Bonner Caritas-Projekt 400 Wohnungslose in Bonn feiern Heiligabend

Bonn · Mit rund 400 Gästen feierte die Wohnungslosenhilfe der Caritas im Prälat-Schleich-Haus am Morgen von Heiligabend Weihnachten. Die Vorbereitungen dafür liefen seit September: es gab Essen, Dekoration, Gottesdienst, Musik und Geschenke zu organisieren.

Seit Jahrzehnten wird im Prälat-Schleich-Haus an Heiligabend Weihnachten gefeiert. „Noch vor zehn Jahren sind mit zwischen 80 und 90 Personen gekommen“, erinnert sich Einrichtungsleiter Gerhard Roden. In diesem Jahr sind es rund 400. Seit zwei Wochen konnten sich Wohnungslose für das Weihnachtsessen anmelden. Die Anzahl der Gäste erfordert einen hohen organisatorischen Aufwand. „Wir servieren das Essen in Schichten“, erklärt Sozialarbeiterin Nicole Jäger. Bei der Anmeldung erhielten die Gäste eine Uhrzeit, zu der sie im Haus erscheinen sollen. Das System habe sich nach anfänglicher Skepsis seit Jahren bewährt.

An Heiligabend erwartet die Wohnungslosen ein Wortgottesdienst, Chorauftritte und natürlich das Weihnachtsessen. Es wird traditionell Entenkeule, Klöße und Rotkohl serviert. Im Anschluss ist Bescherung: Kirchengemeinden, Schulklassen und Privatpersonen haben Geschenke wie warme Kleidung, Lesestoff, Hygieneartikel oder Spiele gesammelt und verpackt.

„In Bonn herrscht ein Klima der Solidarität“, freut sich Roden. Aber auch Geldspenden sind eine große Hilfe, die Feier koste rund 10.000 Euro. „Gerade an Heiligabend, wenn Wohnungsnot eine besonders schmerzliche Erfahrung ist, tut es den Menschen gut, zu spüren, dass jemand an sie gedacht hat“, sagt Ricarda Miebach, Sachgebietsleiterin der Ambulanten Dienste. Auch praktische Hilfe wird geleistet: Das Unternehmen Event-Vermietung spendet Tische und Stühle, um die Unterbringung der vielen Menschen zu ermöglichen.

Jäger wird an Heiligabend arbeiten, eine Last ist es für sie jedoch nicht. „Wir erleben jedes Jahr viel Dankbarkeit, nicht nur für das Fest, sondern auch für die Arbeit das ganze Jahr über“, freut sie sich. „Ich hatte letztes Jahr Tränen in den Augen, als ich das liebevolle Miteinander sah.“ Die jüngsten Gäste sind noch minderjährig, die ältesten über 90 Jahre alt. Roden sieht in dem Fest eine Chance der Teilhabe: „Unsere Aufgabe ist es, diesen Menschen einen Weg zurück ins normale Leben zu ermöglichen.“ Dazu gehöre eben auch das Feiern von Weihnachten.

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