Das Eckhaus an der Poststraße in Bonn Apothekerin kämpfte gegen Abriss des Hauses

BONN · Das schöne Gründerzeithaus gegenüber McDonald's an der Ecke Poststraße/Maximilianstraße kennt wohl jeder. Aber die Geschichte der couragierten Hauseigentümerin kennt heute wohl kaum noch jemand. Der Apothekerin ist es zu verdanken, dass die Häuser heute noch stehen.

 Das Eckhaus an der Poststraße heute.

Das Eckhaus an der Poststraße heute.

Foto: Benjamin Westhoff

Margot Hilgers war eine resolute Frau. Selbst von Stadtplanern und großen Bauträgern ließ sich die Apothekerin nicht einschüchtern. Als im April 1979 die Stadtentwicklung Bonn GmbH mit einem großen Transparent verkündete, dass jetzt mit dem dritten Bauabschnitt am Bonner Loch begonnen wird, setzte Margot Hilgers eine riesige Protestbewegung in Gang.

Damals hatten die Sanierer des Bahnhofsquartiers die Rechnung offenbar ohne den Wirt – in diesem Fall ohne die Besitzerin des Gründerzeithauses neben dem Café Krimmling – gemacht. Nur ihrem engagierten und unerschrockenen Einsatz ist es zu verdanken, dass das Gebäudeensemble heute noch steht. „Ich habe nichts gegen weitere Bauabschnitte der Cassius-Bastei“, soll Margot Hilgers im Frühjahr 1979 gesagt haben. „Dann müssen sie aber um mein Haus herum errichtet werden.“

Das Eckhaus an der Poststraße
7 Bilder

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Apothekerin kämpft mit allen rechtlichen Mitteln

Die ursprünglichen Pläne sahen vor, dass auch das Café Krimmling, wo heute eine Selbstbedienungsbäckerei ist, und der Nachbarbau für den Betonbau geopfert werden. „Mit allen zur Verfügung stehenden rechtlichen Mitteln werde ich den drohenden Abriss meines Hauses verhindern“, wird Margot Hilgers im GA vom 28/29. April 1979 zitiert.

Unmittelbar nach der Bundesgartenschau sollte eigentlich mit dem weiteren Ausbau des Areals begonnen werden. Dafür sollte auch der Komplex vis-à-vis des heutigen McDonald’s dem Erdboden gleichgemacht werden. Mit dem massiven Widerstand von Vereinen, Denkmalpflegern, Universität, Landeskonservator und einer Bürgerinitiative hatten die Verantwortlichen jedoch nicht gerechnet. Aufwind bekam die Protestbewegung, weil Margot Hilgers als Eigentümerin der Poststraße 11 (heute Tchibo) ihr Haus nicht zum Abriss freigab und damit die Pläne blockierte.

„Mit mir wurde nicht verhandelt“, erklärte sie damals trotzig. Einschränkende Vermerke für das Gebäude, das im Bereich eines Sanierungsgebietes liegt, gab es zudem nicht. Deshalb war ihr Haus ein Sperrgrundstück für die Bastei-Erweiterung. Und, so lobten damals die Denkmalschützer: „Margot Hilgers beugt sich nicht dem brutalen Sanierungsakt und bietet ein Musterbeispiel im Sinne einer städtebaulich unverzichtbaren Substanzerhaltung. Denn ohne das Krimmling und das Nachbarhaus wird der geschichtliche Gleichklang zu den gegenüberliegenden alten Häusern und zum Bahnhof in skandalöser Weise zerstört.“

Protest gegen "brutalen Kahlschlag"

Es dauerte nicht lange, da formierte sich in Bonn ein breiter Protest gegen die Vernichtung der historischen Bausubstanz. Innerhalb weniger Stunden standen bereits 4000 Unterschriften unter einer entsprechenden Resolution der Denkmalschützer. Sie wehrten sich „gegen den brutalen Kahlschlag, den Gesichtsverlust am Eingang zur Innenstadt sowie weitere Monsterbauten im Herzen der Stadt“.

Nach und nach erhielten sie für ihre Forderungen Rückenwind aus den Parteien. Selbst der damalige Geschäftsführer der Stadtentwicklungsgesellschaft, Horst Schmitz, wird in einem Zeitungsbericht vom 8. Juni 1979 zitiert, „dass man heute anders denke als zu Zeiten der Gesellschaftsgründung“. Am 23. November 1979 wurden schließlich die Baupläne für den dritten Bauabschnitt gestoppt und ein neuer Architektenwettbewerb ausgeschrieben.

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