Buche am Finanzamt Anlieger wollen den Baum weiterhin retten

Bonn · In der Mozartstraße ist die Freude groß: Die Rotbuche auf dem Parkplatz des Finanzamtes Bonn-Außenstadt steht noch.

 Elmar Conrads-Hassel (2.v.r.) und andere Anwohner der Mozartstraße auf dem Grundstück des Ehepaars Vollmar (1. und 3. v.r.). Im Hintergrund steht die Rotbuche auf dem Gelände des Finanzamts Bonn-Außenstadt, die am Freitag gefällt werden sollte.

Elmar Conrads-Hassel (2.v.r.) und andere Anwohner der Mozartstraße auf dem Grundstück des Ehepaars Vollmar (1. und 3. v.r.). Im Hintergrund steht die Rotbuche auf dem Gelände des Finanzamts Bonn-Außenstadt, die am Freitag gefällt werden sollte.

Foto: Stefan Knopp

Bis vergangenen Donnerstag gingen die Nachbarn davon aus, dass sie gefällt wird. Als Termin war der Freitag vorgesehen, doch den verschob der zuständige Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB) kurzfristig. Für die Anwohner rund um Elmar Conrads-Hassel, die sich gegen die ihrer Ansicht nach rechtswidrige Fällung des rund 180 Jahre alten und fast 25 Meter hohen Baumes wehren, ein Erfolg.

Aus Protest wollten sie sich während der Fällung auf dem Privatgrundstück des Ehepaars Vollmar, in das das Astwerk der Buche hineinragt, direkt unter den Ästen aufhalten. Genau davon hatte der neue Leiter des Finanzamtes Bonn-Außenstadt, Horst Schend, in seiner Mitteilung an die Nachbarn abgeraten.

Die wiederum hatten nur durch diese Mitteilung überhaupt von der geplanten Fällung erfahren. Man wolle in jedem Fall wachsam bleiben, meinte Conrads-Hassel, für die FDP Mitglied in der Bezirksvertretung Bonn, „falls die Baumfäller urplötzlich und unangekündigt auftauchen sollten“.

Die Vorgeschichte dazu begann vor rund zwei Jahren. Die Vollmars stellten fest, dass die Rotbuche, auch Blutbuche genannt, nicht gut aussehe, und teilten das der Stadt mit. Die Untere Landesbehörde bewertete den Zustand mit „mangelhaft bis ungenügend“. Schon im Oktober 2014 sollte der Baum gefällt werden, was Rechtsanwalt Conrads-Hassel und andere verhindern konnten.

Inzwischen hatte sich nämlich Folgendes herausgestellt: Der Bereich um den Baum herum entlang der Mauer zu den Nachbargrundstücken war im Bebauungsplan als Grünfläche ausgezeichnet, ausdrücklich durften dort keine Parkplätze gebaut werden.

Der BLB, der als Eigentümer das Gelände an das Finanzamt vermietet, hatte das ignoriert und der Rotbuche durch die Befestigung mit Pflastersteinen womöglich geschadet. Die Bezirksvertretung verband einstimmig die Fällung mit zwei Auflagen: Ein Nachweis für eine vom Baum ausgehende unmittelbare Gefahr und ein Plan für den Rückbau der Pflasterung und die Wiederaufforstung des Bereichs sollten vorgelegt werden.

Der Bau- und Liegenschaftsbetrieb versuchte, das mit einem Antrag auf nachträgliche Genehmigung der Maßnahme zu umgehen, scheiterte aber bei der Bezirksregierung. Im Januar 2015 erklärte die Untere Landschaftsbehörde erneut, dass der Baum in die Kategorie 5 und 6 falle.

In diesem Fall, so die Stadt, müsse es die Angelegenheit der Baumkommission und der Bezirksvertretung nur zur Kenntnisnahme vorlegen, Conrads-Hassel konnte keinen Einspruch einlegen. Er forderte später aber die Rücknahme der Fällgenehmigung, weil der BLB am Zustand der gepflasterten Fläche nichts geändert hatte und der Baum wieder Blüten trug.

Darüber hinaus, so Conrads-Hassel, falle die Buche unter die Baumschutzsatzung der Stadt. Er hat zu der ganzen Angelegenheit einen offenen Brief an verschiedene Empfänger von OB Ashok Sridharan bis hin zu Regierungspräsidentin Gisela Walsken verschickt.

Die Anwohner hoffen auf Unterstützung. Vom BLB war nichts über die Hintergründe der Terminverschiebung und Pläne zum Rückbau der Pflasterung zu erfahren. Man werde „zeitnah einen neuen Termin zur Fällung festlegen“, hieß es. Die Rotbuche wird die Beteiligten also weiter in Atem halten.

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