Bastian Brauns aus Bonn 25-Jähriger kämpft gegen einen Tumor

BONN · Die Tür öffnet Bastian Brauns selbst. "Ich bin nicht ganz so schnell", sagt der 25-Jährige mit den Krücken und lächelt. Neben dem Tisch steht der Rollstuhl. "Brauche ich nicht", sagt er stolz. Es geht ihm gut jetzt. "Die neue Chemotherapie schlägt prima an. "Was ich will, ist ein Stillstand der Krankheit." Mit den Heilungschancen beschäftige er sich später. Der Medizinstudent mit der Kappe auf dem Kopf kämpft seit drei Jahren gegen einen bösartigen Tumor.

Einen Unterschenkel hat der junge Bonner schon durch Amputation verloren. Er hat eine Odyssee an Operationen, Chemotherapien, Bestrahlungen und alternativen Behandlungen hinter sich. Doch der Tumor sucht sich immer wieder neue Wege.

"Wir haben ja nichts zu verlieren. Wir probieren alles", sagt Bastian. Und seine Freundin Katharina Reingen, die neben ihm sitzt, drückt ihm die Hand. Die beiden gehen seit zwei Jahren durch Dick und Dünn. Katharina lässt Bastian nicht allein. Beim Kennenlernen habe er ihr sofort die Wahrheit gesagt, erzählt die Physiotherapeutin. "Aber man denkt ja zuerst, das wird rausoperiert und Schluss."

An Schluss ist auch nach drei Jahren nicht zu denken. Und das ist Thema der zweiteiligen Dokumentation mit dem Titel "Dies bisschen Leben", die am Dienstag, 13. November, und am Dienstag, 20. November, jeweils ab 22.30 Uhr auch Bastian Brauns in den Mittelpunkt stellt. Für die ARD-Themenwoche "Leben und Sterben" haben die jungen Filmemacherinnen Alexandra Hardorf und Caroline Rollinger ein Dreivierteljahr drei junge Erwachsene begleitet, die mit der Diagnose "Du wirst nicht mehr lange leben" leben.

"Ich hatte das Gefühl, dass Bastis offener Umgang mit seiner Krankheit auch ein Ventil ist, mit allem klar zu kommen", meint Rollinger, die mit 29 Jahren kaum älter als er ist. Auf den Krebsstationen seien Kranke wie Bastian ja oft die einzigen in ihrem Alter. Die Freunde gingen lieber feiern, als am Krankenhausbett zu wachen. "Das Filmen war auch eine ganz intensive Erfahrung für uns", so die Filmemacherinnen.

"Wenn ich jetzt 70 oder 80 wäre, dann hätte ich mein Leben gelebt. Aber warum kriegen 20-Jährige das?", fragt Bastian in der Doku dann doch. Er spricht von seiner Hoffnung, dass nach dem Tod dann doch nicht nur ein schwarzes Loch warte, sondern "jemand Gottmäßiges". Beim Gespräch zu Hause mit dem GA ist zu spüren, wie herzlich der Absolvent des Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums in seine Familie eingebunden ist.

"Die Hoffnung stirbt zuletzt", sagen die Eltern Ingrid und Wolfgang Brauns im Film. "Wir denken immer positiv", kommentiert das Bastian hier am Tisch und nimmt plötzlich die Kappe ab. Glücklich registriert er, dass die Gesprächspartnerin den Therapieerfolg sofort sieht: Die Beulen am Kopf, die während der Dreharbeiten plötzlich gewachsen waren, sind weg.

Kürzlich hat er mit Katharina den neuen James-Bond-Film gesehen. Am Wochenende stehe ein Treffen mit Freunden an. Am Morgen habe er die neue Prothese probiert. Er vertraue fest auf die Behandlung in der Bonner Kinderklinik, betont Bastian. Jetzt unterstütze er die Freundin, die ihre Bachelorarbeit schreibe. Und, mal sehen, nächstes Frühjahr sei vielleicht ein Trip nach Paris drin.

Der Film zeige, wie er am Nordseestrand steht und letztens sogar nach Dallas zu seinem Idol Dirk Nowitzki fliegt. Nach dem Punktspiel habe der NBA-Basketballstar den Bonner und seine Freundin auch in der Kabine erwartet. "War schon toll", denkt Bastian zurück. Wie er das alles schaffe? Eine Weile schweigt Bastian. Letztlich arbeite er seit drei Jahren seine Termine ab und lebe zum nächsten Behandlungstermin hin, kommt dann. "Es ist halt eine Achterbahnfahrt." Schweigen. Wichtig sei für sie beide, dass der Tumor nicht größer werde, meint Katharina sofort. Und Bastian ergänzt: "Ja, ich hoffe, er schläft."

Die Dokumentation:
Der Bonner Bastian Brauns ist einer der drei Protagonisten der Dokumentation "Dies bisschen Leben. Wenn junge Menschen mit dem Tod kämpfen", die der SWR am Dienstag, 13. November, und am Dienstag, 20. November, jeweils ab 22.30 Uhr innerhalb der ARD-Themenwoche "Leben mit dem Tod" ausstrahlt. Die Filmemacherinnen haben auf www.facebook.com/DiesBisschenLeben eine Plattform für junge, lebensbedrohlich erkrankte Erwachsene eingerichtet. Bastian Braun bloggt selbst auf baddisblog.blogspot.com.

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