Rückblick eines Energiebündels Alanis Morissette begeistert auf dem KunstRasen in Bonn

BONN · Ihre größten Erfolge sind mehr als 20 Jahre alt - und doch sang Alanis Morissette "Ironic" und Co. am Mittwochabend auf dem KunstRasen in Bonn so frisch, als wären sie gerade erst geschrieben worden.

In gewisser Weise scheint es, als sei Alanis Morissette nie weg gewesen. Mehr als 20 Jahre sind seit ihren großen Erfolgen vergangen, seit „Ironic“, „Hand In My Pocket“ oder auch „You Oughta Know“, und doch wirken die Titel der Kanadierin bei ihrem Konzert auf dem KunstRasen so frisch, als wären sie gerade erst geschrieben worden.

Das liegt nicht zuletzt an der 44-Jährigen selbst, die vor Energie nur so sprüht, fröhlich von einem Ende der Bühne zum anderen rast und dabei derart unverbraucht rüberkommt, dass es für drei Pop-Küken auf einmal reichen würde. Ihre Stimme sogar für fünf. Kraftvoll ist sie, rau und einzigartig, so wie schon damals in den 90ern, als Alanis mit den Hits ihres Albums „Jagged Little Pill“ die Musikwelt überrannte, wenn auch diesmal nicht optimal abgemischt. Egal: In Bonn knüpft sie nahtlos an diese Zeiten an, hält Rückschau – und ist dabei doch ganz gegenwärtig.

Viel hat sich auf den ersten Blick wirklich nicht geändert. Gut, die einst lange Mähne ist einer kecken Kurzhaarfrisur gewichen und auch die Intros zu den einzelnen Songs weichen von den gewohnten Harmonien ab (bei „Head over Feet“ muss man sogar unweigerlich an Bob Marley denken), aber der Impuls zum Mitsingen ist heute noch genau so stark wie damals. Das Publikum lässt es sich denn auch nicht nehmen, ein ums andere Mal in die Refrains einzusteigen und die Klassiker zu feiern. Die kommen mitunter durchaus wuchtig daher, mit massigen Gitarren und eindringlichen Mundharmonika-Soli, gespielt von einer exzellenten Band, die allerdings durchaus noch lauter sein könnte.

Dabei macht Alanis Morissette es sich insofern einfach, als sie vorwiegend Songs ihres Debüt-Albums anstimmt und weniger die ihrer späteren Platten wie „Havoc and Bright Lights“ und „Supposed Former Infatuation Junkie“, die zumindest kommerziell nie an „Jagged Little Pill“ anknüpfen konnten, zum Teil aber auch einfach von den Fans missverstanden wurden. Immerhin ist „Thank U“ dabei, eine schöne, spiritualistische Ballade – und natürlich „Uninvited“, das Alanis damals für den Film „City of Angels“ schrieb und ihr zwei Grammys einbrachte.

Gut anderthalb Stunden spielt Alanis Morissette ihre Hits und begeistert ihre Fans mit ihrem grandiosen Organ und ihrer immensen Energie. Auf neues Material müssen diese allerdings verzichten, auch wenn das inzwischen neunte Album dem Vernehmen nach entweder noch in diesem oder spätestens im nächsten Jahr veröffentlicht werden soll. Das könnte ja eine erneute Tour nach sich ziehen. Eine Rückkehr auf den KunstRasen wäre also zumindest nicht ausgeschlossen.

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