Finanzaffäre am Bonner Münster Amtsverzicht von Bonner Stadtdechant bleibt strittig

Bonn/Köln · Die Unterstützer des zurückgetretenen Stadtdechanten Wilfried Schumacher waren am Montag zu einem Gespräch beim Erzbistum Köln. Ein Verbesserungsvorschlag fand Gehör, beim Thema Schumacher bleiben beide Seiten bei ihrer Haltung.

Auf einen Verbesserungsvorschlag aus Bonn konnten sich das Erzbistum und die Initiatoren der Petition für den ehemaligen Stadtdechanten Wilfried Schumacher bei ihrem Gespräch am Montagnachmittag offenbar einigen: Das Prüfsystem für die Gemeindefinanzen soll Risiken stärker in den Blick nehmen. Ansonsten gab es unterschiedliche Sichtweisen auf die Finanzaffäre am Münster, wie aus einer gemeinsamen Presseerklärung hervorgeht.

Wie berichtet, war Schumacher am 11. Mai als Münsterpfarrer und Stadtdechant zurückgetreten. Er hatte die „funktionelle Verantwortung“ dafür übernommen, dass rund zwei Millionen Euro aus dem Substanzvermögen der Gemeinde unzulässig verwendet wurden. Die Bonner Petenten, die rund 1500 Unterschriften für Schumacher gesammelt haben, sehen eine Mitschuld beim Erzbistum Köln.

Sie sprechen außerdem von einem „erzwungenen Amtsverzicht“. Laut Pressemitteilung gab es einem offenen Austausch über Situation und Zukunftsperspektiven am Bonner Münster. An dem Gespräch in Köln nahmen Ex-Minister Norbert Blüm, Ludwig Klassen, Vorsitzender der Bonner Münster-Stiftung und des Münster-Bauvereins, sowie der ehemalige OB Jürgen Nimptsch teil. Für das Erzbistum sprachen der Leiter der Hauptabteilung Seelsorgebereiche Markus Bosbach, Generalvikar Markus Hofmann, Justiziarin Daniela Schrader und Pressesprecher Christoph Heckeley.

Die Bonner Delegation habe aus ihrer Sicht Hinweise auf weitere Problemstellungen und Verbesserungsvorschläge gegeben. „Wäre ein risikoorientiertes Prüfungswesen durch das Erzbistum früher installiert worden, hätte der Schaden möglicherweise verhindert werden können oder wäre geringer ausgefallen“, so Nimptsch. Hierzu sagte der Generalvikar: „Jede Verwaltung lernt stets dazu und kann sich weiter verbessern. Insoweit sind wir für jeden Hinweis dankbar. Der Vermögensrat des Erzbistums arbeitet bereits an solch einem Prüfsystem.“

Offenbar blieben beide Seiten bei ihrer unterschiedlichen Haltung zur Rolle Schumachers. „In der Darstellung und Bewertung der Vorgänge, insbesondere zum Komplex Amtsverzicht, konnte aufgrund unterschiedlicher Sichtweisen keine Übereinstimmung erzielt werden“, heißt es in der gemeinsamen Pressemitteilung. Und weiter: „Beide Seiten stimmten jedoch in dem Ziel überein, dass zum Wohl der Kirche die Seelsorge und das kirchliche Leben am Münster und in der Münstergemeinde sich möglichst bald wieder normalisieren sollen.“ Das könnte auch heißen, dass es keine weiteren Aktionen im Rahmen der Petition gibt. Nimptsch wollte sich dazu auf GA-Nachfrage mit Verweis auf ausstehende Gespräche nicht äußern.

Einig sind beide Seiten, die Sanierung der Münsterkirche zu fördern. Der Münster-Bauverein ist ein Verein des bürgerlichen Rechts war von der Finanzaffäre nicht betroffen. Sowohl die Spendenkampagne als auch das Bauvorhaben laufen ungehindert weiter.

Der letzte Absatz der Presseerklärung lässt aufhorchen: „Ein möglicher priesterlicher Einsatz für Monsignore Schumacher konnte in dessen Abwesenheit naturgemäß nicht Gegenstand des Gesprächs sein. Hier herrscht beiderseits das Vertrauen, dass es aufgrund der geführten und anstehenden Gespräche mit Monsignore Schumacher eine einvernehmliche Lösung geben wird.“ Die Türen sind offenbar nicht ganz zu: Schumacher, zurzeit Priester im Ruhestand, könnte auf eigenen Wunsch wieder Aufgaben übernehmen.

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