Ausstellungseröffnung "Mai '68" Als 50.000 Menschen im Hofgarten demonstrierten

Bonn · Die Ausstellung "Mai 68 in Bonn" ist bis Mitte Juni im Bonner Universitätsmuseum zu sehen. Im Mittelpunkt steht die große Demonstration gegen die Notstandsgesetze, bei der am 11. Mai 1968 rund 50000 Menschen im Bonner Hofgarten zusammenkamen.

 Gemeinsam mit Museumsleiter Thomas Becker (l.) eröffnen die Studierenden Florian Weck (von rechts), Joshua Fuchs und Kerstin Wolff die Ausstellung im Universitätsmuseum.

Gemeinsam mit Museumsleiter Thomas Becker (l.) eröffnen die Studierenden Florian Weck (von rechts), Joshua Fuchs und Kerstin Wolff die Ausstellung im Universitätsmuseum.

Foto: Stefan Hermes

„Auch Ausstellungen haben ihr Schicksal“, begrüßte Thomas Becker, der Leiter des Bonner Universitätsmuseums, am Mittwochnachmittag die Besucher zu der Ausstellungseröffnung „Mai '68 im Bonner Hofgarten“. Diese Ausstellung habe er schon seit Jahren vorgehabt zu machen – mit Darlegung der Fakten und vor allem auch mit Blick auf den Originalschauplatz. Doch ausgerechnet in diesem Mai sei der Blick durch einen drei Meter hohen Bauzaun verstellt. Der Vorteil sei jedoch, man könne sich nun ganz auf die Ausstellung konzentrieren.

Bis auf den Bauzaun trennt nur eine Türe des Kaiserplatzflügels vom Unihauptgebäude die von den drei Studierenden Joshua Fuchs, Florian Weck und Kerstin Wolff kuratierte Schau von dem Hofgarten, der am 11. Mai 1968 Zentrum des politischen Protestes in Deutschland war. Rund 50.000 Menschen demonstrierten vor 50 Jahren gegen die bevorstehende Verabschiedung der Notstandsgesetze durch den Bundestag.

Die Ausstellung dokumentiert in mehreren Vitrinen und Tafeln, mit Karikaturen, Fotografien und durch Flugblätter Sternmarsch sowie Versammlung auf dem Hofgarten und den friedlichen Protest vor der französischen Botschaft in Bonn. Man habe damals klarere Strukturen gehabt, „ein deutlicheres Feindbild“, ist Mit-Kuratorin Wolff überzeugt. Heute sei alles sehr viel ausdifferenzierter. „Es ist nicht mehr so leicht zu erkennen, wie man eine gute Welt herstellen kann“, so die angehende Kultur-Anthropologin.

Kurz zuvor hatte Sarah Mohamed, die Vorsitzende des Allgemeinen Studierenden-Ausschusses (AStA) noch darauf hingewiesen, dass auch in den 1968er Jahren nicht alles gut gewesen sei, vieles würde rückblickend romantisiert. Die Studentenproteste seien vor allem wichtig für die Emanzipation einer ganzen Generation gewesen. Die Zeit, in der sich 50000 Demonstranten auf der Hofgartenwiese versammelten, sei vorbei. Sie glaube, dass sich das Engagement der Studenten heute eher in themenbezogenen Projekten zeige. Es gebe keine sichtbaren Massenbewegungen wie damals mehr.

Eine Sichtweise, die grundsätzlich auch die beiden Kuratoren Fuchs und Weck teilten. Historiker Fuchs glaubt allerdings, indem er sich selbst und seinen studentischen Freundeskreis betrachtet, dass heute nur noch wenige davon politisch aktiv sind. „Vielleicht liegt es daran, dass die eigene Lebenswelt von den Problemen zu wenig tangiert wird. Den Menschen geht’s so gut, dass sie sich nicht für die Politik engagieren müssen.“

Weck, der im Masterstudiengang Politisch-Historische Studien arbeitet, ist dagegen überzeugt, dass es immer noch eine starke Politisierung unter den heutigen Studenten gibt, die sich allerdings in sehr unterschiedlichen Kulturmilieus äußere. „In vielen Szenen gibt es auch eine politische Kultur: Mitbestimmungsrechte, flache Hierarchien. Auch das ist ein Erbe der 68er, für das die Leute heute noch genauso eintreten wie damals.“

Die Ausstellung „Mai 68 in Bonn“ ist bis zum 17. Juni im Universitätsmuseum Bonn, Regina-Pacis-Weg 1, mittwochs bis sonntags von 12 bis 16.30 Uhr zu sehen. Der Eintritt kostet 2,50 Euro, ermäßigt 1,50 Euro (Schüler, Auszubildende sowie ab dem 65. Lebensjahr). Studierende und Kinder unter zwölf Jahren haben freien Eintritt zur Ausstellung.

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