Campus Poppelsdorf 26 Millionen Euro für das Museum Koenig

BONN · Schon 2020 wollen die Wissenschaftler des Zentrums für Molekulare Biodiversitätsforschung (ZMB) des Zoologischen Forschungsmuseums Alexander Koenig ihren Neubau im Campus Poppelsdorf beziehen. „Das ist jedenfalls unser optimistisches Ziel“, sagte am Mittwoch Professsor Bernhard Misof.

 Professor Bernhard Misof, Leiter des Zentrums für Molekulare Biodiversitätsforschung, (rechts) und Wolfgang Wägele, Direktor des Museums Koenig, sehen viele Synergien, wenn das neue Institutsgebäude im Unicampus errichtet wird.

Professor Bernhard Misof, Leiter des Zentrums für Molekulare Biodiversitätsforschung, (rechts) und Wolfgang Wägele, Direktor des Museums Koenig, sehen viele Synergien, wenn das neue Institutsgebäude im Unicampus errichtet wird.

Foto: Benjamin Westhoff

Außerdem wird das europaweit einzigartige Institut bis 2018 um 29 Stellen erweitert. Die ersten sechs neuen Mitarbeiter sollen noch im Laufe dieses Jahres eingestellt werden. Neben Misof als Inhaber des Lehrstuhls gehören zurzeit noch sechs feste Wissenschaftler, zwei Wissenschaftler, die aus Drittmitteln finanziert werden und mehrere technische Assistenten und Doktoranden zum Stamm des Instituts.

Die Pläne für das Institutsgebäude sollen jetzt in Kooperation mit einem Projektmanagementbüro entwickelt und die Arbeiten noch in diesem Jahr ausgeschrieben werden, so Misof. „Die Kosten für den Neubau, für den 26 Millionen Euro veranschlagt sind, und den Kernhaushalt des Instituts mit 1,4 Millionen Euro jährlich tragen das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und das Ministerium für Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen (MIWF) mit einem kleineren Anteil aller Bundesländer“, sagte Museumsdirektor Professor Wolfgang Wägele.

Dass die Zeit drängt, machten die Wissenschaftler schon vor anderthalb Jahren deutlich. Das vor viereinhalb Jahren gegründete Institut ist derzeit in mehreren Immobilien untergebracht, unter anderem im hinteren Anbau des Museums, wo sich auch die umfassende Insektensammlung befindet, und gegenüber in der Villa, wo einst die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik ihren Sitz hatte. Die Villa ist für den Zeitraum angemietet, bis der Neubau bezugsfertig ist. Aber es ist jetzt schon absehbar, dass das Haus auch weiterhin gebraucht wird.

Das Institut denkt jedenfalls darüber nach, die Immobilie an der Adenauerallee zu kaufen. „Wir haben akute Raumprobleme“, sagt Misof. Denn den Wissenschaftlern fehlt vor allem der Platz für Labors und Robot-Technik, die sie für aufwendige wissenschaftliche Experimente brauchen. Vor der dem Hintergrund der beschleunigten Zerstörung der Biodiversität und der Effekte des Klimawandels sei eine verstärkte Forschung zur Erhaltung der Umwelt notwendig, betont Wägele, der schon seit mehr als zehn Jahren den neuen Forschungsschwerpunkt „Molekulare Biodiversitätsforschung“ aufbaut.

Ziel der Forschung ist es, mit dazu beizutragen, die Artenvielfalt zu erhalten. Woran es vor allem in der weltweiten Forschung fehle, seien Daten, die systematische Erfassung von Organismen: „1,8 Millionen Organismen sind beschrieben, wir brauchen aber 25 Millionen.“ Mit einem Decoder werden die genetischen Codes von Tieren analysiert und dokumentiert. Grundlage der Beschreibung der Tierarten sind sogenannte DNA-Barcodes. Anhand von Abschnitten der Erbanlagen können die Arten auch verglichen und Verwandtschaften bestimmt werden. Auf diese Weise könnten Prozesse der Evolutionsgeschichte wesentlich einfacher als bislang beschrieben werden, heißt es. „Das Institut wird auch im Bereich der Informatik und Programmiertechnik einzigartig sein“, ist Wägele überzeugt.

Misof und Wägele freuen sich jedenfalls über den Standort. Die Idee ist der erste große Coup von Unirektor Professor Michael Hoch, der bekanntlich nicht nur interdisziplinäre Forschung fördern, sondern auch die Bandbreite seiner Uni mit Kooperationen erweitern möchte. „Einzelne Institute fachlich enger zu verzahnen, macht Sinn. Außerdem bringt es auch finanzielle Vorteile, wenn wir Labors und Bibliotheken gemeinsam nutzen können“, sagte Wägele.

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