Mit einem Mini-Lieferwagen fing alles an Antonio Perrone bringt ein Stück Italien nach Bonn

Dransdorf · 1962 kam Antonio Perrone als Gastarbeiter nach Bonn – mit der festen Absicht, wieder in seine Heimat Apulien zurückzukehren. Heute ist er Chef des größten italienischen Importhandels für Lebensmittel.

 Vuoi un espresso? Antonio Perrone bereitet die italienische Kaffeespezialität für seine Kunden zu.

Vuoi un espresso? Antonio Perrone bereitet die italienische Kaffeespezialität für seine Kunden zu.

Foto: Benjamin Westhoff

„Wollen Sie einen Espresso?“ Diese Frage stellt Antonio Perrone seinen Kunden gerne. Die italienische Kaffeespezialität schenkt der 73-Jährige an der surrenden Kaffeemaschine in seinem Importhandel „Italia-Import Perrone“ selbst aus. Viele Kunden fühlen sich inmitten der Pastaverpackungen, Olivenölkanister und Weinflaschen in der Verkaufshalle an der Justus-von-Liebig-Straße in Dransdorf für einen Moment in den Süden versetzt. Mittlerweile beliefert sein Importhandel für italienische Lebensmittel die Gastronomen und Händler von Adenau bis Köln. Angefangen hat alles bereits in den 1960er Jahren – mit nur einem Lieferwagen, aus dem Perrone eine kleine Auswahl an italienischen Spezialitäten anbot.

„Insgesamt 16 sind aus meinem Dorf nach Deutschland gekommen“, erinnert er sich. Sie montierten für eine Firma Elektromasten bis nach Holland. Danach arbeitete er für die Firma Weck. Aber etwas vermisste er in Deutschland. „Ich habe gesehen, dass italienische Waren hier komplett fehlen“, sagt Perrone. Gute Pasta oder Soßen gab es schlichtweg nicht. „Die Nudeln waren pappig“, sagt er und lacht. Von seinem Erspartem machte er bei der Industrie- und Handelskammer einen Lkw-Führerschein und kaufte sich einen kleinen Lieferwagen mit Kühltheke und Verkaufsfläche. Nach dem Schichtdienst in der Fabrik fuhr er mit dem Transporter zunächst die Botschaften ab und verkaufte Obst und Gemüse sowie Wurst und Käse. Die deutsche Sprache brachte er sich durch Alltagsgespräche bei.

1964 heiratete er seine Frau Antonietta, die zu ihm nach Deutschland zog und ihn beim Verkauf unterstützte. Als in Alfter-Oedekoven ein Lokal mit angeschlossener Backstube frei wurde, eröffneten die Perrones ihr erstes Geschäft. Perrone arbeitete die ersten Jahre weiterhin nebenher in der Fabrik, bevor er sich selbstständig machte. 1978 zogen sie mit dem Laden nach Duisdorf in die Rochusstraße, wo die Familie noch heute wohnt. Eine weitere Filiale folgte in Bad Godesberg-Schweinheim.

Ende der 1980er Jahre legte er die beiden Filialen in Endenich auf dem alten Schlachthofgelände zusammen, bevor er 2012 an den heutigen Standort umsiedelte. „Ich habe auch meinen Sohn oder meine Töchter im Lkw mitgenommen“, erinnert er sich. Von Anfang an packten seine fünf Kinder – vier Töchter und ein Sohn – mit an. Als ein Sattelzug voll beladen mit Pastapaketen ankam, halfen Familie und Freunde beim Auspacken. Mittlerweile ist auch die zweite Generation mit Sohn Toni in den Betrieb eingestiegen, zwei Töchter helfen ebenfalls mit. Ihre Kinder hat die Familie zweisprachig erzogen, aber wenn es ums Geschäft geht, dominiert das Italienische.

Perrone zieht es auch manchmal sonntags in seinen Laden. „Dann trinke ich erst einmal einen Kaffee, mache italienische Musik an“, sagt er. Etwas zu tun gebe es immer: Soßen vorbereiten oder aufräumen. Nur im Sommer und zu Ostern nicht. Die Zeit verbringt er zusammen mit seiner Frau in Apulien am Meer. Dann sammelt der 73-Jährige Kaktusfeigen, erntet Wassermelonen oder taucht sogar selbst noch nach Tintenfischen. „Wir lieben das Meer“, sagt er und seine Augen strahlen. Wenn er nicht im ionischen Meer badet oder im Laden steht, verbringt er die Zeit gerne in seinem Garten in Duisdorf oder auf seinem Balkon – „mit einem Glas Wein und unterhalte mich mit meiner Frau“, sagt er.

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