Gebäudemanagement in Bonn 500 Millionen Euro Investitionsstau bei städtischen Gebäuden

Bonn · Das Echo auf die Analyse zum Städtischen Gebäudemanagement fällt in der Bonner Politik geteilt aus. Der Investitionsstau bei den städtischen Gebäuden wird auf rund 500 Millionen Euro geschätzt.

 Sanierungsfall: Im Bonner Stadthaus, vor 40 Jahren in Betrieb genommen, stehen zahlreiche Investitionen an.

Sanierungsfall: Im Bonner Stadthaus, vor 40 Jahren in Betrieb genommen, stehen zahlreiche Investitionen an.

Foto: Benjamin Westhoff

Drei Jahre hat eine Arbeitsgruppe an der Organisationsuntersuchung für das Städtische Gebäudemanagement (SGB) gearbeitet, eine Stunde dauert im zuständigen Fachausschuss des Stadtrates die erste Lesung über das Papier. Dabei fiel der erste Eindruck der 270 Seiten starken Analyse höchst unterschiedlich aus. Eine abschließende Bewertung ist indes nicht absehbar.

Wie berichtet, empfiehlt der Bericht eine Vielzahl kleinerer und größerer struktureller Veränderungen, um das SGB auf künftige Herausforderungen einzustellen. Im SGB-Ausschuss legte nun auch Marion Duisberg, seit sechs Jahren kommissarische SGB-Chefin, ihre Sicht der Dinge dar. Die Organisationsuntersuchung habe viel Zeit und Mühe in Anspruch genommen, sei aber hinsichtlich ihrer kritischen Analyse positiv zu bewerten. Viele Anregungen seien in der Zwischenzeit sogar schon umgesetzt worden, andere befänden sich in der Testphase.

Andererseits dämpfte Duisberg allzu hohe Erwartungen und warb um Verständnis für ein Kernproblem des SGB. „Dinge, die in 50 Jahren versäumt worden sind, kann man nicht in wenigen Jahren retten“, sagte sie mit Blick auf den Erhaltungszustand vieler der insgesamt rund 1500 vom SGB betriebenen Gebäude und den bestehenden Investitionsstau von geschätzten 500 Millionen Euro. Die permanente öffentliche Kritik am SGB nannte sie „für die Mitarbeiter schmerzlich“.

Referenten warnen vor hohen Erwartungen

Als nächstes werde man in den kommenden Wochen die bis 2030 anstehenden Projekte diskutieren. Nicht näher thematisiert wurde im Ausschuss die Frage, wie viele Millionen Euro Steuergeld der Bonner Bürger durch Probleme bei SGB-Projekten verloren gegangen ist.

Differenziert fiel die Präsentation der Arbeitsgruppe unter den Politikern aus. Zwar hatten die städtischen Referenten ausdrücklich vor zu hohen Erwartungen gewarnt, die angesichts übergeordneter Probleme wie dem bestehenden Fachkräftemangel verfehlt seien. Dass in der Analyse auch Empfehlungen enthalten sind wie die Verbesserung der Reinigungsqualität, veranlasste Ralf Laubenthal (SPD) zu dem Eindruck, dass „Basisgrundlagen offenbar nicht umgesetzt wurden“.

Birgitta Jackel (CDU) konstatierte, das SGB benötige offenkundig eine bessere personelle Ausstattung, um den Erhaltungsstau aufzulösen. Tom Schmitt (Grüne) nannte das Papier eine „gute Grundlage, um das SGB im Ganzen zu reformieren“.

Doch hatte möglicherweise auch das vorgetragene Negativbeispiel von Dächern, die „innerhalb von zehn Jahren fünfmal repariert werden“, in den Reihen der Mandatsträger nicht nur Gutes erwarten lassen. So nahm Marcel Schmitt (Bürger Bund) die Leitung des SGB in Schutz, brachte aber – nicht unwidersprochen – die Option ins Spiel, das SGB in die Verwaltung zu reintegrieren, denn: „Schlimmer war es vorher auch nicht“.

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