Bahnfahrt in den Tod Ausstellung zur Deportation der Bonner Juden

BONN · Eine Ausstellung dokumentiert das Schicksal Bonner Juden, die 1942 deportiert und umgebracht wurden. Der Eintritt in der Gedenkstätte für die Bonner Opfer des Nationalsozialismus ist frei.

Die Leiterin der Bonner Gedenkstätte Astrid Mehmel (l.) mit der Vorsitzenden der Bonner Synagogengemeinde Margaret Traub.

Die Leiterin der Bonner Gedenkstätte Astrid Mehmel (l.) mit der Vorsitzenden der Bonner Synagogengemeinde Margaret Traub.

Foto: Leif Kubik

„Am 20. Juli 1942 wurden fast 1200 Menschen – Erwachsene, Jugendliche und Kinder – aus Köln, Bonn und der Region nach Malyj Trostenez bei Minsk deportiert. Die Fahrt dorthin dauerte vier Tage: Am Abend des 24. Juli lebte keiner mehr von ihnen.“

Mit dieser knappen Darstellung der Fakten begann die Vorsitzende der Bonner Synagogengemeinde Margaret Traub am Donnerstagnachmittag ihre kurze und sehr bewegende Rede anlässlich der Eröffnung einer Sonderausstellung zur Ermordung von Bonner Juden, die noch bis zum 18. Februar kommenden Jahres in der Gedenkstätte für die Bonner Opfer des Nationalsozialismus zu sehen sein wird.

Mehr als 150 jüdische Bürger aus Bonn wurden an jenem Tag ebenfalls von Köln-Deutz nach Minsk deportiert; sie waren zuvor in einem von der Gestapo zu einem Lager umfunktionierten Kloster in Endenich interniert worden. Die Ausstellung erklärt, was in Malyj Trostenez geschah, stellt die Situation in Bonn vor und zeigt Bonner Familien, die in Malyj Trostenez ermordet wurden.

Es seien sehr viele Mitglieder der Synagogengemeinden Bonn, Beuel und Godesberg verschleppt worden, so Traub, die während ihrer Rede mit den Tränen kämpfte. An einige dieser Menschen wolle die kleine Bonner Ausstellung nun erinnern. „Die Präsentation der Familienfotos führt uns vor Augen, wie lebensfroh sie waren“, so Traub. Briefe und Dokumente belegten ihr gewaltsames Ende.

Schlussstrichforderungen entgegentreten

Die Bonner Ausstellung ist Teil eines Kooperationsprojekts mit dem NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln, dem Lern- und Gedenkort Jawne in der Domstadt und dem Internationalen Bildungs- und Begegnungswerk (IBB) in Dortmund. In Köln würdigt parallel eine Ausstellung im EL-DE-Haus ebenfalls noch bis zum 18. Februar die Opfer des Vernichtungslagers Malyj Trostenez in dem von 1942 bis 1944 zwischen 40- und 60 000 Menschen – überwiegend Juden – ermordet wurden.

Im Rahmen des Kooperationsprojekts ist auch für den 5. Dezember und den 18. Januar jeweils eine Sonderführung durch die Kölner Ausstellung geplant, die die Bonner Gedenkstätte gemeinsam mit dem Stadtarchiv durchführt. Auch zwei weitere Veranstaltungen setzen sich am 19. Oktober und 30. November mit den Deportationen auseinander – das vollständige Programm liegt in der Gedenkstätte aus.

Es sei mehr als offensichtlich, dass man solche Ausstellungen brauche, so Traub abschließend: „Nicht allein, um den Ort der Verbrechen Malyj Trostenez bekannter zu machen, sondern auch, um den ewigen und wieder neuen Schlussstrichforderungen entgegenzutreten. Und um mit vereinter Kraft den Verleumdungen und dem Antisemitismus, dem Juden und Jüdinnen immer wieder ausgesetzt sind, entgegentreten zu können.“

Die Termine der Sonderführungen: Am 5. Dezember und am 18. Januar führen die Leiterin der Bonner Gedenkstätte, Astrid Mehmel, und der Leiter des Stadtarchivs, Norbert Schloßmacher, jeweils ab 16.30 Uhr durch die Kölner Ausstellung. Treffpunkt ist jeweils eine halbe Stunde vor Beginn vor dem EL-DE-Haus am Appellhofplatz 23-25, der Eintritt kostet 4,50, ermäßigt zwei Euro.

Die Bonner Ausstellung in der Gedenkstätte, Franziskanerstraße 9, ist mittwochs von 9.30 bis 14 Uhr, donnerstags bis samstags von 13 bis 18 Uhr und sonntags von 11.30 bis 17 Uhr geöffnet. Vom 18. Dezember bis 9. Januar bleibt die Ausstellung geschlossen. Der Eintritt ist frei.

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