Kommentar zu Mietfahrrad-System in Bonn 900 Räder sind nicht genug

Meinung | Bonn · Das Leipziger Radleih-Unternehmen Nextbike hat am Montag sein Angebot in Bonn gestartet. Zunächst sollen diese Woche 200 Räder an 20 Stationen verfügbar sein, die restlichen 700 Räder werden bis Ende Oktober auf insgesamt 100 Stationen verteilt.

Das wurde aber auch Zeit. Zehn Jahre hat es von der ersten Idee bis zum fertigen Mietfahrrad-System gedauert. Vielleicht war es auch die Weltklimakonferenz, die den Ausschlag gegeben hat. Aber nicht etwa, weil die Planer in Bonn plötzlich umweltfreundlicher dachten – sondern weil Nextbike und die Vereinten Nationen eindrucksvoll vorgemacht haben, wie schnell man das Angebot etablieren kann. Binnen zwei Wochen nutzten Tausende die Nextbikes. Umso erfreulicher ist es, dass das Angebot fast pünktlich – eigentlich sollte es Spätsommer sein – gestartet ist.

Jetzt müssen die Bonner es nur noch nutzen. Die 100 Standorte, die die Ratspolitiker beschlossen haben, sind über die gesamte Stadt verteilt. Nextbike wird dadurch eine echte Alternative im Stadtverkehr: Mal eben mit dem Rad den Venusberg hinunterrollen, wenn der Bus zu lange braucht. Oder abends von der Kneipe in Poppelsdorf in die Altstadt radeln, wenn das Taxi zu teuer ist. Gerade deshalb wurde Nextbike von den Nahverkehrsunternehmen lange als Konkurrent gesehen.

Die Zeiten sind glücklicherweise vorbei. Für die Stadtwerke Bonn ist das Mietfahrrad eine Ergänzung, um „die letzte Meile“, wie Geschäftsführerin Anja Wenmakers sagt, zu erschließen. Wenn sich jetzt noch Unternehmen und Institutionen dazu entscheiden, eine eigene Station vor der Haustür anzubieten, würde das System auch für Pendler interessant. Und damit die Straßen zu den Hauptverkehrszeiten deutlich leerer. 900 Räder reichen dafür aber nicht aus.

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