Unterkünfte für Teilnehmer gesucht Alle Hotels in Bonn zur Klimakonferenz ausgebucht

Bonn · Für die Zeit der Klimakonferenz im November sind alle 9000 Betten in den Bonner Hotels belegt, kein einziges Zimmer ist mehr frei. Wo sollen die vielen Konferenzteilnehmer unterkommen?

Ob Ablauf, Verkehrslenkung, Versorgung oder Sicherheitsvorkehrungen – die UN-Klimakonferenz COP23 vom 6. bis zum 17. November in Bonn wirft ihre Schatten voraus. Ein zentrales Thema wird dabei die Unterbringung der rund 25.000 Gäste sein.

Die Betriebe: Aus der Hotelbranche verlautet bereits jetzt unisono die Nachricht: So gut wie ausgebucht. Und immer noch erhalte man täglich neue Buchungsanfragen, sagt Gerrit Thiebes, General Manager des Hotels Kameha Grand. Dasselbe schildert Gabriele Bugge, stellvertretende Direktorin des Maritim Hotels Königswinter. Zusätzlich zu den Delegationen kommen dort noch „etliche Polizeikräfte“ unter. Auch wenn der November grundsätzlich ein auslastungsstarker Monat sei, erwartet Philipp Suchan vom Hotel Ameron Königshof für den Konferenzzeitraum „nahezu 100 Prozent an allen Wochentagen – dies wäre ohne Klimakonferenz wahrscheinlich nicht der Fall. Die Nachfrage an Hotelzimmern in diesem Zeitraum ist enorm.“

Eine Bereicherung für Bonn und die Region

Ähnlich sieht es in kleineren, inhabergeführten Betrieben aus, wie Friederike Sträter vom Boutiquehotel Villa Godesberg bestätigt: „Wir bekommen fast täglich neue Anfragen zu dem Zeitraum, die wir leider nicht bedienen können.“ Seit Bekanntwerden des Datums sei man ausgebucht. In der Branche gilt die Konferenz folglich als „absolute Bereicherung“ für Bonn und die Region, wie es Gerrit Thiebes ausdrückt. Und Philipp Suchan sagt: „Solche Großveranstaltungen sind für Bonn nicht in Gold aufzuwiegen. Sie stärken den Standort nachhaltig und platzieren Bonn auf der 'internationalen Bühne' – besseres Marketing geht kaum.“ Doch auch zur Ausbaufähigkeit der Kongressfähigkeit fällt Suchan ein Stichwort ein: die fehlende direkte Anbindung des Flughafens ans Bonner S-Bahn-Netz.

Die Tourismusförderung: Rund 18.500 Hotelbetten stehen laut Tourismus & Congress GmbH in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis insgesamt zur Verfügung, Ferienwohnungen nicht eingerechnet. Zusätzlich habe man das Ahrtal und die Städte Köln und Koblenz in die Planungen einbezogen und „bereits viele Gäste an diese Häuser vermittelt“. Für zusätzliche Kapazitäten sollen Hotelschiffe sorgen. Derzeit sei für 270 Betten auf dem Rhein gesorgt, bei Bedarf könnten weitere Reeder angesprochen werden. Nicht zuletzt gebe es die von der T&C betreute Plattform „Private Host COP23“, über die bislang 359 unentgeltliche Schlafplätze angeboten wurden. Wie viele Kongressteilnehmer noch ohne Quartier sind, könne man aufgrund der individuellen Buchung nicht sagen.

Keine Absprache mit Veranstalter

Der Verband: Christoph Becker, Geschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) Nordrhein, sieht der Großveranstaltung entspannt entgegen: Zum einen sei Bonn mit dem WCCB gut aufgestellt; zum anderen habe die Stadt schon große Konferenzen beherbergt, bevor es das WCCB gab. Wenngleich die Rekordteilnehmerzahl von 25.000 Menschen eine „riesige Herausforderung“ darstelle, ist Becker überzeugt: „Das wird reibungslos und ohne größere Probleme über die Bühne gehen.“ Einen Kritikpunkt macht er allerdings doch geltend: Eine vorherige Abstimmung mit dem Branchenverband habe es seitens der Veranstalter nicht gegeben. Und das, obwohl der November stets ein sehr „konferenzstarker“ Monat sei.

Die Konzerne: Gelassenheit herrscht mit Blick auf November bei den in Bonn ansässigen Konzernen: Man habe sich bei der Terminierung eigener Veranstaltungen gut darauf einstellen können, teilt Stephan Broszio von der Pressestelle der Telekom mit. Sein Kollege Dieter Pietruck von der Deutschen Post DHL, deren Zentrale die Klimakonferenz buchstäblich zu Füßen liegen wird, sagt: „Das sehen wir gelassen. Auswirkungen auf Postveranstaltungen sind uns nicht bekannt.“

Telekom Baskets: Für die Bundesliga-Basketballer sind im Zeitraum der Konferenz zwei Heimspiele angesetzt. Klappt es mit der Qualifikation für die Champions League, kommen in diesem Wettbewerb zwei weitere Begegnungen hinzu. Der Gegner aus Würzburg (12. November) sei bereits im Juni auf die angespannte Hotel-Lage hingewiesen worden, teilt ein Sprecher des Clubs mit. Für Bayreuth sei ein entsprechendes Kontingent in einem Partnerhotel reserviert worden. Dazu Baskets-Sportmanager Michael Wichterich: „Uns war von Anfang an bewusst, dass es in der Zeit des Klimagipfels so gut wie unmöglich sein wird, eine Gruppe von mindestens 20 Leuten zu den für Basketballteams gewohnten Bedingungen unterzubringen, da die in Bonn und Umland verfügbaren Hotel-Kapazitäten extrem knapp und teuer sein werden.“

Preise: Eine Stichprobe im Buchungsportal hrs.de zeigt: Im Zeitraum der Konferenz gibt es temporär noch Hotelzimmer, und zwar zu Preisen ab 250 Euro aufwärts pro Nacht. Bei zwei Übernachtungen, etwa vom 8. bis 10. November, kann man in einem der großen Bonner Häuser aber durchaus leicht jenseits der 1000-Euro-Marke landen.

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