Zugausfälle der Linien RB48, MRB26 und RE5 Andrang am Hauptbahnhof Bonn „ist lebensgefährlich“

Bonn · Eine Expertin für das Loveparade-Unglück von Duisburg übt heftige Kritik an den Zuständen im Bonner Hauptbahnhof. Bahngleise und Züge sind seit Tagen überfüllt.

Sardinen in der Büchse haben auch nicht mehr Platz: Seit Beginn der Bauarbeiten an den Oberleitungen zwischen Sechtem und Brühl Anfang der Woche ist die Lage am Bonner Hauptbahnhof kaum besser geworden. Wegen der langwierigen Sanierung auf Gleis 1 drängen sich die Reisenden auf dem Bahnsteig zwischen Gleis 2 und 3. Pendlerin Barbara Krausz fällt dazu nur eines ein: „Das ist lebensgefährlich.“

Die Informatikerin weiß, wovon sie spricht. In ihrer Promotionsarbeit hat sich die Bonnerin, die täglich nach Köln zur Arbeit pendelt, mit dem Loveparade-Unglück von Duisburg und mit der Frage befasst, inwiefern eine Massenpanik auf Videoaufnahmen vorhersehbar ist. Beim derzeitigen Pendleraufkommen zu den Stoßzeiten am Morgen hält sie eine solche Massenpanik keineswegs für ausgeschlossen.

Das Zusatzpersonal der Bahn weise zwar daraufhin, dass der Abstand zum Gleis eingehalten werden muss, „aber das ist nicht möglich bei diesen Menschenmengen“. Zudem weise der Bahnsteig an einigen Stellen Unebenheiten auf, ein Stolper könnte schon dazu führen, dass man auf den Gleisen landet. Auch an den Bahnhöfen Mehlem und Bad Godesberg knubbeln sich die Menschen.

Immerhin hat die Deutsche Bahn insofern reagiert, als dass sie am Hauptbahnhof die zeitweise nebeneinander haltenden Bahnen in beide Fahrtrichtungen nun versetzt halten lässt. Pendler Fahrtrichtung Köln steigen jetzt am nördlichen Bahnsteig ein, dort allerdings verjüngt sich die Stehfläche stark. Am Lastenaufzug ist der Text zu lesen: „Verengter Bahnsteigbereich. Hier kein Aufenthalt.“

Der Hinweis kommt Krausz wie ein schlechter Witz vor. Fahrgäste wie Martin Gauß, Dorothee Wiesner oder Helga Pritz halten die Organisation für „unsäglich“. Die Ansagen, in welchen Gleisabschnitten die Züge halten, erfolge manchmal falsch, sagen Krausz und Pritz. Dann müsse der gesamte Tross auch noch geordnet die Position wechseln. Die Bahnen selbst sind überfüllt.

Aufsichtsbehörde kontrolliert

Krausz versteht zudem nicht, warum die Sperrung auf Gleis 1 nicht mit Blick auf die anstehende Oberleitungsbaumaßnahme verschoben wurde. „Sichtbar passiert dort seit langer Zeit gar nichts mehr.“ Die Bahn setzt momentan vermehrt auf Schienenersatzverkehr für die planmäßigen Ausfälle der Bahnen. Zwei Busse verkehren permanent zwischen Bonn Hauptbahnhof und Brühl. Verbessert oder entspannt hat sich die Situation nach Empfinden vieler Bahnreisender in den vergangenen Tagen allerdings nicht.

Bauprojekte rund um den Bonner Hauptbahnhof

Noch bis 22. Mai fahren die Bahnen nur einmal in der Stunde. Das eingeschränkte Angebot stelle eine „zusätzliche Belastung dar“, erklärte ein Bahnsprecher aus Düsseldorf auf Anfrage. Man hoffe, dass die zusätzlichen Busse Entlastung bringen. Einige Fernzüge seien mittlerweile für Pendler freigegeben, das werde per Ansage oder Anzeige mitgeteilt. Über die Fahrten, die je nach Bauphase anders erfolgen, informiert die Bahn auf bauinfo. deutschebahn.com mit Detailfahrplänen (auch über die App DB Navigator abrufbar).

Auf die Gefahr eines Unfalls angesprochen, erklärte der Bahnsprecher: „In den vergangenen Wochen gab es weitere Ortsbegehungen, unter anderem mit der Aufsichtsbehörde“. Das Eisenbahnbundesamt habe „das Betriebsverfahren in der Form bestätigt“. Unfälle habe es bislang nicht gegeben. Zu den doch sehr ruhend wirkenden Bauarbeiten auf Gleis 1 hieß es: „Zuletzt konnte die Sanierung der Kanalsysteme abgeschlossen werden. Aktuell wird diese Arbeit fortgesetzt.“ Am Zug ist die Bahn auch bei der Stadt Bonn, doch die Verwaltung wartet immer noch auf eine Antwort zu ihrer Bitte an die DB, die Geschwindigkeit der durchfahrenden Züge im Hauptbahnhof dauerhaft zu reduzieren.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort