auswirkungen auf den Schulbusverkehr. Am Schulcampus in Sankt Augustin-Niederpleis gab es sowohl an der Haupt- und der Realschule und am Albert-Einstein-Gymnasium Schüler, die zu spät zum Unterricht kamen. Ähnlich war es an der Hennefer Gesamtschule Meiersheide. „Es gab einige Schüler und Lehrer, die es nicht pünktlich zum Unterrichtsbeginn geschafft haben“, sagt Schulleiter Wolfgang Pelz. Der Unterricht habe aber ganz regulär stattfinden können. „Die Klassen waren alle zu 80 Prozent besetzt“, so Pelz. Bei extremen Wetterlagen oder auch Ausfällen des Schulbusverkehrs entscheiden laut Schulgesetz die Eltern, ob ihr Kind die Schule besuchen kann. Nach dem Unterricht zeigte sich der Winter von seiner schönen Seite, mit Schlitten und Schneemännern, während die Sonne den Schnee langsam schmelzen ließ.

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