Fastenzeit am Bonner Münster 40 Tage im Zeichen der Barmherzigkeit

BONN · „Am Anfang steht heute der Ruf zur Umkehr auf den Weg Jesu.“ Mit dieser Botschaft begann Stadtdechant Wilfried Schumacher am Aschermittwoch die diesjährige Fastenzeit am Münster. Auf diesem Weg gab er den Katholiken das Aschenkreuz mit, das er ihnen auf die Stirn zeichnete. Zudem war erstmals das neue Misereor-Fastentuch zu sehen.

 Aschermittwoch im Münster: Stadtdechant Wilfried Schumacher steht vor dem neuen Fastentuch, das bis Ostern die Apsis in der Basilika verdeckt.

Aschermittwoch im Münster: Stadtdechant Wilfried Schumacher steht vor dem neuen Fastentuch, das bis Ostern die Apsis in der Basilika verdeckt.

Foto: Stefan Knopp

Auch Stefan Frisch ließ sich das Kreuz auf die Stirn zeichnen. „Es ist ein Zeichen, bewusst die 40 Tage bis Ostern zu begehen“, sagte der Katholik. Außerdem markiere es das Ende des Karnevals. „Das gehört zum rheinischen Karneval .“ Für ihn sei das Aschenkreuz ein besonders starkes Symbol im katholischen Glauben an Vergänglichkeit und Auferstehung. Er werde jetzt auch fasten: „Kein Fleisch und keine Süßigkeiten.“ Besonders Letzteres falle ihm schwer.

Die Kurzandachten sind laut Schumacher ein „typisches Angebot für die City“: Sie seien für die Menschen gedacht, die innenstadtnah arbeiten und nicht in ihre Heimatgemeinden gehen können, um das Aschenkreuz zu empfangen, das den Gläubigen die eigene Vergänglichkeit vor Augen führen soll.

Entsprechend war die Andacht mittags besonders gut besucht. Das Kreuz, das traditionell aus der Asche der geweihten Palmzweige – hierzulande der Buchsbaumzweige – des vergangenen Jahres besteht, sei wieder mehr ins Bewusstsein der Menschen gerückt. „Wir leben in einer Welt mit immer mehr bunten grellen Lichtern, Masken und Rollen“, sagte der Monsignore. „Das Aschenkreuz wirft sich auf das Wesentliche.“

Die sieben Werke der Barmherzigkeit

Die Fastenzeit steht am Münster unter dem Leitwort „Barmherzigkeit verändert“. Ein Symbol der Barmherzigkeit Gottes sieht Schumacher auch in dem Fastentuch, das der chinesische Künstler Dao Zi für Misereor geschaffen hat. Mit Genehmigung des katholischen Hilfswerkes wurde das original zwei mal drei Meter große Tuch in eine fast 60 Quadratmeter große Leinwand umgewandelt.

Es zeigt einen großen und sieben kleine Goldklumpen auf hell- und dunkelgrauem Untergrund. Jeder möge daraus seine eigene Interpretation ziehen, so der Stadtdechant. So könne man den großen Klumpen als Symbol für übermäßigen Reichtum weniger ansehen, oder als goldene Brücke über eine Schlucht, die der Untergrund darstellen könnte.

Die kleinen Goldkörner symbolisieren die sieben Werke der Barmherzigkeit. Welche das sind, erfährt man in der Fastenzeit im „Rastplatz“, den Mitarbeiter am Münster aufgebaut haben. Der abgetrennte Bereich links neben dem Altarraum soll Menschen die Möglichkeit bieten, zur Ruhe zu kommen. Außerdem sollen sie sich mit der Frage „Was ist für mich Barmherzigkeit?“ beschäftigen und ihre persönlichen Antworten auf Zettel schreiben. Daraus soll in der Karwoche ein „Portal der Barmherzigkeit“ entstehen.

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