GA-Klimazeitung 397 Elektroautos fahren in Bonn

Bonn · Der Klimawandel fordert auch die deutschen Städte heraus. Die Stadt Bonn möchte nachhaltiger werden. Zahlen zeigen allerdings, dass noch viel zu tun ist.

Im Februar hat der Rat der Stadt Bonn die erste kommunale Nachhaltigkeitsstrategie verabschiedet. Diese Strategie soll der Beitrag der Bundesstadt zur systematischen Umsetzung der Agenda 2030 der Vereinten Nationen mit den 17 nachhaltigen Entwicklungszielen sein. Mehr als zwei Jahre lang wurde die Strategie im Austausch mit der Politik, Zivilgesellschaft, Wissenschaft und der Wirtschaft erarbeitet. Doch wie nachhaltig ist die Stadt schon? Der GA hat den Ist-Zustand bei der Stadtverwaltung abgefragt.

Solardächer: Das Städtische Gebäudemanagement verwaltet 1035 eigene Objekte (einzelne Häuser) sowie 522 eigene Liegenschaften (Grundstücke mit mehreren Häusern). Insgesamt sind auf den städtischen Dächern 63 Solaranlagen installiert, die eine Gesamtleistung von mehr als 1100 Kilowatt haben. Würde das gesamte Potenzial der Dächer in Bonn zur Stromerzeugung genutzt (auch private Dächer), könnte die Hälfte des gesamten Strombedarfs in Bonn durch regenerative Energien gedeckt werden, teilt das städtische Presseamt mit. Derzeit seien zwölf weitere Solaranlagen auf städtischen Gebäuden in Planung.

E-Fahrzeuge: Aktuell sind 24 städtische Fahrzeuge mit einem reinen Elektroantrieb ausgestattet, darunter zwölf Pkw und zwölf Transporter. „Der Bestand an E-Fahrzeugen soll sukzessive ausgebaut werden“, sagte Markus Schmitz vom Presseamt. Insgesamt umfasse der städtische Fuhrpark 593 Fahrzeuge, darunter 172 Lastwagen, 121 Pkw sowie 171 Feuerwehrfahrzeuge. Auch Bagger und selbstfahrende Arbeitsmaschinen mit Kennzeichen wurden mitgezählt. Oberbürgermeister Ashok Sridharan (CDU) wird ab Juli mit einem E-SUV von Audi seine dienstlichen Termine wahrnehmen.

50 öffentliche E-Ladestationen

Die Stadtwerke Bonn haben dem GA mitgeteilt, dass es 50 öffentliche E-Ladestationen im Stadtgebiet gibt – bis Ende 2019 sollen 50 weitere Ladestationen hinzukommen. „Eine E-Ladesäule besteht aus zwei Ladepunkten. Ein Ladepunkt kann eine Leistung von 22 Kilowatt zur Verfügung stellen“, erklärte SWB-Sprecher Michael Henseler. In Planung seien drei Schnellladestationen mit einer Leistung von jeweils mindestens 150 Kilowatt.

Insgesamt fahren 10 125 Elektrofahrzeuge mit einem BN-Kennzeichen über die Straßen. Die Zahl ist zwar hoch, allerdings sind 9 728 Fahrzeuge davon auf die Deutsche Post zugelassen. Bei den Fahrzeugen handelt es sich um die sogenannten Streetscooter, die deutschlandweit als Zustellfahrzeuge eingesetzt werden. Lediglich 397 E-Autos sind in Bonn auf private Halter zugelassen, hinzu kommen noch 2 129 Hybridfahrzeuge. Fahrzeuge mit einem Wasserstoffantrieb sind bislang nicht zugelassen.

Mobilität der städtischen Mitarbeiter: Die Stadtverwaltung besitzt 80 Fahrräder und Pedelecs, die die Mitarbeiter für dienstliche Aufgaben nutzen können. Nach der Sommerpause soll intern eine neue Software eingeführt werden, wonach die Buchung und Bereitstellung von Dienstfahrzeugen, wie E-Bikes, via App beziehungsweise Intranet „streckenoptimiert“ erfolgen soll. Außerdem verhandelt die Verwaltung derzeit mit Anbietern von Fahrradverleihsystemen über ein Modell für die Mitarbeiter. Von den mehr als 7 000 städtischen Angestellten nutzen 2400 ein Jobticket. „Darüber hinaus werden 800 Jobtickets für dienstliche Fahrten verwendet“, so Markus Schmitz.

Luftqualität: In den vergangenen zehn Jahren ist es der Stadtverwaltung nach eigenen Angaben gelungen, die Luftschadstoffbelastung in Bonn „deutlich zu senken“. Als Nahziel setze sich die Stadt Bonn dafür ein, dass der Grenzwert für Stickstoffdioxid „schnellstmöglich überall im Stadtgebiet“ eingehalten wird. Die Stadt Bonn leiste mit eigenen Maßnahmen ihren Beitrag, um die Luft sauberer zu machen. Ein besonderes Vorhaben sei dabei das Modellprojekt „Lead City“ des Bundes, bei dem es für Neukunden für 365 Euro im Jahr ein „sehr günstiges Bus- und Bahn-Ticket“ innerhalb Bonns gebe. Durch beispielsweise ein neues Parkleitsystem, das Staus vermeiden soll, und dem Bau von Radschnellrouten soll die Luftqualität außerdem verbessert werden.

Verhältnis der unbebauten zu den versiegelten Flächen hat sich verändert

Grünflächenanteil: „Aufgrund des kontinuierlichen Bevölkerungswachstums und Ausbaus der städtischen Infrastruktur hat sich auch in Bonn das Verhältnis der unbebauten Bereiche zu den versiegelten Flächen in den vergangenen 30 Jahren sicherlich zu Ungunsten des Freiraums verändert“, erklärte Schmitz. Die Verwaltung unterhalte ein eigenes Freiraummonitoring, wonach 57,3 Prozent des Stadtgebietes den Kategorien Wald, landwirtschaftliche Nutzfläche, Rhein, Ufer, Grünflächen, Friedhöfe, Spielplätze, Sportanlagen, Straßenbegleitgrün und Kleingärten zuzuordnen seien. 42,7 Prozent der Fläche werden von Siedlungen eingenommen. Die Zahlen stammen aus dem Jahr 2017. „In Zukunft muss es in Bonn darum gehen, im enger werdenden Freiraum die Multifunktionalität in der Nutzung, ob im Wald, Park oder Straßenbegleitgrün, im breiten Dialog nutzerorientiert weiterzuentwickeln“, so Markus Schmitz vom Presseamt.

Wärmeinseln: 2018 wurde in Bonn eine Klimaanalyse im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projektes „Zures“ angefertigt. „Die Klimaanalyse zeigt, dass sich insbesondere in den versiegelten, baulich verdichteten und schlecht durchlüfteten Siedlungsbereichen wie der Innenstadt in sommerlichen Hochdruckwetterlagen extreme Wärmeinseleffekte von bis zu acht Kelvin Temperaturunterschied zur durchschnittlichen Temperatur der Freiflächen zeigen“, so Schmitz von der Stadt Bonn. Die Ergebnisse würden in städtebauliche Planungen, insbesondere in den Verfahren der Bauleitplanung, einfließen.

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