Kult-Plattenladen Mr. Music schließt Abschied von einer Bonner Institution

Bonn · Der Bonner Platten- und CD-Laden Mr. Music macht nach 25 Jahren im Sommer Schluss. Dabei spielen die Bauarbeiten vor der Tür eine zentrale Rolle. Auch die Buchhandlung Böttger verlässt den bisherigen Standort.

Eine Bonner Institution schließt: Einer der letzten in der City verbliebenen Musikläden, Mr. Music an der Maximilianstraße, hat am Montag angekündigt, zum 30. Juni das letzte Mal zu öffnen. „Die Entscheidung ist mir verdammt schwer gefallen, zumal ich im November gerne noch das 25-jährige Jubiläum gefeiert hätte“, sagt Geschäftsführer Bernd Gelhausen, „aber es geht nicht anders.“ Es gebe mehrere Gründe, aber den letzten Ausschlag, oder wie Gelhausen sagt, „das letzte Mosaiksteinchen“, habe der begonnene Abriss der Südüberbauung direkt gegenüber gegeben.

Der Bauzaun des Investors Ten Brinke, der dort das Maximilian-Center errichten will, rückt bald näher an sein Geschäft heran. Vor dem Eingang steht schon ein großer gelber Baucontainer. „Der Zaun kam vor dem Weihnachtsgeschäft und hat sicher 25 Prozent Umsatzeinbußen gebracht“, so Gelhausen. Er rechnet damit, dass die Umsätze während Abriss- und Bauzeit weiter in den Keller gehen und spricht von seinem „Todesurteil“. Das sei alles nicht mehr wirtschaftlich darstellbar. Genug Rücklagen, die ihn über die nächsten Jahren tragen würden, hat Mr. Music nicht.

Sein Geschäft, der Handel mit CDs, Vinylplatten und Konzertkarten, hat sich in den vergangenen Jahren allerdings auch extrem verändert. „Die Menschen sind bequem geworden“, sagt Gelhausen. Viele besorgen sich Musik im Internet, wo sie die Lieder und Alben einfach herunterladen können oder über Dienstleister regelmäßig abrufen können. Sie bestellen vermehrt Tonträger beim Onlinehandel, der billiger anbietet, weil er keine Innenstadtmiete zu zahlen hat. Manche nehmen zuvor gerne die kostenlose Beratung der Musikkundigen rund um Bernd Gelhausen an.

„Es gibt keinen Plan B.“

Neun Mitarbeiter beschäftigt er, ein Teil ist seit Langem angestellt und hat während der Studienzeit an der Kasse angefangen. Einer von ihnen ist Carsten Krey, der das Dilemma auf den Punkt bringt: „Der Musikspezialist ist auf dem Markt einfach nicht mehr nachgefragt.“ Die Mitarbeiter wissen seit Donnerstag, dass sie sich ab Mitte des Jahres neue Jobs besorgen müssen. „Ich hoffe aber, dass alle bis zum Schluss bleiben und wir ein gutes Ende hinbekommen“, sagt Gelhausen, der noch nicht sagen kann, wie es für ihn beruflich weitergeht. „Es gibt keinen Plan B.“

Mr. Music gehört zu den Topmusikgeschäften in der Bundesrepublik. In den Anfängen gingen dort Musiker wie Köster und Hocker, Stacie Collins und Brings ein und aus: Sie spielten im Laden und davor. Gelhausen hat früher Musik produziert und pflegt bis heute enge Kontakte in die Musikszene. In einer Zeit, als das Bestellen von CDs noch nicht mit einem Mausklick zu erledigen war, konnte das Team von Gelhausen selbst die abwegigsten Titel aus dem Ausland als Export mit leichtem Aufpreis besorgen. Angefangen hat Bernd Gelhausen vor knapp 25 Jahren im oberen Ladenlokal. Der Keller, in dem Hardrock-, Jazz- und Weltmusik zu finden sind, kam erst später dazu.

Buchhandlung Böttger will umziehen

Gelhausen sagt, er begrüße grundsätzlich die Entwicklung am Hauptbahnhof, „aber ich muss einfach sagen, dass die Stadt in den vergangenen Jahren die Straße hat verkommen lassen.“ Das betreffe die Straßenbeleuchtung ebenso wie den Straßenzustand. Zunehmend hätten sich weniger Käufer in die Maximilianstraße „verirrt“, die an der Stelle einen Mc Donald's, eine Spielothek, eine Diskothek, einen Friseur und eine kleine Kleiderboutique zu bieten hat. Längst geschlossen haben Reisebüros und ein Restaurant.

Auch die Buchhandlung Böttger einige Meter weiter schließt zum 20. Februar. Allerdings will Geschäftsführer Alfred Böttger an anderer Stelle in der Innenstadt wieder öffnen. Auch er gibt drohende Umsatzeinbußen als Grund an. Stadtbaurat Helmut Wiesner sagte: „Dass sich an der Maximilianstraße über Jahre wenig getan hat, lag an der bekannten ungeklärten Situation der Südüberbauung. Der Knoten ist nun durchschlagen.“ Das neue Maximilian-Center werde den Bereich aufwerten, umliegende Läden würden profitieren. Er bedauerte die angekündigte Schließung von Mr. Music.

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