Flüchtlingsheim in Bad Godesberg Asylbewerber legten Feuer in Bonn wohl aus Rache

Bad Godesberg · Zwei Asylbewerber sind in Untersuchungshaft, weil sie in Verdacht stehen, die Asylbewerberunterkunft in Bad Godesberg angezündet zu haben. In einem Video ist zu erkennen, wie sie Gegenstände auftürmen und anstecken.

Die Metallbetten und Tische sind in der Mitte des Raums zusammengerückt. Matratzen, Möbel und Kleidungsstücke häufen sich wild. Ein junger Albaner schimpft in die wackelige Kamera, die sein Mitbewohner hält: über Deutschland, das System, seinen abgelehnten Asylantrag. Dann zündet er eine Papiertüte an, hält sie an eine Decke. Kurz danach steht der Raum der Asylbewerberunterkunft in Muffendorf in Flammen.

Das Handy-Video, das am Montagabend im Internet aufgetaucht ist, zeigt den Brand, der am frühen Nachmittag zuvor Dutzende Menschen in Lebensgefahr gebracht hat. Zahlreiche Feuerwehrleute löschten das Feuer, rund 150 Bewohner der Unterkunft, darunter viele Kinder, wurden innerhalb weniger Minuten aus der Unterkunft an der Deutschherrenstraße geholt. Ein Mensch erlitt leichte Verletzungen, sechs weitere konnten nach vorsorglichen Untersuchungen die Rettungswagen wieder verlassen. Dass nichts Schlimmeres passiert ist, ist wohl auch dem Zufall zu verdanken: Das Feuer brach während des Schichtwechsels des Wachdienstes aus, der in der Unterkunft der Bezirksregierung Köln tätig ist. So waren doppelt so viele Helfer vor Ort, die die Bewohner schnell in Sicherheit bringen konnten.

Durch das Video, das einer der Tatverdächtigen im Internet veröffentlicht hat und dass nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft echt ist, ist die Beweislast erdrückend. Ein Richter erließ am Dienstag Haftbefehl wegen des Verdachts der schweren Brandstiftung gegen den 24-Jährigen, der mutmaßlich das Feuer legte, und den 19-Jährigen, der filmte. Beide sind laut Staatsanwaltschaft in Albanien geboren. „Seit April halten sich die beiden Männer in Deutschland auf“, sagt Behördensprecher Robin Faßbender. Bislang seien sie nicht durch Straftaten aufgefallen.

Ob das Duo die Tat einräumt und was ihr Motiv ist, dazu äußert sich die Staatsanwaltschaft noch nicht. Zwar hätten die Verdächtigen Angaben gemacht und man sei sicher, dass es sich nicht um eine politisch motivierte Tat handele. „Die Aussagen müssen im Rahmen weiterer Ermittlungen und durch weitere Zeugen überprüft werden“, sagte Faßbender. Im Video sind die Aussagen des 24-Jährigen deutlich: Es geht um Rache.

In der Unterkunft, die eine Zentrale Unterbringung der Bezirksregierung ist und von etwa 250 Menschen bewohnt wird, waren die beiden jungen Männer nicht aufgefallen. Sie teilten sich mit einem Dritten das Zimmer in einem der beiden Gebäudetrakte. Sie hätten weder Familie noch Freunde in der Region, erzählen Mitbewohner.

In Muffendorf bringt die Bezirksregierung hauptsächlich Asylbewerber vom Balkan unter, deren Abschiebung als sicher gilt. Dementsprechend frusterfüllt sei die Stimmung, wie Bewohner berichten. „Aber deshalb legt man kein Feuer. Jetzt habe ich Angst um meine Familie“, sagt ein Vater. Mancher Anwohner will zuletzt eine angespannte Lage wahrgenommen haben. „Das ist ein Auf und Ab. Mal ist es ruhig, mal laut“, erzählt eine Frau. Dann würden Bewohner durch die Straßen ziehen, Müll hinterlassen und fremde Grundstücke betreten. Eine weitere Anwohnerin geht mit der Unterkunft gelassen um: „Dort leben viele Menschen auf engstem Raum. Es ist doch klar, dass es nicht so leise wie auf dem Land ist.“ Sie fühlt sich nicht unsicher. „Man kennt sich zwar nicht, aber man grüßt sich.“ Auch, wenn die Gesichter häufig wechseln würden.

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